Mehrfach-Wertung der Redaktion

In Flames Sounds Of A Playground FadingIN FLAMES haben in den letzten fast 10 Jahren viele ihrer alten Fans vor den Kopf gestoßen. Viele kamen auch gar nicht mit den modernen Sounds der Band zurecht und haben sich komplett abgewendet. Und selbst aufgeschlossene Gemüter konnten auf den Alben von „Reroute To Remain“ bis „Come Clarity“ zwar einzelne sehr gute Songs ausmachen, aber von einem wirklich guten Album zu sprechen, wagte doch niemand so richtig. Mit dem letzten Album „A Sense Of Purpose“ ist der Band das jedoch gelungen und sie hat zum ersten Mal seit Jahren ein absolut geniales Album abgeliefert (auch wenn das viele Fans der ersten Stunde nicht wahrhaben wollen). Positive Vorzeichen also?

Vielleicht. Dazu kommt aber das große Minus, daß Jesper Strömblad, letztes verbliebenes Gründungsmitglied und Hauptsongwriter der Band, die Schweden im letzten Jahr verlassen hat, um endgültig seine Alkoholsucht zu besiegen. Ersetzt wird er durch Dauervertreter Niclas Engelin, der nun festes Bandmitglied ist. Live ist er ja ein durchaus adäquater Ersatz. Songschreiberisch bedeutet dies jedoch, daß Gitarrist Björn Gelotte nun der alleinige Songwriter ist. Wird er alleine solch geniale Songs schreiben können wie im Team mit Strömblad?

Eine schwere Bürde lastet da auf seinen Schultern, doch er trägt sie mit relativer Gelassenheit. Der Songwritingprozess hat dieses Mal länger gedauert als sonst, was wohl auch ein Grund dafür sein dürfte, daß die Pause zwischen „A Sense Of Purpose“ und „Sounds Of A Playground Fading“ die größte ist, die IN FLAMES jemals zwischen zwei Alben hatten. Ob sich die Wartezeit gelohnt hat, liegt im Auge des Betrachters. Denn wer schon mit den letzten Alben der Band nichts anfangen konnte, dem wird auch die neue nicht zusagen und der braucht hier eigentlich gar nicht mehr weiterzulesen.

„Sounds Of A Playground Fading“ startet mit dem Titelsong, der sich nach einem akustischen Intro zu einem typischen IN FLAMES-Smasher entwickelt. Der Song eignet sich auf jeden Fall als Opener für zukünftige Konzerte und dürfte live noch einen Tacken härter rüberkommen. Auch „Deliver Us“ ist ein echt cooler Song geworden, der sogar leichte „Clayman“-Anleihen hat. Dank Ohrwurmrefrain einer der besten Songs der Scheibe, der auch gerne etwas länger hätte sein dürfen.

Allerdings schlägt man auf der Scheibe auch deutlich ruhigere Töne als zuvor an. „All For Me“, das sehr düster und heavy daherkommt ist eigentlich noch recht metallisch. „Fear Is The Weakness“ ist zwar noch eindeutig als IN FLAMES-Song zu erkennen, klingt jedoch schon eher nach Rock als nach Metal. Und Songs wie „The Attic“ „Jester’s Door“ oder „Liberation“ sind doch sehr ruhig ausgefallen und gehen nicht nur aufgrund von Anders Fridéns Cleangesang als astreine Balladen durch. Was sie aber nicht zu schlechten Songs macht!

Insbesondere „Liberation“ ist trotz NICKELBACK-Schlagseite ein sehr geniales Stück geworden, wenn es auch als Albumausklang etwas seltsam anmutet. Einen Song wie „Jester’s Door“ haben die Schweden so noch nie zuvor geschrieben. Und trotzdem ist es ein wirklich guter Song geworden, der geradezu hypnotisch wirkt.

Dafür begeistert man aber auch mit richtig geilen Brettern wie „Darker Times“ (starkes NEVERMORE-Riffing zum Einstieg), „Enter Tragedy“ mit an glorreiche „Jester Race“-Zeiten erinnernden Elementen oder „A New Dawn“, das zum Ende des Albums trotz massivem Streichereinsatz aus der Dose noch mal richtig abgeht. „Darker Times“ hat einen herrlichen Ohrwurmrefrain und mausert sich damit zu einem der besten Songs der Scheibe. Und „Enter Tragedy“ will ich live hören! Einfach nur gut! Gleiches gilt aber auch für „A New Dawn“. Auch der hebt das Niveau der Platte ganz erheblich.

„Ropes“ ist zwar ein guter Song, der sofort als von IN FLAMES stammend zu identifizieren ist, wirkt im Großen und Ganzen aber etwas zu zurückhaltend. Live mit etwas mehr Härte gewürzt könnte der auch richtig gut werden. Und das gilt noch für  andere Songs auf dem Album. Denn insgesamt haben IN FLAMES doch einiges an Härte eingebüßt, auch setzt man vermehrt auf Cleangesang. Der ist dafür aber auch nicht mehr so „weinerlich“, was viele ja immer wieder bemängelt haben.

Anhand von Songtiteln wie „Darker Times“, „Jester’s Door“ und „A New Dawn“ könnte man annehmen, daß die Schweden auf diese Weise den Verlust ihres Mainmans verarbeiten, doch ich glaube, daß die Band darüber ganz gut hinweggekommen ist. Musikalisch hat sie es in jedem Fall geschafft. IN FLAMES funktionieren auch ohne Jesper Strömblad. „Sounds Of A Playground Fading“ ist zwar kein Überalbum wie der Vorgänger „A Sense Of Purpose“ geworden, aber es ist dennoch eine wirklich gute Scheibe. Vielleicht braucht die Platte auch einfach noch etwas Zeit um zu wachsen. Und wer noch nicht wirklich damit warm geworden ist: Ab ins Auto und beim fahren hören. Aber laut! (Anne)

 

 

Bewertung: 8 / 10


Anzahl der Songs: 13
Spielzeit: 53:44 min
Label: Century Media
Veröffentlichungstermin: 17.06.2011

Wertung der Redaktion
Bernie Brix Maik Rainer Jochen Mika Jannick
6,5 7,5 8,5 8,5 7 7,5 7
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