Bands aus Spanien die ihre Texte ebenfalls auf Spanisch singen - und die zudem über die Landesgrenzen hinaus bekannt sind… da gibt es hauptsächlich MÄGO DE OZ und TIERRA SANTA - danach wird die Luft schon ziemlich dünn.
Aus Madrid schicken sich nun CIRCUS an, in die Fußstapfen der großen Bands zu treten und können dank des Plattendeals mit Locomotive nun ihr Debütalbum vorlegen - welches schlicht und ergreifend ebenfalls "Circus" betitelt ist.

1998 ursprünglich unter dem Namen CONTRADICTION gegründet und musikalisch eher ein wenig von Bands wie KILLING JOKE inspiriert dauerte es mit der Umbenennung bis 2002 - in der Zeit hat sich auch die musikalische Ausrichtung der Band weiterentwickelt und der Sound klingt sehr modern und gereift - bisweilen sind die Wurzeln des Punk aber immer noch auszumachen - weitestgehend ist man bei CIRCUS jedoch eindeutig im zeitgemäß ausgerichteten Rock Lager angekommen.

Das Dutzend Songs wird eröffnet von dem eher schleppenden denn zündenden "Otra Voz" um gleich darauf mit "Claudia" in eine schnelle und eingängige Glanznummer zu münden - erinnert ein wenig an "Entre Dos Tierras" der HEROES DEL SILENCIO.
Aggressiver kommt "Dos Mentiras" daher - die Nummer kann genauso mitreißen, wenngleich der Sprechgesang im Mittelteil doch sehr ausbremst.
An "Tu Esclavo" scheinen die Punkwurzeln am ehesten durch, die Nummer bewegt sich in gehobenen Geschwindigkeitsregionen, ist dafür nicht großartig abwechslungsreich sondern mehr eingängig straight - kann aber auch (gerade) in puncto Gesang voll überzeugen.
Ein wenig den Druck vom Gaspedal nehmen die Jungs mit "Mientras Me Armo De Valor" - für eine Ballade springt hier aber zu wenig Charisma rüber - es ist halt ein verhältnismäßig ruhiger Song, aber mehr leider auch nicht.
Da bietet das fast brachiale Eingangs-Riff von "Interior" erheblich mehr - auch wenn der Song selber auch langsam angelegt ist, so zeigen CIRCUS hier, dass sie durchaus ansprechende Songs im gemäßigten Tempo zustande bekommen - und damit nicht genug: Mit "Reflejos" schieben sie direkt noch einen Titel mit angezogener Handbremse hinterher und auch hier stimmt die Rezeptur.
Der Titeltrack "Circus" ist dann wieder eindeutig schneller angelegt, klingt aber streckenweise recht monoton.
Danach erfreuen uns CIRCUS - wer hätte es gedacht - mal wieder mit einer ruhigen Nummer: "Sonámbulo" heißt der Song diesmal und der baut sich langsam von ganz ruhig bis melodisch rockend auf und kann damit das Prädikat "ganz nett" abräumen, was aber leider nicht dazu reicht, den sprichwörtlichen Blumentopf zu gewinnen.
"El Espejo" scheint das instrumentelle Lieblingsthema erneut aufzuwärmen und so klingt die Nummer so, als ob sich CIRCUS selbst wiederholen - "Heroes" schafft das kleine Kunststück, sowohl mit angezogener Handbremse zu laufen, aber dennoch akzeptabel zu rocken und springt somit direkt aus der Menge der zwölf Titel hervor.
Den Abschluss des Albums bildet das mit Piano unterlegte, fast als "unplugged" durchgehende "No Soy Yo" - und senkt somit die Durchschnittsgeschwindigkeit auf "Circus" noch einmal herab.

Liebe Jungs von CIRCUS - so wird das nix mit dem großen Wurf außerhalb der iberischen Halbinsel - Potential ist durchaus vorhanden, aber zu oft klingen die Songs so ähnlich, als seien zwischenzeitlich die Notenblätter durcheinander geweht worden. Zudem ist auch nichts gegen den ein oder anderen ruhigen Song auf einem Album einzuwenden, aber dass CIRCUS hier eigentlich nie richtig aus dem Quark kommen macht die Gesamtheit der zwölf Songs nicht gerade zum Reißer.
Also - legt beim nächsten Album eine Portion mehr Pfeffer in die Songs, dann klappt's sicher auch mit dem Erfolg, instrumentell und musikalisch habt ihr das Zeug dazu...

Anspieltipps: "Claudia", "Interior", "Heroes" (Naglagor)

Bewertung: 6,0 / 10

Anzahl der Songs: 12
Spielzeit: 45:56 min
Label: Locomotive Music
Veröffentlichungstermin: 27.09.2004