Johann Wolfgang Pozoj - Birth of Pozoj

J.W.Pozoj_BirthOfPozojKroatien ist an sich nicht bekannt für seine Black Metal Szene. Aber wie jedes Land hat auch dieses seine versteckten Perlen, die nur allzu oft nicht international wahrgenommen werden. JOHANN WOLFGANG POZOJ sind eine davon, denn abgesehen von einem äußerst merkwürdigen Bandnamen, bieten die Jungs progressiven Schwarzmetall vom Feinsten. Schon seit 2004 gibt es diese Band, die offensichtlich große Freude an langen Songs hat. So hat ihr nun neu-aufgenommenes Debütalbum „Birth of Pozoj“ (Erstveröffentlichung 2007) lediglich zwei Tracks, die sich beide in der Größenordnung einer halben Stunde aufhalten. Einerseits  gibt diese Art der Albenstruktur JOHANN WOLFGANG POZOJ die Gelegenheit, Großartige Hymnen zu schreiben. Andererseits jedoch erhöht sie das Risiko, dass die Tracks in monumentaler Fadheit ausufern.

Glücklicherweise ist letzteres in keinerlei Hinsicht der Fall. Die zwei Songs sind von einer kompositorischen Qualität, wie man sie in diesem Genre sonst lange sucht. Eine reife Durchstrukturierung der Tracks macht diese zu sehr außergewöhnlichen Hörerlebnissen, die durch Innovation und vor allem durch Eigenständigkeit glänzen.
Fesselnde, minimalistische Grundriffs bilden das Grundgerüst der Tracks, die immer weiter ausgebaut und abgeändert werden. JOHANN WOLFGANG POZOJ konzentrieren sich dabei zunächst eher auf eine ruhige, fesselnde Monotonie als auf herbes Geknüppele. Stabilisiert wird dieses Gerüst durch virtuose Gitarrenläufe, progressive Keyboardeinlagen und beruhigende Klargesangspassagen.
Doch das Gleichgewicht verschiebt sich im Laufe des Songs immer mehr zugunsten des rohen Schwarzmetalls. Hat sich dieses erstmal eingependelt, stehen finstere Blastbeat-Parts im ständigen Wechsel mit melodischen Progressive-Einschüben. Die Vielseitigkeit, die dadurch auf „Birth of Pozoj“ Einzug erhält, steht dabei irgendwie im krassen Kontrast zu der Monotonie, aus der sie entsprang, was sich sehr eindrucksvoll auf den Gesamteindruck auswirkt.
Insgesamt merkt man gar nicht, dass es nur zwei Songs sein sollen, die man sich gerade anhört. Die unauffälligen Motivwechsel und melodischen Variationen sind einfach enorm umfangreich, weshalb sich viele Passagen wie separate Songs anhören. Nach einiger Zeit wird jedoch das Leitmotiv wieder aufgegriffen, was die Tracks zu sehr interessanten Angelegenheiten macht.
Etwas schade ist, dass sich so manches Mal ein belangloser Riff einschleicht, der einfach richtig ausführlich verwurstet wird, ohne wirklich auf den Punkt zu kommen. Auch das Drumming ist etwas lieblos geraten, denn stellenweise unterscheidet dieses sich in den schwarzmetallischen Passagen überhaupt nicht von den experimentelleren.
„Birth of Pozoj“ ist ein Album geworden, dass vor allem für Fans von NEGURĂ BUNGET oder OCTOBER FALLS interessant sein dürfte. Auch sonst kann jeder bedenkenlos zugreifen, der es liebt, wenn ein progressiver Groove auf ein gutes Gespür für eingängige Riffs und überdurchschnittlich gute Songstrukturierung trifft.
Als Must-Have würde ich diese Scheibe jedoch nur bedingt bezeichnen, auch wenn Kroatien nun mit JOHANN WOLFGANG POZOJ in Besitz einer respektablen Black Metal Institution ist. (Jannick)


Bewertung: 7,5 / 10
Anzahl der Songs: 2
Spielzeit: 54:48
Label: Code666
Veröffentlichungstermin: 16.05.2011

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