Finnrs_Cane_-_WanderlustNicht oft geschieht es, dass ein Gitarrist, ein Schlagzeuger und ein Cellist sich zusammenfinden, um eine Ambient/Black Metal Band zu eröffnen. Die kanadische Band FINNR’S CANE ist eine solche Seltenheit. Diese vielerorts gelobten Avantgardisten haben nun mit dem Album „Wanderlust“ ihr lange erwartetes Debüt.
Durch ihre eigenständige Mischung aus Doom Metal, Post Rock und Ambient werden sie oft mit den Querstartern A FOREST OF STARS, ALCEST oder WOLVES IN THE TRONE ROOM verglichen, wodurch schon mal klar wäre, für welche Zielgruppe „Wanderlust“ konzipiert wurde.

Ruhige Gitarrenläufe, die sich langsam ihre Wege durch die Gehörgänge des Hörers bahnen und sich im Laufe eines Liedes langsam im Hirn festsetzen sind die Hauptbestandteile von FINNR’S CANE. Mit einer verträumten Ruhe beginnen die Lieder immer mit einem recht unspektakulären Motiv, welches mit jedem Takt weiter ausgestaltet wird. Es gliedern sich immer mehr Klänge ein, bis irgendwann auch das Keyboard und das Cello zum Einsatz kommen, wodurch endlos weite Klanglandschaften erzeugt werden.
Aber auch melancholischer Black Metal, der mit depressivem Gitarrenspiel und unterstreichenden Keyboards ausgestaltet wird, kommt, wenn auch selten, zum Zug. Insgesamt wird „Wanderlust“ gegen Ende hin immer stetig heftiger. Dabei merkt der Hörer kaum, wie unmittelbar die Übergänge von Post Rock zum Black Metal über die Bühne gebracht werden. Das ganze Album hört sich dadurch wie aus einem Guss gemacht an.
Leider kommt der Gesang etwas zu knapp, denn außer bei den heftigeren Tracks, auf denen ordentlich gekreischt wird, kommen nur ab und zu kurze Klargesangspassagen zum Vorschein. Das ist zwar an sich schade, gibt aber dafür Gelegenheit, sich auf die gute Instrumentenarbeit zu konzentrieren.
Um die enorme Vielschichtigkeit adäquat unterzubringen, liegt die durchschnittliche Songlänge bei über fünf Minuten. Dem Hörer wird also genügend Zeit gegeben, sich auf die Lieder einzulassen, wodurch die schwere Kost auch für „Ungeübte“ zumutbar ist.
Etwas negativ zu bewerten sind lediglich einige unentschlossene Passagen, die immer wieder zu hören sind. Durch sie werden entweder manche Übergänge irgendwie überbrückt oder neue Motive eingeleitet. Das erinnert stellenweise an die australische Band STRIBORG, die leider noch nie wirklich von sich begeistern konnte.
Leider fehlt FINNR’S CANE zudem das „Orgasmische“, das die wirklich guten Post Rock Bands ausmacht. „Wanderlust“ wirkt zu oft und zu lange einfach etwas zu flach.

Durch die hypnotische Gesamtstruktur fesselt „Wanderlust“ den Hörer förmlich. Wer in Träumerlaune ist, der wird sich die CD definitiv bis zum Schluss anhören wollen. Auch Freunde des ungewöhnlicheren Black Metals werden FINNR’S CANE mögen.
Eine derartige Symbiose aus niederdrückender Schwere, gehabsamer Brachialität und melodischer Melancholie kennt man sonst nur von einigen wenigen Ausnahmen wie LANTLÔS oder AGALLOCH.

Wer also mal wieder ein außergewöhnliches Hörerlebnis kaufen möchte, ist mit FINNR’S CANE gut bedient. Hoffentlich bleibt „Wanderlust“ nicht das einzige Release, denn diese Band hat hörbar ein hohes Potential, das ausgeschöpft werden will. (Jannick)


Bewertung: 7 / 10

Anzahl der Songs: 8
Spielzeit: 48:18
Label: Frostscald Records
Veröffentlichungstermin: 20.03.2010

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