Eisregen - Schlangensonne

eisregen-schlangensonne_artwork.jpg Es gibt wohl kaum eine eigenständigere Band des dunkel bis schwarzen Metalsektors, die kontroverser und blutrünstiger als EISREGEN ist. Schon seit 1995 sind sie Altbekannte der Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien, die schon öfters das ein oder andere Album dieser Band aus dem Verkehr ziehen musste. So liegt mit „Schlangensonne“ nun schon das eigentlich achte EISREGEN-Full-Length-Album vor, jedoch erst das fünfte, das (noch) frei verkauft werden darf.

Es wird wohl immer Geschmackssache bleiben, ob man den sonderbaren Humor der Thüringer einfach nur genial oder einfach lächerlich findet. Auch ihr aktuellstes Werk wird diesen Umstand nicht wegzaubern. EISREGEN bleibt auch weiterhin EISREGEN, das heißt musikalisch wird eine Mischung aus Death/Black Metal und melodischen Klavierläufen geboten, die als Rahmen für den Gesang dient. Alteingesessene EISREGEN Fans werden auch nicht davon enttäuscht sein, von dem was der Sänger von sich gibt: vom blutigen Schlachten von Kindern über das Mästen des Sexualpartners bis hin zu masochistischen Perversionen ist alles vertreten, was den Fans von EISREGEN schon immer Spaß gemacht hat. Es ist auch hier –mehr noch wie sonst- der ironische Aspekt entscheidend, der aus scheinbarer Geschmacklosigkeit ein sehr spezielles Musikerlebnis macht.

Die Kombination aus Ohrwurmmelodien und eingängigen, leicht verständlichen Texten zieht die thüringer Kombo nun schon seit 1998 gnadenlos durch und hat offensichtlich Erfolg damit gehabt. Die Musik ist melancholisch, makaber und, ohne Frage, sehr professionell eingespielt und produziert worden. Besonders schön finde ich, dass nun auch wieder verstärkt auf härtere Passagen zurückgegriffen wurde. 

„Schlangensonne“ lebt von den ausführlichen Beschreibungen brutaler, vor Blut triefender Szenarien, in denen Menschen aufs Übelste gedemütigt –und dann getötet- werden. Musikalisch und textlich also nichts Neues. Der Gesang hat sich jedoch dahingehend verbessert, dass nun weniger willkürlich zwischen klarem und gekreischtem Gesang gewechselt wird. Mittlerweile ist Michael Roths Part nahe an der Perfektion angelangt. Durch das betont rollende „R“ und die tiefe Stimme bekommt die Musik sogar einen Touch, der stark an RAMMSTEIN erinnert.  

Was jedoch etwas auf der Strecke geblieben ist, ist die metaphorische Ebene, auf die zumindest ein paar Lieder abstrahiert werden können sollten. Der lyrische Tiefgang, den man von vergangenen Alben kennt, fehlt irgendwie. Es werden dem Hörer mit offensiven Texten Bilder ins Kopfkino gestopft, die leicht verständlich und intellektuell relativ unanspruchsvoll sind. Das fällt insbesondere bei den Tracks „Auf ewig Ostfront“, „Tod senkt sich herab“ und „Linkshänder“ ins Gewicht, in denen weder eine ästhetisierte Hässlichkeit, noch sonst ein tieferer Sinn erkennbar ist. Sicher müssen EISREGEN ihrem Ruf gerecht werden, aber so simpel gestrickte Texte schreien doch insgeheim nach Geld und nicht nach dem Willen, große Kunst zu schaffen. Das ist sehr schade, aber nach über 15 Jahren Bandbestehen auch verständlich. Dennoch sind einige Kracher dabei, die auf ihre ganz eigene Art und Weise begeistern können. Manche haben eine ausgesprochen gut gelungene Melodienstruktur, andere wiederum gut gelungene, flüssige Texte.  

Da haben sie also wieder mal mächtig viel diskussionsträchtigen Stoff geliefert, die Thüringer. Mal sehen, wie lange sich „Schlangensonne“ außerhalb des Indexes bewegen wird. Für Fans dürfte auch mit dem neuen Album wieder ein historisch wichtiges Klangwerk veröffentlicht werden. Für viele andere Metaller wird es aber vermutlich, wie alle anderen EISREGEN-Alben auch, ein recht belangloses Stück deutschsprachigen Dunkelmetalls sein. Von dem her halte ich eine Bewertung für sinnlos, weshalb ich auf eine solche verzichte. (Jannick)  


Bewertung: - / -

Anzahl der Songs: 11
Spielzeit: 52:42
Label: Massacre Records
Veröffentlichungstermin: 30.04.2010  

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