Kriegsmaschine vs. Infernal War - Transfigurations (Split)

Kriegsmaschine-InfernalWar_Transfigurations_-_KopieSplit-Releases sind definitiv eine ambivalent zu betrachtende Angelegenheit. Die meisten sind einfach nur belanglose Silberlinge, welche die Diskographie einer Band etwas abrunden sollen. Andere wiederum dienen zur reinen Geldmache, was man insbesondere bei bekannteren Bands beobachten kann, die ein paar lahme, unveröffentlichte Tracks auf eine gemeinsame Platte pressen.
Dann gibt es wiederum richtig gute Splits, die in der Regel aus dem Underground stammen und gleich mehrere Perlen auf einen Schlag enthalten.
„Transfigurations“ ist eine solche Split, auf der die alteingesessenen INFERNAL WAR (Gründung 1997) mit ihren polnischen Landsgenossen KRIEGSMASCHINE (Gründung 2002) durch exklusive Tracks den Hörern kräftig das Hirn aus dem Kopf dreschen.

Geboten wird das, was man vom polnischen Underground erwarten kann: rohe, knüppelharte Brachialität. Keine Keyboards, keine Genrefremden Instrumente und keine Experimente. Damit ist diese Split eine wahre Ohrenweide für Black Metal Puristen, denen es nicht finster genug sein kann.

Die 14 Jahre Bandbestehen, auf die INFERNAL WAR nun zurückblicken können, zeichnen sich deutlich in ihrer Musik ab. Mit klassischem, treibendem Black Metal eröffnen sie „Transfigurations“, und machen gleich mit dem Opener „Primal Degradation“ Lust auf mehr. Glücklicherweise können die folgenden zwei Songs tatsächlich durch eine ähnliche Qualität glänzen, weshalb diese Lust durchweg gestillt werden kann.
Die Gitarrenarbeit imponiert vor allem durch viele komplexe Blastbeat-Läufe, die neben den einfachen Midtempo-Riffs als Strophenbegleitung Verwendung finden. Auch die stimmige Einbringung von sowohl ruhigeren Parts als auch heftigster Soli zeugen vom ausgereiften Kompositionstalent dieser Kombo.
Dem angepasst knüppelt der Drummer mit allem Können, das er aufbringen kann, ein echt beeindruckendes Programm ab. Geschwindigkeitswechsel, furiose Übergänge und einfallsreiche Blastbeats bestimmen sein Spiel durchweg.  
Insgesamt ergibt diese Mischung von klar angeschlagenen, disharmonischen Griffen, tiefem Growlen, fingerzerberstender Saitenbearbeitung sowie erbarmungslosem Geknüppele eine sehr gelungene, erste Split-Hälfte ab.  

Die darauf folgende Hälfte gehört KRIEGSMASCHINE. Seit 2006 haben diese Jungs nichts mehr von sich hören lassen. Zeit, um ordentliches Material zu produzieren hatten sie demnach mehr als genug. Der wartende Fan (oder der gespannte Undergroundfreak) wird mit zwei Tracks beglückt, die zusammen sogar länger sind als die drei vorangegangenen Beiträge von INFERNAL WAR.
Das was KRIEGSMASCHINE dem Hörer bieten ist jedoch definitiv mehr als man sich zu erwarten getraut hätte.
Statt durchgehend einen einzigen Leadriff zu verwenden und diesen endlose Male zu wiederholen, gibt es sich ändernde, gezielt eingesetzte Läufe. Diesen liegt zwar ein gemeinsames Motiv zugrunde, doch unterscheiden sie sich sehr deutlich voneinander. Dazu kommen einige virtuose Fingerfertigkeiten des Gitarristen, der seine „Spezialeffekte“ nicht für Soli aufspart, sondern diese unverhohlen als durchgehende Elemente in Strophen und Refrains integriert.
Auch das facettenreiche Drumming trägt einen großen Teil zu virtuosen Atmosphäre bei. Statt monotonem Geknüppele wird ein Kunstgriff nach dem anderen geboten. Kaum ein Rhythmus bleibt länger als zwanzig Sekunden konstant und das, ohne jemals aus dem Takt zu geraten, was wohl von großem Talent zeugt.
Um das erfrischende Knüppelvergnügen komplett zu machen, glänzt der Sänger nicht nur mit vollmundigem, tiefem Kreischen, sondern auch mit beschwörenden Klargesängen, wie sie finsterer nicht sein könnten.
KRIEGSMASCHINE haben –sofern sie ihre aktuelle Qualität beibehalten können- eine glorreiche Zukunft im orthodoxen Black Metal sicher. Bands wie FUNERAL MIST, WATAIN und ZARATHUSTRA könnten hoffnungslos einpacken, wenn die polnische KRIEGSMASCHINE sie durch ihre intensive Musik überrollen würde.   

„Transfigurations“ ist wohl die erste Split, die ich absolut jedem Freund roher, harter Klänge als definitive Kaufempfehlung ans Herz lege.  
Die zwei vertretenen Bands überraschen durch enorme Eigenständigkeit im Gitarrenhandling und Vielseitigkeit im Drumming. Die komplexen Strukturen fordern zwar intensive Konzentration beim Hören, doch fällt das zu keiner Zeit schwer. So klingt einfach guter Black Metal.
Bleibt nur zu hoffen, dass die kreative Pause von KRIEGSMASCHINE nun vorbei ist, und die Arbeiten an neuem Full-Length-Material schon begonnen haben. Auch das, was INFERNAL WAR mittlerweile zu bieten hat, dürfte für die weltweite Black Metal Fanschaft sehr interessant sein.
Ich bin wirklich mehr als gespannt, was diese Bands noch alles von sich hören lassen werden. (Jannick)


Bewertung: - / -

Anzahl der Songs: 5
Spielzeit: 28:08
Label: Malignant Voices
Veröffentlichungstermin: 24.01.2011

 

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