Y&T - Facemelter

yt_-_facemelter_artwork.jpgJa, ich weiß mir wird vorgeworfen den Begriff „unterbewertet“ zu oft zu verwenden, doch wenn er auf eine Band zutrifft, dann auf Y&T. Bei kaum einer anderen Formation war die Kluft zwischen Talent und Erfolg so gravierend wie bei den Kaliforniern. Mit ihrem klassischen Hardrock waren sie schon 1976, sogar noch vor VAN HALEN am Start und lieferten 1981 mit „Earthshaker“ einen unsterblichen Klassiker ab. Nach den nicht minder starken „Black Tiger“ und „Meanstreak“, das etwas melodischer ausfiel wurden die Arrangements poppiger und erst „Ten“ zeigte die Truppe 1990 in alter Stärke.
Während Dave Meniketti und seine Mannen dem verdienten Ruhm nachjagten heimsten die von ihnen stark beeinflusste Hairmetalszene der Achtziger reihenweise Platin ein. Mit Aufkommen der Alternative-Ära sank der Stern weiter und die beiden weiteren Neunziger-Alben fielen zeitgemäßer aus. In den letzten Jahren besann sich die Band auf ihre alten Stärken, die im Live-Sektor liegen. Seitdem betourt man Europa fast jährlich, wo man sich zuvor mehr als 20 Jahre nicht blicken ließ. Nun gibt es auch endlich neues Studiofutter in Form von „Facemelter“, mit dem man endgültig an die glorreichen Zeiten anknüpfen möchte.

Nach einem Intro legt das Quartett mit dem programmatisch betitelten, krachenden „On With The Show“ gleich mal ordentlich los. Auch das schleppend beginnende, sich im Chorus hymnisch steigernde „How Long“ weiß zu überzeugen, das Songwriting-Handwerk haben sie nicht verlernt. Mit ähnlicher Power wie dem Opener wartet man auch im treibenden, von Lead-Fills garnierten „I´m Coming Home“, zu dem es auch ein Video gibt und „Blind Patriot“ auf.

Doch etwas fehlt dem Hörer irgendwie, denn so richtig knallt das einfach nicht, was da aus den Boxen kommt. Und wer dann zum Vergleich „Ten“ oder „Contagious“ aus dem Regal kramt wird auch nach dem Grund fündig, denn die Rhythmusfraktion wirkt doch im Verhältnis zu wenig druckvoll. Da fehlt die Kraft, das Volumen im Sound, keine Ahnung ob das an der Aufnahme oder am neuen Schlagwerker Mike Vanderhule liegt, jedenfalls hängt man in der Beziehung hinter vor 20 Jahren veröffentlichten Alben her.
Und auch die Backgroundchöre in „If You Want Me“ oder dem abgehangenen „Gonna Go Blind“ könnten ein wenig deftiger kommen. Da fehlt einfach das Feuer, das letzte bisschen Euphorie, das man von Y&T kennt. Ich kann aus dem Promomaterial nicht entnehmen wer hier produzieret hat, doch er schaffte es nicht die Live-Power ins Studio rüber zu retten.

Nun ist „Facemelter“ kein schlechtes Album, tolle Melodien wie im bluesigen „Wild Child“ und „I Want Your Money“ gibt es zuhauf. Und ein Meister an der Sechssaitigen ist Meniketti immer noch, was er mit massig tollen Soli unter Beweis stellt, am Feeling gibt es da nicht viel zu rütteln. Aber wie gesagt mit knalligeren Arrangements hätte man aus dem Material mehr rausholen können.
Ein weiteres, kleineres Manko ist die geringe Abwechslung, hier mal ein toller Basslauf in „Hot Shot“, da ein paar akustische Slide-Licks bei „Don´t Bring Me Down“ sind zu wenig, da sich vieles im Mid-Tempo bewegt. Eine Ballade wäre da echt eine Bereicherung gewesen, insgesamt fallen auch ein paar Songs wie das VAN HALEN-lastige „Shine On“ oder der Rausschmeißer „Losing My Mind“ eindeutig ab. Hier wäre weniger mehr gewesen!

Solche Alben gibt es zurzeit viele, „Facemelter“ hebt sich nicht groß aus der Menge ab, es läuft ganz gut rein, haut einem aber nicht vom Hocker. Einer Newcomer-Band würde ich damit eine ganz ordentliche Leistung attestieren, aber von einer Legende erwarte ich mir einfach noch ein wenig mehr. Ich weiß einfach wozu Y&T fähig sind und damit bleiben sie hinter ihren Möglichkeiten zurück, auch wenn man erkennt, dass sie nicht viel von ihrem Talent eingebüßt haben, es mangelt einfach an der Umsetzung. Schade! (Pfälzer)

Bewertung: 7 / 10

Anzahl der Songs: 14
Spielzeit: 61:37 min
Label: Frontiers Records
Veröffentlichungstermin: 21.05.2010

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