Atlantean Kodex - The Golden Bough

atlantean_kodex_thegoldenboughAus der Oberpfalz stammt die Formation, um die es hier geht. Eine Band, die sich im Moment auf dem aufsteigenden Ast befindet, obwohl Sie erst ein Album veröffentlicht hat. Es handelt sich um ATLANTEAN KODEX, die Truppe um Bandkopf und Rhythmusgitarrist Manuel Trummer, die mit ihrem wahrhaft epischen Heavy Metal den Underground verzaubert. Nach mehreren EP´s und dem Livealbum "The Annihilation Of Koenigshofen" im Jahr 2009, folgt jetzt das erste Full - Length - Werk der Bayern namentlich "The Golden Bough". Man kann dabei von einer Art Konzeptalbum sprechen, denn es geht um die von Sir James George Frazer aufgestellte Theorie, die besagt, dass alle Formen europäischer Religionen (sogar das Christentum), auf magischen Kulten und Riten basieren, die bis in die Steinzeit zurück reichen. Desweiteren befasst sich Texter Manuel Trummer mit der zum Bandnamen passenden Geschichte der unter Wasser liegenden Stadt Atlantis. Begebt euch auf eine zauberhafte Reise in eine andere Welt...

Die Tour de Force beginnt mit dem von einem treibenden Galopp eingeleiteten "Fountain Of Nepenthe", welches sich später in ein breites Epos umwälzt und mit majestätischem Doomriffing und hervorragenden Gitarrenmelodien überzeugt. Gar nicht mal so selbstverständlich, als Opener ein zehnminütiges Stück zu wählen...doch Langeweile kommt zu keiner Zeit auf. Bereits mit dem ebenfalls elfminütigen "Pilgrim" erreicht die Scheibe ihren Höhepunkt. Das Stück beginnt mit zarten Naturgeräuschen, bevor sich eine monströse Riffwand vor einem auftürmt. Geschickte Breaks werden mit genialen Melodien und Breitwandriffs kombiniert. Spätestens beim göttlichen Chorus reckt man die Faust in die Luft und fühlt sich wie im metallischen Schlaraffenland. Einfach gigantisch dieses Teil! Ich gehe sogar soweit und zähle den Song zu einem der besten deutschen Metalsongs aller Zeiten. Spätestens beim dritten Hören dieses Songs bekommt man Ihn nur noch verdammt schwer aus dem Kopf.

"Temple Of Katholic Magick" wartet mit tollen Twinguitars auf und auch ein etwas aus der Reihe tanzendes Gitarrensolo ist darin zu hören. Von geheimnisvollen Chören unterstützt, fühlt man sich wirklich in einen Tempel längst vergangener Zeiten zurückversetzt. Das folgende "Disciples Of The Iron Crown" erscheint beinahe ein wenig ungewöhnlich, denn der Song ist vom Drumming her deutlich flotter gestaltet und auch der Refrain knüppelt. Außerdem ist er mit knapp über vier Minuten das kürzeste Nicht - Instrumental auf dem Album.
Kirchenglocken läuten zu Beginn von "Vesperal Hymn" und eine Zeit lang kann man Markus Becker´s Stimme fast alleine hören, bevor ein Paukenschlag den Song richtig in Fahrt bringt und Ihn zu einer unwiderstehlichen Hymne macht. Ein vom dramatischen Aufbau her genial umgesetzter Song. Mit leicht mittelalterlicher Melodieführung spielt man im Namensgeber "The Atlantean Kodex", welcher Schlagzeugtechnisch ebenfalls eher heftig zur Sache geht. Ein mit seltsamem, aber doch geilem Effekt ausgestattetes Gitarrensolo bekommt man zu hören, bevor sich das Ding gegen Ende dann doch noch zu einem Ohrwurm mausert. "A Prophet In The Forest" heißt das mit 15 Minuten längste Stück des Longplayers, doch trotz der ordentlichen Länge überzeugt auch dieser Song mit gut ausgearbeiteten Melodien und diversen Tempowechseln. Am Ende steht der Titeltrack, der zwar weniger als zwei Minuten dauert, aber trotzdem nicht weniger intensiv ausfällt, als die restlichen Songs und ein würdiges Outro abgibt. Hier endet die Reise und man kehrt langsam wieder in die triste Realität zurück.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass das, was ATLANTEAN KODEX da aufgenommen haben schon etwas ganz Eigenes ist. Sie verstehen es, mit mystischen Klangfarben und altertümlichen Fragmenten zu spielen und diese gekonnt mit schwerem Stahl der alten Schule zu vereinen. Auf diesem Werk gehen lyrische Finesse und Melancholie ein untrennbares Bündnis ein. Im Schaffen der Bayern sind Ähnlichkeiten zu Bands wie SOLSTICE, CANDLEMASS, WHILE HEAVEN WEPT und PAGAN ALTAR zu finden, doch im Endeffekt ziehen Sie ihr Ding durch. Sie haben auf jeden Fall etwas neues geschaffen, dass unheimlich intensiv, wahrhaft episch und ganz groß ist. Der Sound erscheint im ersten Moment etwas gewöhnungsbedürftig, doch daran gewöhnt man sich schnell, denn die Platte ist in ihrer Gesamtheit einfach zu gut, um darüber großartig Gedanken zu verlieren. Trotzdem sei gesagt, dass die Bassdrum einen Tick mehr Wumms hätte vertragen können. Aber das sind Nichtigkeiten in anbetracht der Erhabenheit dieses Gesamtkunstwerkes. Davon hört man sich auch wenn möglich keine einzelnen Songs an, sondern genießt dieses Meisterstück in Sachen Epic / Heavy Metal mit doomigem Einschlag in seiner ganzen Schönheit. Hört sich alles hochtrabend und theatralisch an, doch eigentlich ist es nur eine klare Kaufempfehlung. (Kevin)


Bewertung: 9,5 / 10

Anzahl der Songs: 9
Spielzeit: 65:05 min.
Label: Cruz Del Sur Music
Veröffentlichungstermin: 01.10.2010

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