Last Autumn's Dream - II

Aus der Erfahrung heraus ist es ja eigentlich mit Vorsicht zu genießen, wenn eine aufstrebende Band innerhalb eines Jahres sowohl ihr Debütalbum als auch den direkten Nachfolger veröffentlicht. In dieser Zeitspanne werfen auch die Melodic Rocker von LAST AUTUMN'S DREAM sowohl ihren Erstling als auch ihre aktuelle CD, die schlicht "II" betitelt ist auf den Markt.
Die ursprünglichen Bandmitglieder und EUROPE-Mitstreiter Ian, Mic und John waren ob der EUROPE-Reunion diesmal allerdings unabkömmlich und so wurden kurzerhand knapp zwei Drittel der Band ersetzt... zwar durchaus würdig mit einer hervorragenden Kombination von Marcel Jacob (Bass) und Jamie Borger (Drums) (beide von TALISMAN) und einem nicht minder fähigen Thomas Lassar am Keyboard - aber dennoch drängt sich ein wenig der Gedanke auf, LAST AUTUMN'S DREAM seien nicht wirklich eine zusammen geschweißte Band, sondern mehr ein Projekt unter der Leitung von Mikael Erlandsson, dem schwedischen Sänger/Songwriter und derzeitigen Mastermind der Truppe.

Betont seicht lassen es die fünf Jungs mit dem Opener "Brand New Life" angehen - erst recht, wenn der Gesang einsetzt - ist das eine Jungenstimme oder ein erwachsener Mann? Direkt wird klar, dass Erlandssons Stimme sicher nicht den Geschmack der Masse trifft, auch wenn er auf das zweite Hören nahezu perfekt auf die Musik und Melodie abgestimmt ist.
Mit "Lost In You" fragt sich der Hörer, warum ausgerechnet die drei EUROPE-Mitglieder die Band verlassen haben - denn es stellt sich von zu Song mehr heraus, welcher Ära sich LAST AUTUMN'S DREAM verschrieben haben - durchaus angenehm rockend, aber unverkennbar synthielastig wie in den späteren Achtzigern - sprichwörtlich versüßt von charismatischen Vocals, die aber ohne Frage auf Dauer den Wunsch nach etwas Kraftvollerem aufkommen lassen.
Betont aggressiv gibt man sich dann auch mit "Heat Of Emotion", gerät aber maximal in gehobene Dimension der Kategorie JOURNEY. Lobenswert ist hier der rauchige Charakter von Erlandssons Stimme.
Einen richtigen Ausrutscher erlauben sich die fünf mit dem schmalzgetränkten "So Much Love In The World" - ist die Melodie an sich durchaus noch erträglich, verursacht die süßholzraspelnde Stimme die Abwertung des Tracks.
Erfreulich flott kommt danach "Helpless" durch die Boxen - erneut leider nur bis zu dem Zeitpunkt, wo der Gesang einsetzt.
Punkte kann "This Gotta Be Love" für sich verbuchen, gibt sich Sänger Mikael hier ausnahmsweise ausgesprochen rauchig und erwischt so genau den Mittelpunkt der Musik.
"Up In Paradise" lassen wir mal als weitere Schmalzballade besser nicht näher diskutiert und schreiben lieber über das nette Riff von "Over And Out" zu dem sich Mikael recht vielseitig abmüht und in den ruhigeren Parts sogar richtig zu punkten weiß - dafür ist die Stimme in den zeitweise bewusst verräuchert gehaltenen flotten Passagen merklich kurz vorm Versagen.
Mit "Always Will Be" findet sich denn auch eine richtig "akustische" Ballade auf "II" wieder - die Frage bleibt: warum. Die Nummer hat leider so überhaupt keinen sittlichen Nährwert.
Wieder richtig flott macht sich "Running" auf, Punkte gut zu machen - was der Nummer auch insbesondere durch das gekonnte Gitarrenspiel in Verbindung mit dem passenden Gesang gut gelingt. "Round And Round" ist ein unerwartet klassischer Rocker der sich tatsächlich im Gehörgang festfressen kann - danach kann "Keep Falling" das höhere Niveau problemlos halten, auch wenn es einen Hauch ruhiger zu Werke geht - "A Place In The Hidden Town" geht schlussendlich als Abschluss der Scheibe sehr gemäßigt - aber durchaus würdig - recht ruhig zu Werke.

"II" - ist ein Album was größtenteils so dahinplätschert und sich zum "so nebenbei"-hören empfiehlt. Die großen Höhepunkte vermisst man leider - technisch völlig ok, aber kompositorisch leider nur Massenware. Sänger Mikael täte zudem gut daran, für zukünftige Releases ein wenig mehr Power in seine Stimme zu legen, klingt doch insbesondere er zwischenzeitlich etwas knabenchorhaft...

Anspieltipps: "Heat Of Emotion", "Always Will Be", "Round And Round" (Naglagor)

Bewertung: 5,5 / 10



Anzahl der Songs: 13
Spielzeit: 52:07 min
Label: Frontiers Records
Veröffentlichungstermin: 24.01.2005
Kategorie: CD-Reviews