Haus Arafna - You

hausArafna_YouDen Glanzwerken „Blut“(1995), „Children Of God“(1998) und „Butterfly“(2003) folgt nun, nach sieben Jahren des ungeduldigen Wartens, endlich neues Material der Kult-Industrial Kapelle HAUS ARANFA. Dieses trägt den schlichten Namen „You“, und begeistert wieder einmal nicht nur durch eine kunstvolle Aufmachung, sondern vor allem auch durch einzigartige Klänge. Nicht umsonst zählt diese Band zu den wichtigsten deutschen Vertretern dieses Genres.

Die musikalische Vertonung rauschenden Lärms und kratzigen, elektronischen Geräuschen ist schon immer stark geschmacksabhängig gewesen. Schon in den Achtzigern zählten die Industrial-Veröffentlichungen -genauer die des „Power Electronics“- zu den extremsten überhaupt. Es ist also kein Wunder, dass dieses Subgenre bis heute sein Dasein im Underground fristet. Dabei gibt es neben den Pionieren WHITEHOUSE auch einige deutsche Acts, allen voran GENOCIDE ORGAN, die dieses Genre maßgeblich mitgestalteten.
Als eine der wenigen Bands dieses Genres, die trotz ihrer außergewöhnlichen Härte in der Lage dazu ist, musikalisches Feingefühl walten zu lassen, konnte sich vor allem HAUS ARAFNA etablieren. Seit den frühen Neunzigern zeigen Mr. und Mrs. Arafna, wie man Noise-Frequenzen verwursten muss, um eine tanz- und genießbare Musik entstehen zu lassen. Anspruch und Qualität waren dabei immer von höchster Priorität, weshalb es keine Veröffentlichung von den Arafnas gibt, die nicht absolut hörenswert wäre.

Auch „You“ kann wieder als ein qualitatives Meisterwerk dieses Genres betrachtet werden. Dabei wurde auf diesem Album bewusst auf extrem schreddernde Tracks verzichtet, wie man sie vor allem auf „Blut“ vorfinden konnte. Überwiegend bedienen sich HAUS ARAFNA stattdessen einem Minimalismus, der an audieller Effizienz kaum zu überbieten sein dürfte.
Gleich zu Beginn des Albums wird man mit den einzigartig disharmonischen „Melodien“ dieser Band vertraut gemacht. Gekonnt gliedern sich die charakteristisch schrägen Töne aneinander und erzeugen Harmonien, die den Hörer voll und ganz in ihren Bann ziehen. Das langsame Tempo und die sich immer wiederholenden Loops machen „You“ zu einem Furcht erregenden, hypnotischen Horrortrip, der einiges an Eindruck hinterlässt.
Während sich der wummernde Bass und die gehaltvollen Oszillatoren ihren Weg durch Mark und Bein bahnen, sorgt ein außergewöhnlich fesselnder Gesang für zusätzliche Begeisterung. Mr Arafna versteht es, seine Verse auf verständlichem Englisch sanft, aber dennoch hochgradig unkonventionell moduliert zu vertonen. Anders als auf den Vorgängern überwiegt auf „You“ der männliche Klargesang, und nicht der hasserfüllte Brüllgesang, der hier nur auf wenigen Tracks zu vernehmen ist. Auch Mrs Arafna erfüllt so manche Passage mit ihrem charakteristisch verträumten Gesang, was den beängstigenden Charakter von „You“ zusätzlich unterstreicht.

Nach acht langen Jahren haben es HAUS ARAFNA geschafft, ein Album zu produzieren, dass den Vorgängern locker das Wasser reichen kann. Zu den bewährten Elementen gesellt sich auf „You“ noch eine zusätzliche musikalische Reife hinzu, durch die dieses Klangwerk authentisch, ungewohnt und doch irgendwie vertraut wirkt. Das äußert sich vor allem darin, dass anstelle von lauten, extremen Songs mehr auf subtile und feinfühlige Tracks zurückgegriffen wurde, die in ihrer Wirkung einfach konkurrenzlos bedrückend wirken. Nicht umsonst wählte HAUS ARAFNA einst die Bezeichnung „Angst-Pop“ für ihre Musik, die es wohl auf den Punkt bringt.
Ausgeschlossene Fans anspruchsvoller Elektro-Musik sollten auf jeden Fall mal ein Ohr riskieren. Ganz allgemein kann sich jeder dieses Album zulegen, der sich gerne von Musik verzaubern lässt.
HAUS ARAFNA bietet keinen schnöden EBM, und auch keinen ausgelutschten Wave, sondern eine wirklich treibende, eigenständige Klangkunst, wie man sie sonst nirgendwo bekommt. „You“ sollte man definitiv nicht ungehört an sich vorbeiziehen lassen, weshalb ich hier eine definitive Empfehlung ausspreche. (Jannick)


Bewertung: - / -

Anzahl der Songs: 12
Spielzeit: 46:23
Label: Galakthorrö
Veröffentlichungstermin: 01.12.2010

Wir benutzen Cookies
Für optimalen Benutzerservice auf dieser Webseite verwenden wir Cookies. Durch die Verwendung unserer Webseite erklären Sie sich mit der Verwendung von Cookies einverstanden