Fritzcarraldo - Lass Sein Was Ist

fitzcarraldo_lass-sein-was-ist.jpg Mit „Lass Sein Was Ist“ liegt bereits das zweite Full-Length-Album der Post-Rocker aus Aschaffenburg vor. Kaum zu glauben, bedenkt man, dass es diese Kombo erst seit Anfang 2006 gibt, also bis heute gerade mal vier Jahre.
FRITZCARRALDO lautet ihr verheißungsvoller Name, der, inspiriert vom gleichnamigen Kinski Streifen (1982), alleine schon eine Andeutung auf einen exzentrischen Grenzgängerexkurs macht. Bereits ihr Debütalbum „Herbst“ (2007) wusste durch ein eingängiges und durchdachtes Gesamtkonzept zu überzeugen. Doch ist es dann überhaupt möglich, dass nach nicht ganz drei Jahren schon das nächste qualitativ hochwertige Konzeptalbum vorliegen kann?

Die Musik von FRITZCARRALDO ist sehr schwierig, das ist keine Frage. Auch wer sich ganz und gar dem Post-Rock verschrieben fühlt, wird nicht um ein mehrmaliges Durchhören der Scheibe kommen. Die Arrangements sind einfach zu komplex und zu verstrickt, als dass man sich nach einmaligem Hören schon mit diesem Album enger anfreunden könnte.

Abgesehen von diversen Schreien im Schlusslied wird vollkommen auf den Gesang verzichtet. Da die Musik wahrlich schon genug Konzentration in Anspruch nimmt, ist das auch wirklich besser so. FRITZCARRALDO macht Musik, die Assoziationen hervorrufen soll. Diverse Sprachsamples, geben dabei eine ganz grobe Auskunft darüber, wohin die Richtung dieser „Mentalreise“ gehen soll. Oftmals sind derartige Einschübe in der Rockmusik einfach nur störend, unpassend oder sehr schlecht gemacht. Anders bei der Musik von FRITZCARRLADO, in der diese sowohl als Orientierungshilfe als auch als gestalterisches Element dienen. Faszinierend finde ich die Gratwanderung zwischen melancholischer Gleichgültigkeit und locker-rockigem Spiel. Durch dumpfe, langsam angeschlagene Gitarrengriffe, die nach einiger Zeit in flockige Soli übergehen, um dann in langsamen und traurig angezupften Akustiktönen zu münden, wird ein einziges Lied zur Odyssee für den Emotionshaushalt des Hörers.
Mit minimalen Mitteln wird eine Vielzahl von gestalterischen Mitteln dazu angewandt, die Musik mit zahlreichen Facetten auszuschmücken. Der Schlagzeuger versteht es, die häufig variierenden Geschwindigkeiten rhythmisch zu hinterlegen. Dadurch schafft er ein brauchbares Fundament für die übrigen Instrumentalisten, die ein wirklich sehr vielseitiges Spiel von sich geben. Besonders gelungen sind die ewig scheinenden Gitarrenduette, die eine Ausschmückung mit weiteren Gestaltungsmitteln fast schon überflüssig machen. Sehr selten werden auch elektronische Gestaltungsmittel angewandt, doch fallen diese kaum ins Gewicht.
Was mir jedoch nicht so gut gefällt ist die Tatsache, dass die eine Hälfte der Spielzeit von „Lass Sein Was Ist“ von lediglich drei wirklich guten, langen Liedern ausgefüllt wird, während die andere Hälfte aus sechs kurzen und überwiegend weniger spektakulären Songs besteht. FRITZCARRALDO will Musik machen, die ans Hirn geht, und das braucht halt seine Zeit. Da die Lieder jedoch nicht scharf abgegrenzt sind, kommt einem das Album spätestens nach dem vierten Hördurchgang wie ein einziges, wunderbares Lied vor, das eine gute dreiviertel Stunde dauert.
„Lass sein was ist“ ist Musik zum träumen und entspannen, sobald man sich eingehört hat. Genau das richtige um sich von einem stressigen Tag in Ruhe zu erholen. So muss es sich anhören, wenn sich vier junge, talentierte Musiker im Postrock versuchen. (Jannick)

Bewertung: 7,5 / 10

Anzahl der Songs: 9
Spielzeit: 47:27
Label: BaxxBeat Music
Veröffentlichungstermin: 20.03.2010

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