Queensryche - Dedicated To Chaos

Mehrfach-Wertung der Redaktionqueensryche_dedicatedtochaosWas wurde in der Szene in letzter Zeit alles über Bands schwadroniert, die im Laufe ihrer Karriere ständig ihren Stil verändert haben. Aktuell gibt es da mit IN FLAMES und AMORPHIS zwei Beispiele, die in allen Phasen mit starken Songs aufwarten konnten. QUEENSRYCHE konnten das auch lange Zeit, egal ob sie sich auf "Rage For Oder" vom Hairmetal inspirieren ließen, mit "Empire" zur Hitmaschine wurden oder sich auf "Promised Land" dem alternativen Rock zuwandten. Doch dann kamen mit "Hear In The Now Frontier", "Q2K" und "Tribe" Alben bei denen sie einerseits ihre Hymnik auf der anderen Seite ihre sonst so gepflegte Perfektion vermissen ließen. Erst mit dem zweiten Teil ihres Meilensteins "Operation: Mindcrime" konnten sie wieder Boden gut machen. Vor zwei Jahren konnte dann "American Soldier" trotz zweifelhafter Inhalte wieder überzeugen. Geht der Aufwärtstrend auf "Dedicated To Chaos" weiter?

Der Beginn ist mit dem bereits auf den Festivals im Frühjahr vorgestellten "Get Started" verheißungsvoll. Klar, eine Rückkehr zu den Progmetal-Zeiten der Achtziger findet auch hier nicht statt, die musikalische Marschrichtung geht weiter in Richtung Alternativerock. Wobei beim Opener die Betonung auf Rock liegt, denn die Nummer treibt schön nach vorne. Das folgende "Hot Spot Junkie" nimmt das Tempo ein wenig raus und legt mehr Wert auf Gitarrenmelodien.
Überhaupt kann Michael Wilton mit seiner Saitenarbeit durchaus überzeugen, zumindest in der Beziehung geht es ohne Chris DeGarmo. Wobei ich immer noch bezweifle ob die teilweise Orientierungslosigkeit wirklich an dessen Ausstieg lag, denn die heutige Stilrichtung prägte der ehemalige Hauptsongschreiber eindeutig  mit. Seinem damaligen Axtkollegen gelingen dagegen ein paar feine Soli wie in dem von einem stoischen Riff dominierten "I Take You" und viele interessante Lead-Fills.

Spätestens beim eröffnenden Basslauf von "Got It Bad" kristallisiert sich eine weitere Komponente von "Dedicated To Chaos" heraus. Psychedelische Welten halten im Kosmos von QUEENSRYCHE verstärkt Einzug, die Titel sind raumgreifender und nicht mehr so direkt nach vorne orientiert. Teilweise bedient man sich auch der Sphärik des Artrock und erinnert in dem Ansatz an PINK FLOYD, ohne sich jetzt wirklich offensichtlich bei ihnen anzulehnen. Dass die Truppe aus Seattle schon immer ein Faible für die Überväter hatte ist nun aber auch nicht Neues.
Neu ist hingegen der verstärkte Einsatz eines Saxophons in Nummern wie dem groovigen "Wot We Do" oder dem melodischen "Higher", was für zusätzliche Klangfarben sorgt. Gegen Ende wird es recht düster, "The Lie" kommt schwerfällig und psychedelisch wabbernd daher. Und der Rausschmeißer "Big Noize" wirkt trotz seiner Melodik recht verstörend.

Von der stilistischen Ausrichtung her ist da kaum etwas zu bemängeln, der Rundling wartet mit vielen guten Ansätzen auf. Mit ein paar Stücken, die weniger getragen sind wie "Retail Therapy", bei dem sich groovende Alternative-Riffs mit einem hardrockigen Refrain abwechseln ist für reichlich Abwechslung gesorgt. Man gibt sich im besten Sinne des Wortes progressiv und versucht sich nicht zu wiederholen auch wenn sich die musikalische Basis seit der "Trilogie Des Grauens" nicht viel verändert hat.
Leider bleibt es in vielen Fällen bei Ansätzen, denn wirklich durchgehend begeisternde Songs sucht man auf "Dedicated To Chaos" vergeblich. Der feine melodische Refrain von "Drive" will nicht so recht zum ebenfalls von der Bassgitarre geprägten Rest passen. Vieles wirkt zu knapp, zu konzentriert, vielleicht wären ausladendere Arrangements besser gewesen, wie man sie teilweise in "At The Edge" präsentiert. Und geht man wirklich mal den direkten Weg wie in "Around The World" fällt man schnell in die Belanglosigkeit.
Seit "American Soldier" sind zwei Jahre vergangen, so schnell waren QUEENSRYCHE schon lange nicht mehr mit einer Scheibe fertig. Da hätte man sich besser etwas Zeit lassen sollen damit die Songs reifen können. So bleibt am Ende vieles Stückwerk, das trotz guter Ideen nicht auf den Punkt kommt. Und gute Songs sind nun mal das wichtigste im Musikhandwerk und das bekommen oben genannte Bands besser hin. Auch wenn es alte Fans anders sehen, es liegt sicher nicht an der musikalischen Direktive, was man am klar gelungeneren Vorgänger sieht. (Pfälzer)

Bewertung: 6,5 / 10

Anzahl der Songs: 12
Spielzeit: 54:33 min
Label: Roadrunner Records
Veröffentlichungstermin: 24.06.2011

Wertung der Redaktion
David Bernie Kevin Maik Mika Simon Jochen
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