Anti-Depressive Delivery - Feel, Melt, Release, Escape

Irgendwie ist alles an dieser Band ein wenig ungewöhnlich - zum einen der Bandname ANTI DEPRESSIVE DELIVERY, der Albumtitel - und nicht zuletzt einfach die Tatsache, dass aus Norwegen mal jemand etwas anderes als Black Metal spielt.
Die erst seit 2002 bestehende Formation um Gitarrist Christian Broholt frönt nämlich ausgiebig dem Progressive-Genre - unzählige Breaks und Stilwechsel in den Songs sind keine Seltenheit und das Ganze bei einer doch weitgehend melodiösen Grundstruktur die mal mehr keyboardlastig, mal mehr gitarrenorientiert ausschlägt.

Den Anfang macht "End Of Days" - es dauert zwar ein wenig, bevor sich die Nummer gefunden hat und sie strauchelt zu Beginn ein wenig arg frickelig, ist danach aber gerade wegen der fetten Gitarre und des doch erstaunlich eingängigen Sounds ein erster Achtungserfolg.
Auch "Coward" findet nur langsam seine Richtung - insbesondere Sänger Pete Beck überzeugt erst im weiteren Verlauf mit einer rauchig-aggressivem Stimme.
Erheblich frischer geht es mit "Voyage Of No Brain Discovery" zu - regelrecht rasant erinnert die Nummer glatt ein wenig an ARMORED SAINT.
Gleich darauf macht das Album eine 180-Grad-Drehung und liefert mit "Path Of Sorrow" einen absolut seichten Titel ab; vor allem Sänger Pete beweist hier seine Vielseitigkeit und klingt sehr stark wie GLENN HUGHES derzeit.
Nur unwesentlich mehr Gas gibt "Penny Is A Slut Machine", das zu Beginn mit Orgelspielchen wie zu DEEP PURPLE-Urzeiten aus der Hand von Keyboarder Haakon-Marius Pettersen aufwartet und erst im Verlauf seine interessanten Facetten und rockigen Elemente aufbietet.
Erstaunlich elektronisch ist der Titeltrack "Feel, Melt, Relesae, Escape" durchsetzt und mutet bisweilen so an, als hätten die seligen KRAFTWERK einen ihrer Synthesizer gesponsort - nur im Mittelteil weiß die Gitarrenarbeit wirklich zu überzeugen. Da kann das zwar etwas schwerer zugängliche aber durchweg abwechslungsreich und interessante "0" schon mehr reißen - auch wenn ein weiteres Mal der Spannungsbogen erst sehr spät zündet.
Als hätten sie etwas auszugleichen, dreschen die Jungs bei ihrer Bandy-Hymne "The Anti-Depressive Delivery" regelrecht auf die Instrumente ein, nehmen hier aber im Gegensatz zu vielen ihrer sonstigen Titel ab der Mitte sehr stark das Gas raus und lassen die Nummer völlig seicht ausplätschern.
Ebenso seicht gestaltet sich mit "Bones And Money" die "Zehn kleine Negerlein"-Variante von ANTI-DEPRESSIVE DELIVERY - gestreckt auf imposante 15 Minuten ist es dann aber doch etwas zu viel des Guten geworden, auch wenn gegen Ende noch mal die Jon-Lord-Gedächtnis-Orgel hervorgekramt wird.

Das Debütalbum "Feel, Melt, Release, Escape" besteht also aus neun Titeln, die allesamt aus neun unterschiedlichen Bereichen stammen könnten und in sich größtenteils angenehm abwechslungsreich gestaltet sind und trotz progressiver Elemente weitestgehend einfach ins Ohr gehen. Die Jungs haben ihre Erstlingsaufgabe also ganz gut gemeistert, für die Zukunft sollten sie es sich und den Hörern vielleicht etwas einfacher machen und sich etwas mehr in eine Richtung orientieren und mehrfach etwas mehr Schwung in die Songs zu packen.

Anspieltipps: "Voyage Of No Brain Discovery", "0" (Naglagor)

Bewertung: 7,0 / 10



Anzahl der Songs: 9
Spielzeit: 59:38 min
Label: The Laser's Edge
Veröffentlichungstermin: 15.10.2004
Kategorie: CD-Reviews