Týr - The Lay Of Thrym

tyr_thelayofthrymThrym ist der Sage nach einer der Riesen, die in Jotunheim wohnten. Die Riesen fürchteten die Asen und so stahl König Thrym dem schlafenden Thor seinen Hammer Mjölnir, die mächtigste Waffe der Asen. Er leugnete den Diebstahl auch gar nicht, sondern erklärte vielmehr, er wolle den Hammer zurückgeben, wenn er dafür Freya zur Frau bekommen würde. Die weigerte sich jedoch rundheraus und so blieb Thor nichts anderes übrig, denn als Freya verkleidet in der von seinen Böcken gezogenen Kutsche zur Hochzeit an den Hof König Thryms zu ziehen. Begleitet wurde er von dem ebenfalls verkleideten Loki. Am Hofe wunderte sich der Bräutigam, welchen ungeheuren Appetit seine Braut an den Tag legte. Doch Loki konnte alle Bedenken Thryms ausräumen. Und so gelang es Thor, Thrym und sein Geschlecht zu erschlagen und seinen Hammer zurückzugewinnen. Die Sage vom Diebstahl Mjölnirs ist eine der lustigsten Episoden der Edda, und daß TÝR ausgerechnet diese als Titel für ihre neue Scheibe ausgewählt haben, zeigt, daß die Mannen um Heri Joensen mehr Humor haben, als man ihnen gemeinhin zutraut. Doch „The Lay Of Thrym“ ist kein richtiges Konzeptalbum (und schon gar kein lustiges), sondern man will die Songtexte durchaus auch auf die heutige Zeit und die aktuellen politischen Geschehnisse bezogen verstanden wissen. So handelt etwa „Shadow Of The Swastika“ davon, dass man sich nicht unter der Last, die die Sünden der Vorfahren einem aufgebürdet haben, beugen sondern diese abwerfen soll, denn man selber trägt keine Schuld daran. Allerdings ist das auch ein Song, den irgendwer der Band sicher wieder negativ auslegen wird.

Auf welche politischen Verhältnisse sich „Take Your Tyrant“ bezieht, ist dagegen ziemlich selbsterklärend. Auch sonst hört man auf der Platte eher ungewohnte Töne beziehungsweise liest man eher ungewohnte Songtexte. Während bei TÝR bisher eher Songtexte vorherrschten, die Geschichte, Sagen und Traditionals beleuchteten, schrieb Mainman Heri Joensen bei seinem Soloprojekt HELJAREYGA deutlich persönlichere Songtexte. Dies führt er nun auch bei TÝR fort. So handelt z.B. „Evening Star“ davon fern der Heimat in einem fremden Land zu leben. Und gleichzeitig handelt es doch auch von Thor auf der Suche nach dem Hammer Mjölnir. Hier zeigt sich einmal mehr das dichterische Talent des Sängers.

Mein persönlicher Lieblingssong und Anspieltip ist auf jeden Fall „Fields Of The Fallen“. TÝR punkten mit ungewohnt harten Gitarren und einem absoluten Ohrwurmrefrain. Dieser Song geht Richtung klassischer Heavy Metal und weg vom Pagan Metal und ist dennoch absolut unverkennbar TÝR. Davon hätte ich gerne mehr! Den Song will ich live hören. Einfach nur genial!

Aber auch die Traditionals kommen nicht zu kurz. Leider gibt es jedoch wieder nur zwei; dabei sind diese doch eine der Stärken der Band, die den Färingern maßgeblich zu ihrem heutigen Bekanntheitsgrad verholfen haben. „Konning Hans“ ist ein dänisches Volkslied, „Ellindur Bóndi Á Jaðri“ unverkennbar färöisch. Gelungen sind sie beide allemal. Die Neuinterpretation bekannter Volksweisen ist einfach eine Stärke der Band. Diese Songs verströmen eine ganz besondere Atmosphäre und machen die Band zu einer Ausnahmeerscheinung.

Beim Titelsong „The Lay Of Thrym“ kommt nach langer Zeit wieder mal der E-Bow zum Einsatz was doch stark an „Regin Smiður“ von ihrem zweiten Album „Eric The Red“ erinnert. Doch „The Lay Of Thrym“ ist ungleich heavier und vor allem viel schneller. Ein schnaubendes Pferd verleiht dem Song noch zusätzlichen Drive (ganz ehrlich). Ähnlich wie „Fields Of The Fallen“ geht der Song weg vom Viking hin zum Heavy Metal und gehört damit zu den besten Songs des Albums.

Und wer sich die Digipak-Version des Albums zulegt, der kommt auch noch in den Genuß zweier Coverversionen. Mit dem BLACK SABBATH-Cover „I“ und dem RAINBOW-Stück „Stargazer“ huldigt man seinen Helden und kann den Originalen mindestens das Wasser reichen.

„The Lay Of Thrym“ bleibt zwar dem Pfad, den man mit „Land“ und „By The Light Of The Northern Star“ hin zu eingängigeren, kürzeren Songs eingeschlagen hat, weiterhin treu, geht aber doch auch wieder etwas zurück zu den Wurzeln der Band Richtung „Ragnarok“ und „Eric The Red“ wenn es auch nicht ganz die Klasse dieser Alben erreicht. Allerdings muß man sagen, daß das Album mit jedem Durchlauf wächst. Beim ersten Hören ist man fast etwas enttäuscht, doch je öfter man die Scheibe hört, desto tiefer fressen sich die Songs in die Gehörgänge. Da hofft man einfach nur noch, daß die Band sich endlich wieder live blicken läßt, hat sie sich doch die vergangenen beiden Jahre ziemlich rar gemacht. (Anne)


Bewertung: 8,5 / 10

Anzahl der Songs: 10
Spielzeit: 45:56 min
Label: Napalm Records
Veröffentlichungstermin: 27.05.2011
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