TRÆOS - Mnemosyne

TRÆOS - Mnemosyne Die MetalCore-, Screamo-, Emo-Welle hat in den letzten Jahren einen phänomenalen Auftrieb erfahren. Der Höhepunkt des Booms dürfte wohl so langsam überschritten sein, doch die Welle scheint spurlos am beschaulichen Saarland vorbeigegangen zu sein. Umso erfreulicher ist es, dass sich fünf Jungs aufgerafft haben, um ein ordentliches Ausrufezeichen zu setzen. TRÆOS heißt die Combo, deren hier vorliegendes Debütalbum "Mnemosyne", das nebenbei erwähnt bei Phil im SU2-Studio eingespielt wurde, gleich ein Konzeptalbum geworden ist. So darf man gespannt sein, was sich hinter Namen wie "Polyhymnia" oder "Terpsichore" verbirgt und ob die Mischung aus Screamo und Post-HardCore zu überzeugen weiß.

Um euch nicht länger als nötig auf die Folter zu spannen, löse ich das Rätsel um die Namen (soweit es mir möglich ist) erstmal auf: "Mnemosyne" ist, wie oben bereits erwähnt, ein Konzeptalbum geworden. Mnemosyne ist eine Gestalt aus der griechischen Mythologie und ist gemeinhin als Göttin der Erinnerung bekannt. Sie vereinigte sich zusammen mit Zeus neun Nächte lang und gebar folglich die neun Musen. Diese neun Musen standen TRÆOS Pate für die Namensgebung ihrer zehn Songs, welche mit Mnemosyne, als Dreh- und Angelpunkt, komplettiert werden. Somit ist die Marschrichtung für die nächsten gut 40 Minuten klar vorgegeben: Eine Odyssee durch die griechische Mythologie und die Geschichte der Musen kann beginnen!

Den Anfang machen "Urania (The Celestial Globe)" gefolgt von "Terpsichore (The Birth Of The Youngest Son)". Die beiden Songs schlagen sogleich voll ein und norden den Hörer mal so richtig auf das bevorstehende Werk ein. Dicht und kompakt wirken die Songstrukturen, deren Zusammensetzung aus einem sehr soliden Drumming und brachialen Gitarrenriffs hervorgeht. Gepaart ist das Ganze mit einem Gesang, der mal aggressiv drückend, mal fast schon weinerlich am Boden zerstört wirkt. Auch die Muse der lyrischen Poesie "Euterpe" lässt dem Hörer keine Zeit zum Verschnaufen und so knallt und scheppert es ohne Rücksicht auf Verluste. Erst mit "Polyhymnia (I Speak To No One)" lassen TRÆOS ein wenig Ruhe einkehren und kreieren eine sehr schön gemachte ruhigere Passage, die eingeleitet durch ein kurzes Bass-Solo und gesanglich dezent untermalt, fast schon unmerklich wieder in einem Sturm aus Riffgewittern versinkt.

Alles scheint sich irgendwie um "Mnemosyne" zu drehen, welche den Namen für den fünften und somit mittleren Song auf der Scheibe lieferte. Schleppend, ja fast schon stolpernd poltern die Saarbrücker los, um nach gut eineinhalb Minuten wieder so richtig die Zügel in die Hand zu nehmen und den Song zu einem wahren Highlight der CD werden zu lassen. Das Album ist definitiv nichts für Leute, die mal so nebenbei ein wenig Musik hören möchten, denn es mag sicherlich der Eindruck entstehen, dass die Songs zu sehr auf einem Pegel eingespielt wurden. Doch auch nach mehrmaligem Durchhören des Silberlings entdecke ich in den Songs immer wieder Nuancen, die mir zuvor einfach verwehrt geblieben sind. Das dürfte der Dichte und Kompaktheit der Songs geschuldet sein, die eine fast schon undurchdringliche Atmosphäre entwickeln. Gute Beispiele hierfür sind solche Brocken wie "Thaleia (Till The End)" oder "Cleio (The End Of A Brave Life)".

Es scheint so, als wäre der zweite Teil der Scheibe noch einen Tick vertrackter. Die große Ausnahme bildet aber "Erato (Sheer Lunacy)", die Muse der Liebesdichtung, des Gesanges und des Tanzes. Eine bessere Vertreterin hätten TRÆOS nicht erwählen können, um sie als visuelles Statement in Form eines Videos umzusetzen. Den Rausschmeißer macht dann "Calliope", die älteste der neun und Verfechterin der Philosophie und der Wissenschaften. So richtig weggetreten und tagträumerisch, so wie man sich den typischen Philosophie-Studenten vorstellt, gehen TRÆOS hier zu Werke und legen erst gegen Ende wieder einen Zahn zu und runden ihr Album mit einem letzten ordentlichen Nachschlag ab.

Zurück bleibt ein Hörer, der bei den ersten Durchläufen wohl erschlagen und ermattet von der Dichte und Kompaktheit des Songwritings, auf halber Strecke hängen bleibt. Derjenige, der aber bereit ist, sich auf diese Irrfahrt, ähnlich wie Odysseus, einzulassen, wird nicht enttäuscht werden. (Holger)


Bewertung: 8,5 / 10

Anzahl der Songs: 10
Spielzeit: 39:01 min
Label: Ampire Records
Veröffentlichungstermin: 27.08.2010

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