bleeding_through_-_bleeding_through.jpgSchnelllebigkeit. Kein anderes Genre leidet so sehr unter diesem 'Schimpfwort' wie der MetalCore. Dabei gibt es doch mehr als genügend Bands, die bereits vor dem großen Hype aktiv waren, wie beispielsweise BLEEDING THROUGH. Diese sind nun auch schon gute 12 Jahre im Geschäft und gehören somit zum festen Inventar, sei es als Tour-Support oder als Geheimtipp auf Festivals. Von vielen unterschätzt, haben sich BLEEDING THROUGH, fast klammheimlich, in den letzten Jahren Stück für Stück nach vorne gekämpft und sich so ihre Lorbeeren verdient. Es sind noch keine 2 Jahre her, da haben die Mannen um Fronter Brandan Schieppati mit "Declaration" ein Release hervorgebracht, das auf Konzerten und Festivals fast schon frenetisch abgefeiert wurde. 2010 sind sie zurück, aber es soll alles anders werden. BLEEDING THROUGH scheinen dem allgemeinen Trend des Genres zu folgen: Weg vom Core-Geschäft, auf zu neuen Ufern...  

Bevor jetzt bei manchen Lesern die große Herz-Rhythmus Störung einsetzt, kann ich Entwarnung geben. BLEEDING THROUGH klingen zwar nach wie vor immer noch nach BLEEDING THROUGH, direkt - hart - schnell, und spielen auch nach wie vor keine Weichspülermucke, aber sie liebäugeln mit einem Genre, mit dem man so nicht gerechnet hätte.

Eingeleitet wird das große (Wieder-)Erwachen durch das orchestrale Intro "A Resurrection", das einwenig an die langhaarigen und Leggings-tragenden Italiener um Lucca Turilli erinnert, bevor man durch den "Anti-Hero" übelst aus dem Wachkoma gerissen wird. Mit gewohnt hoher Schlagzahl gehen die Jungs aus Orange County (Kalifornien) ans Werk und hinterlassen einen Anblick der Verwüstung. Was einem sofort ins Ohr fallen dürfte ist, dass der Refrain durch ein paar Klavierakkorde untermalt wird. Ansonsten rockt die Nummer in gewohnter BLEEDING THROUGH-Manier.

Richtungsweisend für die verbleibenden Rillen der Scheibe ist der darauf folgende Track, namens "Your Abandonment". Orchestral eingeleitet, wütet der Hurrikan von der East-Coast los und driftet zusehens immer weiter in skandinavische (Musik-)Gefilde ab, die ich eher den Nicht-Skandinavieren CRADLE OF FILTH oder DIMMU BORGIR zugeschrieben hätte. Auch "Fifteen Minutes" oder "Salvation Never Found" hauen hier in die gleiche Kerbe. BLEEDING THROUGH verbinden hier die Welt des "Mainstream Black Metals" mit ihrem Thrash-angehauchten Stilmix aus Death- und MetalCore. Dabei lassen sie nichts anbrennen und setzen immer wieder die präzise eingeknüppelten Blast-Beats gekonnt in Szene.

Die orchestralen Klänge prägen das sechste, selbstbetitelte Album sehr stark und werden dadurch zum Aushängeschild der CD. BLEEDING THROUGH schaffen es aber in den gut 45 Minuten für Abwechslung zu sorgen. Da wären zum Bleistift "Breathing In The Wrath" oder "Slow Your Roll", die vor Bombastik nur so triefen, "Drag Me To The Ocean", die typische DeathCore Nummer, oder "Light My Eyes", die durch ihre langsamen, melancholischen Passagen zum Nachdenken anregt. 

Doch als wäre das alles nicht schon genug, treten BLEEDING THROUGH mit "Distortion, Devotion" nocheinmal kräftig nach. Als hätten sie mit ihren Ausflügen in die melodischen Schwarzmetall-Gefilde nicht schon für genug Aufsehen gesorgt, hauen sie mit dem letzten Track eine Nummer raus, die man wohl am besten mit "back to the roots" bezeichnen kann. Hier schließt sich der musikalische Kreis und wir sind wieder dort angelangt, wo wir im Jahre 2008 mit dem "Declaration"-Release aufgehört haben.

Boah, das muss erst mal sacken. So oder so ähnlich dürfte es dem geneigten BLEEDING THROUGH Fan wohl auch ergehen, nachdem er der Scheibe die ein oder andere Rotation gegönnt hat. Eins steht fest: Wo BLEEDING THROUGH drauf steht, ist BLEEDING THROUGH drin! Durch die orchestrale Begleitung wirken sie dieses Mal noch kompakter und die Scheibe scheint in sich noch geschlossener zu sein. Die Thrash-Elemente sind deutlich in den Hintergrund getreten. Auch die Core-Elemente sind spürbar zurückgegangen, Breakdowns muss man erst mal suchen gehen. Ebenfalls unterscheidet sich das Cover merklich von dem, was wir von BLEEDING THROUGH bisher gewohnt waren. Man braucht seine Zeit, um zu verstehen was Mastermind Schieppati hier mit einem vor hat. Er hat sich einiges einfallen lassen und weiß damit zu überzeugen. (Holger)


Bewertung: 8,5 / 10

Anzahl der Songs: 12
Spielzeit: 45:34 min
Label: Roadrunner Records
Veröffentlichungstermin: 13.04.2010

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