Aosoth - III

aosoth_IIIDie Speerspitze des orthodoxen Black Metals bilden überwiegend französische Bands. Es wird wohl kaum jemandem entgangen sein, dass unser westlicher Nachbar keine Gefangenen macht, was die schwarzmetallische Tonkunst anbelangt. Als Pioniere der Disharmonie und der unendlich finsteren auralen Atmosphäre haben sie diesen Ruf auch mehr als verdient.
Bis in die heutige Zeit sind die Franzosen ihrem Stil größtenteils treu geblieben, was glücklicherweise auch für die meisten jungen Bands gilt. Ein Paradebeispiel dafür ist die seit 2002 existente Black-Metal-Institution AOSOTH, eine Band, die sich aus der gut doppelt so alten Kultkapelle ANTAEUS herausentwickelte.
Nun kommt mit dem treffenden Namen „III“ das dritte Album der Teufelsanbeter auf den Markt, und bietet wieder einmal bitter-bösesten Schwarzmetall der ganz infernalen Sorte.

Wahnwitzig makabere Songstrukturen sind das Fundament, auf dem regelrechte schwarze Messen klanglicher Natur abgehalten werden. Kompromisslos eindringlich bohren sich die messerscharfen Riffs durch die Gehörgänge und setzen sich mitten im Hirn fest. Gleich zu Beginn wird klar: hier geht es in erster Linie nicht nur um Musik, sondern richtig zur Sache.
Ewig treibend bahnen sich tonnenschwere Doom-Riffs durch die Songs, die durch ein subtil wütendes Schlagzeugspiel entsprechend hinterlegt werden. Zu diesem hypnotischen Klangteppich kommen jedoch gezielte Läufe hinzu, die dem Hörer den Rest geben. Durchgehend werden mit einem Höchstmaß an Präzision und Feingefühl quietschende, schiefe Töne aus der Gitarre gelockt, die sich einzigartig harmonisch zusammenfügen. Als kleines Extraschmankerl versieht der Drummer das Ganze mit verspulten Rhythmusvariationen, die sich zeitweise in enorm schnellen Blastbeats äußern. AOSOTH erzeugen somit eine Musik, deren Harmonie komplett auf disharmonischen Elementen beruht.
Diesen verstörenden Klängen gesellt sich ein hypnotischer Gesang hinzu, der kräftig und bestimmt alles in Grund und Boden grölt.

AOSOTH schaffen es auf „III“ tatsächlich, etwas Neues zu bieten, das musikalisch trotzdem mit WATAIN und FUNERAL MIST vergleichbar ist. Qualitativ spielen die Franzosen einfach in einer Liga, der die meisten anderen Bands dieses Genres um Längen nicht gewachsen sind. Ihr hochpräzises Spiel, das gekoppelt mit dieser einzigartig finsteren Atomsphäre regelrecht süchtig macht, zeugt einfach von musikalischem Talent und spieltechnischer Fähigkeit.
Das muss jedoch nicht jedem gefallen. Wer nämlich nichts mit rohem, eiskaltem Black Metal anfangen kann, der wird „III“ rein gar nichts abgewinnen können. Hier geht es eine gute dreiviertel Stunde richtig ab, ohne Rücksicht auf andere Geschmäcker. Kein Keyboard, kein Klargesang, nicht mal melodische Ausschweifungen versuchen hier, neue Hörer für sich zu gewinnen. AOSOTH machen Musik für Liebhaber, und sonst für niemanden. Darüber sollte man sich im Klaren sein, bevor man sich diese großartige Scheibe zulegt. (Jannick)


Bewertung: 8,5 / 10

Anzahl der Songs: 6
Spielzeit: 45:57
Label: Agonia Records
Veröffentlichungstermin: 22.04.2011

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