Enthral - Prophecies Of The Dying (Re-Release)

Enthral-Prophecies-Of-The-DyingSeit nun gut 15 Jahren gibt es die norwegische Band ENTHRAL, die trotz ihres Alters kaum jemand zu kennen scheint. Ihre Diskographie setzt sich aus drei Demos, drei Full-Length-Releases und einer EP zusammen, die in regelmäßigen Abständen zwischen 1996 und 2010 veröffentlicht wurden. Dabei war sich die Presse bei fast allen Releases einig: an das Debütalbum kam keines von ihnen auch nur annähernd heran. Damit erlitten die Norweger wohl dasselbe Schicksal wie hunderte andere Bands aus dieser Zeit.

Für Fans des alten Black Metals hat sich das Label Frostscald Records jedoch erbarmen können, ein Re-Release eben jenes Albums zu organisieren. „Prophecies Of The Dying“ heißt das gute Stück, dass vor nun gut 13 Jahren erstmals veröffentlicht wurde. Als kleinen Bonus gibt es sogar einen Bonus Track, womit wohl auch die alten Fans angesprochen werden sollten.

Man hört gleich zu Beginn der CD, dass es sich um alten Schwarzmetall handelt, der versucht, sich irgendwie zwischen DARKTHRONE und DISSECTION einzugliedern.
Monotone Rhythmen, minimalistische Riffs, ausgedehnte Soli und einen fast schon penetrant hämmernden Bass sind also die fundamentalen Bestandteile von „Prophecies Of The Dying“. Dabei untermalt ein feinfühliges, Blastbeat-dominiertes Drumming die Riffs der eher grobmotorisch begabten Gitarristen. Die Läufe sind sehr eintönig gehalten, wechseln aber relativ häufig, wodurch keinerlei Monotonie aufkommt. Auf komplexe Soli und virtuose Zwischenspiele muss der Hörer leider weitestgehend verzichten. Dafür gibt es aber kleinere Kunstgriffe, wie das Anzupfen eines Akkordes im Duett mit schreddernden Läufen. Dadurch wird dem Album etwas Frische verliehen, die es stellenweise mit WATAIN oder DEATHSPELL OMEGA vergleichbar macht.
Durch die produktionsbedingte Deutlichkeit des Basses klingt „Prophecies Of The Dying“ relativ dumpf. Es ist eine wahre Freude, mal wieder Musik zu hören, bei der man den Bass nicht nur spüren, sondern auch richtig heraushören kann. Da verzeiht man auch gerne den ein oder anderen schiefen Ton.
Dank des professionellen Drummings, das durch ordentliche Übergänge zwischen treibenden Passagen und Blastbeatpassagen begeistern kann, wird der Tieftöner in ein noch besseres Licht gerückt.
Der Gesang ist an sich weniger spektakulär. Durch das absolute Pflichtprogramm wird die Musik durch diesen weder zu einem Highlight, noch wertet dieser die Musik ab. Erwähnenswert sind aber die weiblichen Gesangseinlagen, die wohl an LORD BELIAL erinnern sollen. Mit heller, fipsiger Stimme gelingt dieses komplizierte Unterfangen sogar fast, was insbesondere in den Duetten zwischen Frauengesang und männlichem Gekreische deutlich wird. Auch die klar gestalteten Gesangselemente des Sängers sorgen für diverse schöne Momente.

Mit gut zehn Minuten pro Song sind die Lieder allesamt äußerst lange. Vielseitige Elemente des Gitarristen, des Drummers, des Keyboarders und sogar MARDUK-mäßige Schlachtfeld-Soundeinlagen füllen diese Zeit jedoch ziemlich gut aus. Dabei gebührt dem Keyboarder ein gesondertes Lob, da dieser genau dort zum Einsatz kommt, wo er gebraucht wird. Durch ihn werden manche Songs so richtig episch und melodisch ohne dabei an Authentizität zu verlieren.
Man kommt definitiv nicht um mehrere Hördurchgänge herum, bis man die Musik auch wirklich im Kopf hat. Das ist definitiv nicht jedermanns Sache. Richtig rockige, eingängige Melodien gibt es leider auch nur wenige, weshalb dieses Album wohl eher nicht empfehlenswert für Leute ist, die das schnelle „Black Metal-Vergnügen“ suchen.
Wer jedoch Zeit mitbringt und etwas für alten Black Metal übrig hat, sollte sich nicht scheuen, sich über dieses Album weiter zu informieren. Es dauert einige Zeit, bis man die Qualitäten dieses Klangwerks zu schätzen lernt, wenn man die Songs aber einmal im Kopf hat, wird einem sehr schnell bewusst, dass man es hier mit äußerst gut durchstrukturiertem Black Metal zu tun hat.
Für Fans von ENTHRONED, MARDUK, TAAKE, EMPEROR und dem alten Underground-Fundus, zu dem ENTHRAL auf jeden Fall gehören sollte, ist „Prophecies Of The Dying“  auf jenen Fall eine Empfehlung. Auch Fans dieser Band könnten durch den großartigen, achtminütigen Bonus Track „Awaiting the Forest God“ einen Anreiz haben, sich dieses Re-Release zu kaufen. (Jannick)


Bewertung: 7 / 10

Anzahl der Songs: 7
Spielzeit: 72:18
Label: Frostscald Records
Veröffentlichungstermin: 2010

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