The Meads Of Asphodel - The Murder Of Jesus The Jew

TheMeadsOfAsphodel_TheMurderOJTJDie britische Black Metal Szene gilt ja an sich nicht unbedingt als innovativ. Zu sehr „leidet“ die dortige Szene an den kommerziell hochkarätigen Acts, welche den dortigen Metal-Underground fast schon etwas verdrängen.
Da freut es doch das Herz des Schwarzmetallers, wenn der ein oder andere experimentelle Grenzgänger aus dem Königreich sein Glück in diesem Genre versucht. Ausnahmen wie die hochgelobten A FOREST OF STARS haben unlängst gezeigt, dass die Bewohner der Insel durchaus zu Großem fähig sind.
THE MEADS OF ASPHODEL sind eine weitere, derartige Ausnahme, die jedoch wesentlich innovativer, experimentierfreudiger und progressiver vorgeht, als sich die meisten avantgardistischen Bands überhaupt trauen würden.

Seit 1998 ist diese Band eine der wichtigsten Anlaufstellen, was durchstrukturierte, saubere Black Metal Konzeptalben anbelangt. Dabei greifen sie stets auf konventionelle Leitmotive wie Religionskritik, Bibelinterpretationen, Krieg und selbstverständlich den Tod zurück. Auch ihr nun viertes Full-Length-Album, „The Murder Of Jesus The Jew” greift offensichtlich auf eine fast schon ausgelutscht Thematik zurück.
Geboten wird eine äußerst ungewohnte Mischung aus Black Metal, Progressive und symphonischen Klangpassagen. Dabei ist vor allem der Gesamteindruck berücksichtigt worden, weshalb man „The Murder Of Jesus The Jew” nur dann zu Gemüte ziehen sollte, wenn man genügend Zeit hat, sich dieses Werk komplett anzuhören.
Das Album an sich ist wie ein Theaterstück der Marke „Monty Python“ aufgebaut, welches stellenweise, nicht nur aufgrund der Thematik, unweigerlich an „Das Leben Des Brian“ erinnert. Diverse klar gesungene Verse des Sängers, die mit urbritischem Akzent gesungen werden, zaubern dem Hörer nämlich automatisch Bilder dieses Filmes in den Kopf. Doch glücklicherweise sind derartige Stellen relativ rar gehalten.
Es dominiert deutlich der Black Metal und Progressive-Bestandteil. Die schwarzmetallischen Riffs sind zwar an sich durchweg relativ unspektakulär, doch imponieren sie durch Einschübe genrefremder Instrumente. Das vielseitige Klangbild, das durch den regen Instrumenteneinsatz gebildet wird, gibt „The Murder Of Jesus The Jew” einen mittelalterlich-folkloristischen Touch, der die Interessantheit der Musik entscheidend mitgestaltet.
Der Sänger ist leider nicht wirklich großartig. Sein Kreischen hört sich von Natur aus an wie Lemmy mit großen Halsschmerzen, was auf Dauer etwas nervt.
Da ist es doch sehr erfreulich, dass THE MEADS OF ASPHODEL dem zweiten dominierenden Genre eine tragende Gewichtung zugesprochen haben: dem Progressive. Die Black Metal Passagen münden allesamt früher oder später in ausgedehnten Melodien, die mit einem hervorragend verspielten Gitarrenspiel zu wahren Klanglandschaften gemacht werden. Zusammen mit epischen Keyboardeinlagen und passendem Gesang, der mal männlich, mal weiblich, durch seine anmutige Ausdruckskraft für rege Gänsehauterzeugung sorgt, entstehen monumentale, heroische Passagen, die gleichermaßen gewaltig wie erleichternd wirken. Dabei legen THE MEADS OF ASPHODEL stehts wert auf eine vielschichtige Abwechslung, durch welche das Album durchweg interessant bleibt.

Selbst ein Erzähler ist ab und an zu vernehmen, welcher dem Hörer darüber informiert, um was es auf dem Album grob geht. Damit dürften THE MEADS OF ASPHODEL keinen großen Ansturm der Black Metal Szene verspüren, denn leider wollen viele Schwarzmetaller einfach keine Alben, die sich zu einem Drittel aus Black Metal, einem aus Progressive und einem weiterem aus Musical zusammensetzen. Daran können auch die Gastauftritte von „Hoest“ (TAAKE) und „Vincent Crowley“ (Acheron) nichts ändern.
Wer jedoch seinen Horizont mal etwas erweitern möchte, kann sich das theatralische Werk „The Murder Of Jesus The Jew” ohne bedenken zulegen.
Auch diejenigen, welche die wahnwitzig surrealen Alben von PENSEES NOCTURNES schon gemocht haben, werden hier ihre Freude finden. Das Wechselspiel zwischen klassischer Dramatik, modernem black Metal und innovativem Progressive ist zwar auf den ersten Hördurchgang nur sehr schwer verdaulich, doch entwickelt sich mit den weiteren Durchläufen eine immer größere Sympathie mit der gebotenen Musik. Das geht dann so lange, bis man die Melodien nicht mehr aus dem Kopf bekommt. Dafür braucht es nun mal seine Zeit, weshalb Menschen, die diese nicht haben, es mit „The Murder Of Jesus The Jew” gar nicht erst versuchen zu brauchen. Dafür ist dieses Album zu komplex und zu vielseitig. (Jannick)


Bewertung: 8,5 / 10

Anzahl der Songs: 12
Spielzeit: 63:47
Label: Candlelight Records
Veröffentlichungstermin: 15.11.2010

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