Pain Of Salvation - Road Salt One

painofsalvation_roadsaltone.jpgDie Schweden von PAIN OF SALVATION sind das Chamäleon unter den Prog-Bands. Als Fan macht man schon seit einigen Jahren so einiges mit und im Prinzip weiß man nie, was als nächstes von Daniel Gildenlöw und seiner erneut personell etwas veränderten Hintermannschaft (derzeit steht man ohne Bassisten da) kommt. Nach „The Perfect Element Part 1“ erwartete man eigentlich „Part 2“ und stattdessen bekam man mit „Remedy Lane“ ein extrem persönliches Album vor die Nase gesetzt, das man erst einmal verdauen musste. Ein nicht minder harter Brocken folgte anschließend in Form des sperrigen musicalartigen Konzeptalbums „Be“, bei dem bis heute keiner so richtig weiß, worum es da eigentlich geht. Musikalisch war „Be“ nichtdestrotrotz großes Kino für die Ohren, was man vom 2007er Nachfolger „Scarsick“ nicht uneingeschränkt behaupten konnte, denn zum allerersten Mal schlichen sich zwei oder drei Songs auf ein PAIN OF SALVATION Album ein, die nicht so richtig begeistern konnten. Nun schreiben wie das Jahr 2010 und nach der überzeugenden DVD aus dem letzten Jahr sind die Schweden nun mit ihrem siebten Studioalbum „Road Salt One“ zurück, das sich erneut komplett von seinem Vorgänger abhebt und damit den roten Faden der stetigen Veränderung beibehält.

Wie schon auf der Vorab-EP „Linoleum“ nachzuhören war, treten die moderneren und metallischen Einflüsse, die bei „Scarsick“ im Vordergrund standen, zurück und müssen einer geballten Ladung an 70ties Klängen Platz machen. Die Songs sind deutlich einfacher gestrickt und fallen zum Teil auch extrem kurz aus; mit „She Likes To Hide“, „Of Dust“, „Tell Me You Don't Know“, „Sleeping Under The Stars“, „Curiosity“ und „Road Salt“ erreichen sechs der insgesamt zwölf Songs noch nicht mal die 4-Minuten-Marke. Zudem zeigen sich PAIN OF SALVATION auf „Road Salt One“ stilistisch so offen wie noch nie! Was sich auf der „Linoleum“ EP aus dem letzten Jahr bereits angedeutet hat, findet auf „Road Salt One“ zumindest teilweise seine Fortsetzung. „Of Dust“ zum Beispiel versprüht ein opulentes Gospelflair, wie ich es einmal nennen möchte, „Tell Me You Don't Know“ ist ein Bluessong in Reinkultur oder als Extremfall gibt es da noch „Sleeping Under The Stars“, eine Nummer, die so strange ist, dass man sie so gar nicht richtig einordnen kann.

Nach so vielen (überwiegend gelungenen) Experimenten, die es auf diesem Album zu entdecken gibt, tut es gut, dass es mit dem Opener „No Way“, dem düsteren „Darkness Of Mine“ oder dem abschließenden und alles zusammenfassenden über 7-minütigen „Innocence“ auch Songs gibt, die in etwa so klingen, wie man PAIN OF SALVATION gewohnt ist und die jedem PAIN OF SALVATION Anhänger gefallen müssten. Das bereits von der EP bekannte „Linoleum“ hingegen ist quasi das Bindeglied zwischen den früheren und den gerade aktuellen PAIN OF SALVATION und eines der Highlights, die dieses Album zu bieten hat. Besonders erwähnt werden muss an dieser Stelle auch noch der dritte Song des Abums, der einem zum ersten Mal den Atem stocken lässt. „Sisters“ ist eine dieser typischen, sich stetig steigernden Gildenlöw Kompositionen, eine emotionale Achterbahnfahrt, die man einfach gehört haben muss. In eine ähnliche Richtung gehen auf „Road Salt One“ auch noch die zerbrechlich intonierte Halbballade „Where It Hurts“ sowie der spartanisch inszenierte Titelsong „Road Salt“, der auf den ersten Blick extrem unspektakulär ausfällt, weil er fast nur vom eindringlichen Gesang Gildenlöw's lebt.  

Was „Road Salt One“ allerdings etwas fehlt, sind die unantastbaren Übersongs im Stile von „Ashes“, „Inside“  „Undertow“, „! (Foreward)“ oder „Nightmist“, auch wenn gerade die beiden Kompositionen „Sisters“ und „Innocence“ diesen recht nahe kommen. Und auch die genannten Experimente in Richtung Gospel oder Blues usw. werden nicht jedem gefallen. Im Vergleich zum etwas umstrittenen „Scarsick“ ist „Road Salt One“ aber eindeutig ein Fortschritt und dass die Texte von Daniel Gildenlöw erneut persönlicher Natur sind, kann man auch nur als einen Vorteil ansehen. Ganz grob geht es in den zwölf Songs von „Road Salt One“ um die Entscheidungen, die man im Leben treffen muss, oder bildlich gesprochen um die Kreuzungen, an denen man vorbeikommt.

Zusammengefasst ist „Road Salt One“ ein Album, das einen genau wie seine Vorgänger erst einmal überrascht, mit dem man zu kämpfen hat, das einen aber auch begeistern kann, wenn man sich auf die Musik einlässt. Und was am wichtigsten ist: Im Gegensatz zu so vielen lang erwarteten Veröffentlichungen dieser Tage (Namen erspare ich mir) enttäuscht „Road Salt One“ keineswegs, und eine Band, die sich auch mit ihrem siebten Album noch mal neu erfindet, sollte sowieso unser aller Respekt genießen. Wie ist „Road Salt One“ nun zu bewerten? Objektiv eine 8, subjektiv ein 9 – das macht unterm Strich die 8,5 (Maik)


Bewertung: 8,5 / 10

Anzahl der Songs: 12
Spielzeit: 52:00 min
Label: Inside Out Music
Veröffentlichungstermin: 14.05.2010
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