Evidence One - Tattooed Heart

EVIDENCE ONE haben mit ihrem Debüt "Criticize The Truth" 2002 wie eine Bombe eingeschlagen - eigentlich nur "just for fun" von FRONTLINE-Boss Robby Böbel und DOMAIN-Sänger Carsten Schulz ins Leben gerufen, hatten sie einen Selbstläufer abgeliefert - schon waren sie mit SAXON auf Tour und konnten dort ein breites Publikum überzeugen.
Nachdem Carsten Schulz schon im Januar 2003 meinte, dass sie bei dem Erfolg wohl doch mehr aus dem "Projekt" machen wollten und sogar schon den Wunschtitel des nächsten Albums - eben "Tattooed Heart" verkündete - hat es immerhin bis Mitte November 2004 doch eine ganze Weile gedauert, bis das Werk schlussendlich in den Läden steht.

Die Zeit hat den Jungs aber eher geholfen als geschadet - zum Einen erfolgte der Wechsel zu Nuclear Blast - unter Mithilfe eines in der Branche völlig unbekannten Mat Sinner - und zum Anderen haben EVIDENCE ONE nicht unerheblich an ihrem Sound gefeilt.
War das Debüt noch weitgehend im Midtempo-Bereich und sehr melodisch angelegt (einzig "Heavy Heart Betrayed" kam etwas dreckiger daher), ging man schon auf der Tour mit SAXON dazu über, die Songs live "knackiger" zu präsentieren - und das setzen Böbel, Schulz & Co. auf "Tattooed Heart" perfekt fort.

"Moonsigh" beginnt zwar befremdlich mit leicht orientalischen Klängen - aber sobald die ersten Gitarren einsetzen, fehlt nicht mehr viel zu Kalibern wie PRIMAL FEAR. Sänger Carsten hat nichts von seiner charakteristischen Stimme eingebüßt und liegt optimal über den mächtigen Riffs. "Virus In My Veins" erweckt leichte Vergleiche mit älteren STRATOVARIUS, ist von der Grundstimmung etwas flotter und heller, weist einen hohen Gitarrensolo-anteil auf - und rockt amtlich.
Auf diesem Niveau bewegen sich EVIDENCE ONE fortan: "Written In Blood" ist zwar einen Hauch gemäßigter aber der Titeltrack "Tattooed Heart" gibt sich dann derart gewaltig, dass ein wenig Ähnlichkeit zu BLACK SABBATH zu "Headless Cross"-Zeiten ("Nightwing" lässt grüßen) vorhanden ist. Ein zwar langsamer, aber mächtiger Track.
Nach einem erneuten ruhigen Beginn drehen die Jungs mit "Infinite Seconds" die Regler merklich auf "böse" - und auch Carsten "Lizard" Schulz klingt ein wenig aggressiver.
Einen schnörkellosen Rocktrack stellt "When Thunder Hits The Ground" dar, bevor sich mit "In Love And War" eine Art majestätische Halb-Ballade auf das Album geschlichen hat.
Erneut extrem straight und rockig ist dann wieder "Slave To The Machine" geraten - das nachfolgende "Anything I Need To Know" überrascht dann aber durch seinen ungewohnten Abwechslungsreichtum - hier hätte der Lizard aber auch gerne auf den Verzerrer verzichten können.
Eine wahre Granate haben sich EVIDENCE ONE zum Schluss aufgehoben: "Child Of Insanity" ist die flotteste und rockigste Nummer des Albums und bügelt die kleinen Schönheitsfehler problemlos aus.

Mit "Tattooed Heart" haben EVIDENCE ONE einen großen Schritt nach vorne gemacht - die nicht immer einfache Symbiose aus Härte und Melodie gelingt bis auf kleine Schwächen durchgängig und lässt den Hörer nach knapp 44 Minuten wünschen, dass es noch weiter geht.
Auch das (im Gegensatz zum Debüt) gelungene Cover-Artwork von Thomas Ewerhard (u.a. EDGUY) sollte noch lobend erwähnt werden.

Anspieltipps: "Moonsigh", "Infinite Seconds", "Child Of Insanity" (Naglagor)

Bewertung: 8,5 / 10



Anzahl der Songs: 10
Spielzeit: 43:51 min
Label: Nuclear Blast
Veröffentlichungstermin: 15.11.2004
Kategorie: CD-Reviews