Leaves Eyes - MeredeadDie „Vier-Nationen-Formation“ LEAVES' EYES will es anscheinend mit ihrem neuen Studiodreher wissen. Der weltweite Erfolg des überraschend starken und von mir mit mehr als verdienten 8 Punkten honorierten Vorgängers „Njord“ scheint der Band um Liv Kristine und Gatte Alex Krull einiges an zusätzlichem Selbstvertrauen gegeben zu haben, so dass man an „Meredead“ noch ambitionierter herangegangen ist, was nicht nur an der Zahl an Gastmusikern und bei der Auswahl an genrefremden Instrumenten ersichtlich ist. Liv's Schwester Carmen von MIDNATTSOL, Maite Itoiz und John Kelly (bei welcher Band die beiden gespielt haben könnt ihr wissen oder googeln), die Norwegerin Anette Guldbrandsenund, sowie das von RAGE bekannte Lingua Mortis Orchestra von Victor Smolski haben LEAVES' EYES im Studio tatkräftig unterstützt.

Nun ja, gebracht hat dieser ganze Aufwand relativ wenig, denn über „Meredead“ schwebt ein riesengroßes Problem. Zwischen dem für LEAVES' EYES Verhältnisse brettharten und wirklich guten Opener „Spirit's Masquerade“ und der abschließenden schönen Ballade „Tell-Tale Eyes“ haben Mastermind Alex Krull und seine Begleiter vergessen Songs zu schreiben, die zünden und die mitreißen können. Zudem ist die Ansammlung an Traditionals (immerhin sechs Stück!), die man für „Meredead“ ausgewählt hat, und die dazu führen, dass das vierte Album von LEAVES' EYES etwas bedächtiger klingt, auch nicht das Wahre. Das können TYR oder FALCONER von der Umsetzung her mindestens zehn mal besser.  

Nach einem halben Dutzend Umläufen von „Meredead“ komme ich nicht daran vorbei zu konstatieren, dass bei „Meredead“ fast gar nichts hängen bleibt, die ganze Platte wirkt wie ein einziger langer, langwieriger und langweiliger Song oder in einem Wort: "belanglos". Lediglich „To France“ lässt zwischendrin einmal kurz aufhorchen, was aber mehr der Tatsache geschuldet ist, dass es sich dabei um ein Cover des MIKE OLDFIELD Klassikers handelt, das ähnlich nichtssagend ist wie die BLIND GUARDIAN Version vor vielen Jahren und im Kontext des Albums auch nicht so Recht passen will. Paradebeispiel für die ganze Problematik ist das über 8 Minuten lange „Sigrlinn“, dessen Wesensinhalt man auch in 30 Sekunden hätte zusammenfassen können; übrigens das einzige der 12 Stücke von „Meredead“, bei dem Alex Krull gröhlen darf.

Immerhin in zwei Punkten bewegen sich LEAVES' EYES in die richtige Richtung. „Meredead“ ist das bislang am besten produzierte LEAVES' EYES Album. Den Spagat zwischen Bombast und Folklore auf der einen und zwischen druckvollem Sound und Natürlichkeit auf der anderen Seite hat Alex Krull richtig gut hinbekommen und wenigstens die Kritik am Gesang von Liv Kristine sollte nach „Meredead“ endgültig verstummen. An der geballten Ladung an Müdigkeit und Enttäuschung, die die Scheibe bei mir hinterlässt, kann das natürlich kaum etwas ändern.   

Mangels Konkurrenz sind LEAVES' EYES vor allem kommerziell nach wie vor die Nummer eins in Sachen symphonischem Folkmetal, wie lange noch, diese Frage kann man nach diesem Reinfall hier schon aufwerfen. Auch wenn ich sicher nicht der größte Fan der Band bin, ist „Meredead“ bislang die größte musikalische Enttäuschung des Jahres. (Maik)


Bewertung: 5 / 10

Anzahl der Songs: 12
Spielzeit: 54:40 min
Label: Napalm Records
Veröffentlichungstermin: 22.04.2011
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