Theatre Of Tragedy - Last Curtain Call

theatreoftragedy_lastcurtaincallAlles hat ein Ende, nur die Wurst….! Diese alte Binsenweisheit gilt nun auch für die Gothicmetal-Pioniere THEATRE OF TRAGEDY. Dabei hatte es für die Norweger zu Beginn sehr gut ausgesehen, mit ihrem Debüt etablierte sie das „Beauty and the Beast“-Schema, das Wechselspiel aus hohen weiblichen Gesängen und männlichen Growls im Metal. Ein Jahr später gelang mit „Velvet Darkness They Fear“ der Durchbruch.
Leider lief danach so ziemlich alles schief, was man sich vorstellen konnte. Zuerst erkrankte Axtmann und Hauptsongschreiber Tommy Lindal und konnte seine Kariere nicht mehr fortsetzen. Das hatte einen stetigen Wechsel an der Gitarrenfront und auch bei den Songwritern zur Folge, was zu ständigen Stilwechseln führte. „Waren „Aegis“ noch stark vom Gothicrock geprägt so driftete man mit „Musique“ in elektronische Gefilde ab.
Als weiteres Problem entpuppte sich das Scheitern der privaten Beziehung der beiden Vokalisten. Dies entlud sich in Spannungen im Bandgefüge, bis man sich 2003 von Liv Kristine Espenaes trennen musste. Doch mit ihrer Nachfolgerin Nell Sigland kam die Karriere trotz ansprechender Alben nicht mehr in Fahrt. Als Konsequenz gab man 2010 das Aus bekannt, „The Last Curtain Call“ ist wie der Name schon sagt dann das letzte Lebenszeichen der Band.

Ganz so einfach wollten sich THEATRE OF TRAGEDY auch nicht von ihren Fans verabschieden, weswegen es neben der letzten EP „Addenda" eine Reihe Abschiedskonzerte gab. Der letzte Gig fand am 10. Oktober in ihrer Heimatstadt Stavanger statt und wurde auf dem nun vorliegenden Album dokumentiert. Hier bot man nochmal einen schönen Querschnitt aus allen Phasen des gesamten Schaffens, wobei der Focus auf dem letzten Studiodreher „Forever Is The World" sowie bei „Velvet Darkness They Fear" und „Musique" lag.
Doch genau dies macht auch die Problematik der Sache mehr als deutlich, das eröffnende „Hide And Seek" der letzten Langrille kommt zuerst wie das gesamte Werk eher atmosphärisch, fast cineastisch rüber. Das folgende „Bring Forth Ye Shadow" ist dann wieder aus ganz anderem Holz geschnitzt mit seinen schweren Riffs und dem Gegrunze von Raymond I. Rohonyi. Und so durchzieht es die gesamte Spielzeit, der Set wird dadurch irgendwie unhomogen und zerfahren auch wenn die einzelnen Lieder für sich überzeugen können.


Und das macht eben den Unterschied zu anderen Acts, die mit ihnen gemeinsam groß geworden sind, aber heute noch an der Spitze der Szene stehen aus. AMORPHIS oder PARADISE LOST haben ihren Stil, der anfänglich auch gewisse Parallelen auswies auch sehr verändert. Doch ihnen gelingt es in der Live-Situation die Nummern so zu arrangieren, dass sie in einem zusammenhängenden Kontext stehen.

Technisch ist allerdings kaum etwas einzuwenden, für ein Live-Album kommt die Produktion sehr transparent rüber, die vielen Details kommen zur Geltung. Auch den nötigen Druck lässt der Sound nicht vermissen. Dazu zeigt sich die Formation gut eingespielt, diese Besetzung hielt dann am Ende auch ziemlich lange. Auch die Zuschauer wurden gut eingefangen, leider gab es von der Band kaum Interaktion mit dem Publikum, was bei dem Anlass wünschenswert gewesen wäre.

Dennoch ist das Dokument der Show ein würdiger Abschied für THEATRE OF TRAGEDY, die wohl mit Wehmut auf die nicht genutzten Möglichkeiten zurück schauen werden. Denn mit ihren stilistischen Vorgaben zimmerten so manche Acts weitaus größere Karrieren. (Pfälzer)

Bewertung: 7 / 10

Anzahl der Songs: 16
Spielzeit: 82:31 min
Label: AFM Records
Veröffentlichungstermin: 16.05.2011

Kategorie: CD-Reviews