Turisas - Stand Up And Fight

Turisas_StandUpAndFightGanze drei Jahre ist es her, als die finnische Folk/Metal-Kombo TURISAS zum letzten Mal ein zünftiges Full-Length-Album veröffentlichte. Bei derartig langen Wartezeiten kann der treue Fan durchaus seine Geduld verlieren, zumal lediglich zwei komplette Alben seit Bandgründung 1997 das Licht der Welt erblicken durften.
Sucht man nach Gründen für diese geringe Veröffentlichungsrate wird man jedoch schnell fündig. In den vergangenen Jahren gab es quasi kein europäisches Festival, auf welchem die Finnen nicht ihr eindrucksvolles Bühnentalent unter Beweis stellten. Man kann fast sagen, dass TURISAS die letzten drei Jahre durchgehend auf Tour waren.
Da freut es doch die räudige Tanzmeute, dass die sechs live-erprobten Musikanten nach der langen Wartezeit endlich wieder eine neue Scheibe am Start haben.

Versprochen wird eine Art Fortführung des Vorgängeralbums “The Varangian Way“. Was jedoch nur locker auf den Kontext bezogen ist. Rein musikalisch gibt es ein theaterartiges, von Anfang bis Ende dramaturgisch gestaltetes Werk, welches an Klangelementen nicht mehr zu überbieten ist. Dabei achteten TURISAS weniger auf die reine Mischung aus Folk und Metal, als auf ein ungewöhnlich großes Klangspektrum. Die Palette der unterschiedlichen Klänge reicht auf „Stand Up And Fight“ von Bläsern über Streicher bis hin zu Chören und ganzen Orchestern, wodurch dieses Album besonders Freunden der Klassik sehr gefallen dürfte.

Der Gitarrist bedient die Hörerschaft mit progressiv angehauchten, leicht folkigen Heavy Metal Läufen. Knackige Soli und interessante, mit Effekten versehene Zwischenspiele gestalten sein Spiel sehr passend zum Rest des Musical-artigen Konzeptes. Leider geht das zu Lasten der typischen Metal-Riffs, die er überwiegend komplett monoton und rhythmusorientiert einspielt. So ist es nicht gerade einfach, in eine unbeschwerte Heavy-Metal-Stimmung zu kommen.
Ebenso ist der Gesang recht einseitig. Der Sänger ist nun einmal eher Growler als begnadeter Opernsänger. Durch das Album hindurch wechselt er ständig zwischen „normalem“, belanglosem Gesang und intensivem Grölen. Angesichts des dominierend orchestralischen Gesamteindruckes wirkt das jedoch oft fehl am Platz. Man vermisst einfach irgendwie das Opernhafte in seiner Stimme. Ebenso fehlt eine weibliche Sängerin, die so manche verträumte Passage durch kräftigen Gesang erheblich epischer gestalten hätte können.   
Richtig gut ist dagegen die Orchestrierung gelungen. Keyboard und echte Virtuosen eines Symphonieorchesters sorgen für ein bombastisches Hörerlebnis. Zusammen mit einem monumental anmutenden Chor entstehen faszinierende Eindrücke, die den Hörer in eine andere Welt zu entführen versuchen. Wahre Gänsehäute bereiten auch die leider etwas seltenen „Duette“ zwischen grölendem Gesang und dem Chor.
Letztlich gelingt es TURISAS mit „Stand Up And Fight“ ein gutes, überwiegend stimmiges „Folk/Heavy Metal-Musical“ abzuliefern. Die genannten Mängel lassen sich zwar nicht überhören, sind aber zugegebenermaßen schon Meckern auf höherem Niveau.
Auch wenn sich manche Songs an recht unspektakulären Details aufhalten, wird man doch das ein oder andere Mal mit großartigen Momenten beglückt.

Wer auf aufwendige, klassische Intonierung steht, etwas für höchstprofessionelle Produktionen übrig hat, wird „Stand Up And Fight“ einfach nur lieben. Andererseits dürfte niemand, der das Musical-Konzept im Metal nicht schätzt überhaupt etwas mit dieser Scheibe anfangen können. Ebenso wenig wie Fans des typischen Folk-Metals. TURISAS bieten mit diesem Album eben etwas Innovatives, das man nicht alle Tage zu Ohren bekommt. Dass das nicht jedem schmeckt dürfte klar sein.
Fans dieser Band werden es sich wohl ohnehin nicht entgehen lassen, sich diese Scheibe zu holen. Wer TURISAS jedoch nicht kennt, sollte vorsichtig sein.
Trotz allem Lob ist „Stand Up And Fight“ definitiv nicht der neue Star am Himmel des melodischen Metals. Im Vergleich zu vielen anderen Bands, die sich dieser Musik verschrieben haben, erreicht dieser Silberling nur besseres Mittelfeld.  (Jannick)


Bewertung: 7 / 10

Anzahl der Songs: 9
Spielzeit: 46:18
Label: Century Media
Veröffentlichungstermin: 25.02.2011

Wir benutzen Cookies
Für optimalen Benutzerservice auf dieser Webseite verwenden wir Cookies. Durch die Verwendung unserer Webseite erklären Sie sich mit der Verwendung von Cookies einverstanden