Joyless - Without Support

joyless_WithoutSupportAls ein enorm untypischer Abkömmling der steinalten norwegischen Kult Black Metal Band FORGOTTEN WOODS, drehen JOYLESS seit 1996 ihre Runden im europäischen Underground.
Dass sich Nebenprojekte mit der Zeit entwickeln, weil die Musiker einfach ihre Erfahrung in anderen musikalischen Gefilden erweitern möchten, lässt sich noch verstehen. Dass in diesen jedoch eine gänzlich andere Richtung eingeschlagen wird, ist jedoch nicht so leicht nachvollziehbar. Immerhin wird bei JOYLESS anstelle eines bedrückenden Schwarzmetalls ein melancholisch poppiger Folk Rock geboten, der wie von der Reinkarnation Janis Joplins auf einem psychedelischen Horror-Trip gemacht wirkt.
Nun veröffentlichen die Norweger ihr drittes Full-Length-Album, das es als Nachfolger des genialen „Wisdom & Arrogance“ (2000) schwer haben wird, allen Erwartungen standzuhalten.

Das Besondere an JOYLESS ist, dass ihre Musik eine enorme Authentizität mit sich bringt und dabei ein Niveau bietet, das sich weit über der typischen „Nebenprojekt-Halbherzigkeit“ aufhält. Voller Herzblut wird auf „Without Support“ ein musikalisches Feingefühl zutage gelegt, das man heute kaum mehr zu Ohren bekommt. Statt „Gute-Laune-Hippi-Rock“ gibt es niederschmetternd melancholischen, depressiv angehauchten psychedelischen Rock, der jedoch durchweg mit den Klängen Woodstocks vergleichbar ist.
Die gebotenen Riffs beschränken sich auf einen minimalen Umfang, der durch eine maximale Effektivität glänzt. Zusammen mit dem wummernden Bassspiel entsteht so eine verruchte Sechziger-Proberaumatmosphäre, in der nicht nur das gemeinsame Musizieren zu mentalen Höhenflügen verhalf.
JOYLESS sind eine der wenigen Bands, die den Bass fast höher gewichten als die Gitarre. Die dadurch erzielte, intensive Wirkung spricht für sich. Hypnotisch, monoton und irgendwie surreal anmutende Passagen lassen den Hörer in ferne Sphären abdriften.
Die Sängerin hat eine unheimlich eigene Stimmlage. Ihr Gesang passt musikalisch nur zu den wenigsten Bands, weshalb JOYLESS von Glück reden kann, ausgerechnet auf sie gestoßen zu sein. Für diese Band ist genau diese Stimmlage einfach perfekt. Sie verleiht „Without Support“ eine Prise Verträumtheit, und -wie ich finde- auch einen Hauch akustischer Erotik.
Neben der typischen Rock-Instrumentierung kommen auch einige für die Sechziger typische Klangerzeuger wie z.B. eine Mundharmonika oder ein Banjo zum Einsatz. Diverse, sehr gelungene Ähnlichkeiten zu Bob Dylan und Neil Young sind die Konsequenz daraus, was definitiv nicht jedem gefallen wird.
Obwohl JOYLESS seit ihrem Debüt keine unverhohlenen schwarzmetallischen Einflüsse mehr vertont, lassen sich einige Riffs problemlos dem Black Metal zuordnen. Das liegt jedoch mit Sicherheit auch an dem Paradigmenwechsel durch Bands wie LIK, LIFELOVER und SANCTA POENAS, die in den letzten Jahren melancholische Poppigkeit als festen Bestandteil des modernen schwarzen Metals postulierten. Nebenbei bemerkt diente JOYLESS als wichtig(st)er Einfluss der eben genannten Bands.    

Für Fans dieser Kombo hat sich das lange Warten auf jeden Fall gelohnt. Wie schon „Wisdom & Arrogance“ begeistert auch das aktuelle Werk mit Musik, die ebenso einfach wie intensiv ist. Die Songs imponieren nicht durch technische Fingerfertigkeit oder experimentelle Grenzgänge, sondern einzig und allein durch ihre Wirkung. Je analytischer man sich die Musik anhört, desto mehr verliert sie an Reiz, da die isolierten Tonspuren unheimlich belanglos und banal scheinen. Im Kollektiv hingegen wirken die Klänge so gut, dass man sich einfach zurücklehnen muss, um sie entspannt genießen zu können.
Das ist es, was gute Musik von richtig guter Musik unterscheidet. Und JOYLESS sind bei Weitem nicht „nur“ gut. (Jannick)


Bewertung: 9 / 10

Anzahl der Songs: 11
Spielzeit: 47:03
Label: Ván Records
Veröffentlichungstermin: 11.03.2011
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