Terry And The Pirates - The Doubtful Handshake

terryandthepirates_doubtfulhandshakeZu Beginn der Siebziger formierte sich an der Westküste der Vereinigten Staaten eine Truppe, die den sonnigen Sound von „Orange County" mit der Muttermilch aufgesogen hatte. Die Jungs um Terry Dolan benannten sich nach einem Comic und pflegten melodischen Westcoast-Rock im Stile der EAGLES oder SPIRIT. Von Ende dieses Jahrzehnts bis Ausgang der Achtziger nahm man sieben Studioalben auf, schaffte aber nie den großen Sprung auch weil man nie die Unterstützung eines Major-Labels fand.

Zur kürzlich erfolgten Reunion nahm man sich den nach eigener Einschätzung besten Rundling, das 1980 erschienene „The Doubtful Handshake" vor und brachte es in überarbeiteter Fassung neu heraus. Für die nahe Zukunft plant das deutsche Label MiG weitere Backkatalog-Sachen der Kalifornier zu veröffentlichen.

Schon die ersten Töne klingen für das Jahr des Erstrelease recht altbacken, was aber nichts über die Qualität der Musik aussagt. Denn der lässig nach vorne agierende Opener „Ain´t Livin´ Long Like This" glänzt mit feinem Honky.Tonk-Piano über die Swamp-Grooves der Gitarren. Das Chuck Berry-Solo im Mittelteil hat auch Raffinesse selbst wenn es hoffnungslos nostalgisch tönt.
Mit „Inside And Out" geht es noch weiter zurück in die Sixties, ein gewisser Country-Einschlag ist nicht zu verhehlen, aber auch das kennt man ja vom artverwandten Southern-Rock. Diese Spielweise fällt aber rauer und erdiger aus, als das was man von der Westküste gewohnt ist. Beim rockigen „Into The Wind" lassen die Orgelfanfaren Vergleiche mit BRUCE SPRINGSTEEN aufkommen, die Genialität des Boss wird und kann auch gar nicht erreicht werden.

 

Die melodischen Leads, die zum Ende von „Inlaws And Outlaws" zu einem längerem Jam kulminieren, sind nicht die einzigen Verdachtsmomente in Richtung BLUE ÖYSTER CULT. Auch die Vocals haben was von der melodischen, nicht kommerziellen Seite der Heavyrock-Legende. Ganz auf dem Country-Trip befindet sich das Orgel-lastige „Montana Eyes" während das Instrumental „Highway" die Slide-Gitarre nur so rauchen lässt.

Noch bluesiger fällt die Cover-Version des SCREAMIN ´JAY HAWKINS-Klassikers „I Put A Spell On You" aus. Die warm wabernde Orgel verbreitet einen düsteren Charme, der gut zu dem melancholischen, souligen Gesang passt. Eine der besten Interpretationen des bis heute gern nachgespielten Titels, auch wenn sich das eigene Material nicht dahinter zu verstecken braucht.
Nicht unbedingt nötig gewesen wären die beiden Bonus-Tracks, aber ich war noch nie ein Freund von solchen Zugaben. „TD´s Natural Blues" ist ein Rock´n´Roller, der allerdings soundtechnisch über ein in Mono aufgenommenes Demo nicht hinaus kommt. Und auch der Bluesrocker „Walking The Plank" kann den Standard der Originalsongs nicht halten.

Die können nämlich durchaus überzeugen, TERYY AND THE PIRATES glänzen mit viel Spielfreude. Ihre großen Stärken sind vor allem ihr Feeling, die ungeheure Relaxtheit und ihr feines Zusammenspiel mit der sie „The Doubtful Handshake" veredeln. Zum ganz großen Wurf fehlt aber doch das kleine Quäntchen, der letzte Tick, vielleicht auch etwas Eigenständigkeit. Darum ging es auch leider nie in die Arenen und in die Rock-Annalen.
Spaß machen tut das hier dennoch allemal, doch Vorsicht: Der geneigte Leser, der zum Glücklichsein unabdingbar alles zermahlende Riffs und Blast-Sperrfeuer braucht hätte schon nach der Einleitung nicht weiter zu lesen brauchen. Wer aber mit Vorliebe durch die Rockgeschichte reist wird diese Outlaws gerne unterwegs mitnehmen. Und wer wie ich jedes Jahr die geografische Nähe des Metalcamp zur Ostadria nutzt sollte sich diesen verheißungsvollen Handschlag mal ins Handschuhfach legen. (Pfälzer)

Bewertung: 7,5 / 10

Anzahl der Songs: 10
Spielzeit: 44:04 min
Label: MiG Records
Veröffentlichungstermin: 27.09.2010

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