Frames - Mosaik

frames_mosaik.jpgEs ist schon erstaunlich, was in den letzten Monaten so in der deutschen Musikszene abgeht. Als Gegenstück zum seelenlosen Einheitsbrei, der das Geschehen an der Oberfläche beherrscht, ist es die rein instrumental gehaltene Musik, die auf unterer Ebene Akzente zu setzen und zu begeistern weiß. Bands wie LONG DISTANCE CALLING, LEECH (aus der Schweiz) oder MONO (aus Japan) konnten mit ihren letzten Alben von Seiten der Presse Lobeshymnen en masse einheimsen, ein Gefühl, das auch FRAMES aus dem Raum Hannover nicht ganz unbekannt sein dürfte. Schließlich wurde ihre Vorab-EP „124EP“ unter anderem im Rock Hard und im Visions Magazin zum Demo des Monats gekürt, was untermauert, dass FRAMES wie alle anderen genannten Bands eigentlich in keine Schublade passen, so dass man sich genötigt fühlt, einmal mehr das ungeliebte „Post-Rock“ in den Raum zu werfen.

Die breite Masse kann man mit solch einer Musik natürlich nicht begeistern, aber es wird sicherlich ein gutes Gefühl sein, in den entsprechenden Kreisen eine solch hohe Beachtung zu erhalten und die verdiente Anerkennung für sein Schaffen zu genießen. Beides, Beachtung wie Anerkennung, werden FRAMES auch für „Mosaik“ sicher sein – das Debütalbum des norddeutschen Vierers, das ein gutes Jahr nach der EP Ende März veröffentlicht wurde. Und das wohlgemerkt nicht von irgendeinem unbekannten Indie-Label, sondern direkt über das wieder erstarkte Label SPV. Respekt! Dass der Tastendrücker der Band, Manuel Schönfeld, im Dienste dieser Firma tätig ist, dürfte für den Kontrakt sicherlich nicht schädlich gewesen sein, das soll aber nicht die Leistung der jungen Truppe schmälern, und eines sollte eh mal klar sein: Je mehr Leute sich mit solch einer anspruchsvollen Musik beschäftigen, umso besser ist das für die gesamte Musikszene!

Denn das, was FRAMES in den 60 Minuten ihres ersten Albums „Mosaik“ abliefern, kann man getrost als eine reife Leistung bezeichnen. Es ist definitiv eine riesige Aufgabe, ein packendes Album komplett ohne Gesang abzuliefern, denn die Musiker haben niemanden, hinter dem sie sich verstecken können, und auch der Hörer hat niemanden im Vordergrund, auf den er den Großteil seiner Konzentration richten kann; und diese Aufgabe haben FRAMES mit ganz leichten Abstrichen geschafft.
Nein, bei FRAMES gibt es nur vier Musiker, Jonas Meyer an der Gitarre, Manuel Schönfeld an den diversen Tasteninstrumenten, Julian Hoffmann am Bass und Kiryll Kulakowski am Schlagzeug; wobei man schon sagen kann, dass Manuel Schönfeld den Kompositionen die Richtung weist. Zudem verdient sein Keyboardspiel das Prädikat „außergewöhnlich“, was letztlich beides dazu führt, dass die Musik im Vergleich zu anderen Bands relativ soft und poppig daherkommt; die 11 Stücke von „Mosaik“ sind überwiegend ruhig gehalten.

Von daher sind bei FRAMES die Grenzen zwischen dem „klassischen“ Post-Rock und dem atmosphärischen Prog Rock fließend. „Mosaik“ ist ein Album, das viele Stimmungen transportiert und das in vielen Lebenssituationen genau das richtige Album sein kann, sofern es einem gelingt sich komplett fallen zu lassen. Auf der einen Seite ist „Mosaik“ so ein typisches Wohlfühlalbum zum Entspannen mit einer sehr warmen Atmosphäre. Auf der anderen Seite ist es aber auch von einer latenten Melancholie durchzogen, die zum Träumen und zum Trauern einlädt.    

Man erkennt schon, die Musik von FRAMES ist vielschichtig, und eines mit „Mosaik“ mit Sicherheit auch, nämlich ein Album, das man normalerweise von Anfang bis Ende – von alpha bis omega – am Stück hört. Von daher macht es an dieser Stelle wenig Sinn, einzelne Elemente aus dem gesamten Konzept heraus zu picken; von Songs spreche ich sowieso nur ungerne. Dieser Charakter wird dadurch verstärkt, dass es mit „Transition“ und „Intermission“ auch zwei kurze Sequenzen gibt, die als Überleitungen fungieren, und für sich genommen gar keinen Sinn ergeben. Trotzdem will ich nicht unerwähnt lassen, dass mir „Isp“ (die Pianomelodie am Ende lässt Eisberge schmelzen) und „Horizon“ gerade wegen der eher ruhigen und träumerischen Atmosphäre am Besten gefallen.
 
Insgesamt ist „Mosaik“ ein Album, das beim erstmaligen Genuss wirklich zu begeistern weiß, das aber dann bei weiteren Hördurchgängen etwas von seiner Faszination verliert, was nach meiner Erfahrung darin begründet liegt, dass die Musikkunst der Hannoveraner für eine Spielzeit von einer Stunde dann doch zu wenig an Abwechslung und für den Metaller in mir an Härte bietet; wenn man zukünftig noch häufiger so explosiv zu Werke gehen würde wie in „Driving Head“ wäre das kein Fehler. Von daher gefallen mir persönlich im Direktvergleich LONG DISTANCE CALLING etwas besser. Trotzdem sei noch ein Mal erwähnt, dass „Mosaik“ ein starkes Album ist, das zu Recht seine Anhänger finden wird. (Maik)


Bewertung: 8 / 10

Anzahl der Songs: 11
Spielzeit: 60:00 min
Label: Steamhammer/SPV
Veröffentlichungstermin: 26.03.2010
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