Dornenreich - Flammentriebe

Mehrfach-Wertung der Redaktiondornenreich_flammentriebeNun also doch! Was sich ja auf der "Nachtreisen"-Tournee angekündigt hatte ist wahr geworden. DORNENREICH kehren auch auf Konserve zu ihren schwarzmetallischen Wurzeln zurück. Dabei wollte die Band diese weit hinter sich lassen, aber das hatte ich ja schon im Konzertbericht von damals thematisiert. Knapp drei Jahre nach der rein akustischen "In Luft Geritzt" kommt nun "Flammentriebe" in die Läden. Einige Sachen davon wurden ja schon bei den letzten Auftritten vorgestellt und stimmten die alten Fans versöhnlich. Doch wie weit gehen die Österreicher in der Zeitrechnung zurück?

Zu Beginn schleicht der im Verlauf der Scheibe öfter angerufene "Flammenmensch" auf leisen Sohlen herein, doch das irreführende Intro kennt man schon vom "Her Von Welken Nächten"-Meisterwerk. Kaum hat er einen Fuß in der Tür lechzt er nach mehr und das im wahrsten Sinne des Wortes. Ja, da ist er wieder der lodernde Wahn, die völlig übersteigerte Emotionalität, Evigas Stimme begehrt auf steigert sich fast zur Besinnungslosigkeit. Dazu schneiden immer wieder die hektischen Gitarrensalven rein, die Arrangements brechen regelmäßig aus.
Das folgende "Der wunde Trieb" bringt am Anfang erstmals Inves Geige zu Gehör, bevor die Härte erneut losbricht. Zwischen immer wieder aufkommendem Sirren tönen DORNENREICH auch mal schwer und wuchtig. So manche Drums könnten durchaus von SAMAEL stammen, hier wird mehr gestampft als nur losgeschreddert. Und sie tun gut daran sich weiter zu entwickeln, denn eine bloße kalkulierte Rückkehr zu den ersten drei Alben wäre auch nicht wirklich befriedigend.

Neben dem Einsatz des eben erwähnten Streichinstruments hat man durchaus seine Fühler in Richtung der Konkurrenz ausgestreckt ohne allerdings abzukupfern. Dazu ist die Formation zu sehr in ihrer eigenen Welt und die kehren sie auf "Flammentriebe" wieder heraus. Gerade das schräge "Tief Im Land" mit seinen abrupten und verstörenden Wechslen ist genau das Futter, welches ihre frühen Anhänger so lange vermisst haben.

Da darf es auch mal ein Selbstzitat sein, denn das Hauptthema von "Wolfspuls" erinnert doch sehr an "Schwarz Schaut Tiefen Lichterglanz". Doch zum Ende des Titels wird dieser immer sphärischer, da kokettiert man durchaus mit zeitgemäßer Laut-Leise-Dynamik und stellt so den Bezug zur Gegenwart her. Auch die wogenden Nummern wie "Wandel geschehe" oder "In Allen Weben", bei dem die Wespengitarren im Refrain den langsamen Aufbau aus Geige und Sprechgesang wegfegen bedienen sich solcher Elemente.

Gegen Ende wird die Scheibe dann etwas ruhiger, Songtitel wie "Erst Deine Träne löscht den Brand" zeigen aber das lyrische Talent der Truppe. Bei den letzten Stücken fällt man ein wenig in die "Durch Den Traum"-Phase, insgesamt siedelt sich "Flammentriebe" härtetechnich auf dem Niveau ihres Meisterwerks ein.
Was ein wenig fehlt ist die ganz große Geste, die schiere Raserei wie man sie früher bei den Österreichern zu hören bekam. In Sachen Intensität kann man mit den Frühwerken nicht ganz mithalten, das ist aber auch der Reife der Schöpfer anzurechnen, das jugendliche Ungestüm lässt sich nicht wiederbringen.
Musikalisch gibt es für die Fans der ersten Stunde aber kaum etwas auszusetzen, die stilprägenden Mittel sind alle vorhanden. Doch was früher avantgardistisch war wird heute eher zu Routine. Dennoch ist das für mich der Nachfolger von "Her Von Welken Nächten", den man sich immer gewünscht hat. Bleibt abzuwarten wie es mit der Formation weitergeht. (Pfälzer)

 

Bewertung: 8 / 10


Anzahl der Songs: 8
Spielzeit: 47:10 min
Label: Prophecy Records
Veröffentlichungstermin: 11.02.2011

Wertung der Redaktion
David Bernie Jannick Maik Mika Jochen Seb
6 6 7 7,5 7 6,5 7,5
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