Guerrilla - No Inch Back

Die Kölner Death-Thrasher GUERRILLA legen mit "No Inch Back" endlich ihr zweites Album vor. Mehr als drei Jahre sind seit dem Full-Length-Debüt "On Target" vergangen, und in der Zeit ist viel passiert. So haben sie sich beispielsweise zu einer der aktivsten Live-Bands des deutschen Undergrounds entwickelt - gefühlte 666 Konzerte pro Jahr haben nicht nur zur Folge, dass die Rheinländer inzwischen in jedem Winkel der Republik bekannt sein dürften, sondern dass sie auch eine unglaubliche Tightness auf der Bühne entwickelt haben. Letzteres ist sicherlich auch ein Verdienst der beiden Neuzugänge Westi (Bass) und dem hauptamtlichen Sänger Marc alias Marcello White, die seit 2002 das klassische Line-Up mit Timur, Pete und Martin verstärken. Bleibt die Frage, ob die Guerrillios es schaffen, ihre hohe Live-Qualität auch auf CD zu übertragen.

Aber schon nach den ersten Klängen dürften sich sämtliche Zweifel erledigt haben.
Eingebettet in eine druckvolle Produktion, die wieder im eigenen Proberaum-Studio in Eigenregie entstanden ist und die kaum Wünsche übrig lässt, haben die Kölner elf Songs auf Silikon gebannt, die den Vergleich mit ihren energiegeladenen Gigs wahrlich nicht scheuen brauchen. Auffällig ist, dass die Stücke auf "No Inch Back" im Vergleich zu "On Target" größtenteils wesentlich straighter sind und inzwischen weitaus mehr zum Thrash denn zum Death Metal tendieren.
Das wird besonders bei Songs wie "Guardian Demon" oder "Imperial Gloom" deutlich, die auch schon länger zum Live-Repertoire gehören – auch wenn beispielsweise bei "Candour Of The Dead" schon noch eine latente MORBID ANGEL- und DEATH-Schlagseite spürbar ist. Natürlich zeigen die Kölner auch wieder, was sie an ihren Instrumenten alles können, allerdings frickeln die Gitarristen Timur und Pete diesmal weitaus songdienlicher um die Wette, als auf dem teilweise doch etwas arg sperrigen Vorgänger. Und dass Martin an den Drums ein absolutes Ausnahmetalent ist, ist für jemanden, der ihn mal live zocken gesehen hat, auch kein Geheimnis. Eine Kostprobe des kranken – oder bereits bedenklichen? – GUERRILLA-Humors – ich will mal hoffen, dass es sich um Humor handelt, he he – gibt es auch noch in Form des auf deutsch vorgetragenen "Ich find’ dich", wobei sich die GUERRILLA GbR klugerweise bereits im Vorfeld von jeglichen Folgeschäden distanziert...

Um die Eingangsfrage wieder aufzugreifen: mit "No Inch Back" haben die Kölner hundertprozentig ein Album abgeliefert, das ihren Live-Qualitäten würdig ist, und das sich vor kaum einer Major-Veröffentlichung zu verstecken braucht. Elf Songs auf sowohl spielerisch wie auch kompositorisch konstant hohem Niveau lassen die Scheibe zu einem äußerst kurzweiligem Vergnügen werden, mit dem sich GUERRILLA durchaus für (noch) höhere Aufgaben qualifizieren dürften. Da sie trotz Vertriebsvertrags wohl nicht unbedingt in jedem Plattenladen zu finden sein dürfte, sollten sich Interessierte, die nicht bis zum nächsten Konzert in ihrer Nähe warten können, mal unbedingt auf www.guerrilla-metal.com vorbeischauen. (Kai)

Bewertung: 9,0 / 10



Anzahl der Songs: 11
Spielzeit: 40:42 min
Label: Twilight-Vertrieb
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