Trident - World Destruction

trident_worddestruction.jpgEin weiteres Mal versucht sich ein prominenter Schwarzmetaller an einer neuen Band. Diesmal ist es glücklicherweise nur ein wirklich renommiertes Bandmitglied, Johan Norman. Dieser war nämlich zwischen 1994 und 1997 der Rhythmusgitarrist der legendären DISSECTION. Zu diesen Zeiten war diese Band noch richtig geil und wohlverdient eine der besten im Black/Death Metal. Leider wurden alle anschließenden Alben (ab 2000) einfach nur grottenschlecht, und 2006 sorgte der Freitod des Sängers Jon Nödtveidt für ein Ende dieser Legende. Sollte Johan Norman also verantwortlich für die Güte DISSECTION's gewesen sein, ist es gar nicht mal so schlecht, dass dieser seinen Fähigkeiten eine neue Möglichkeit gibt, genutzt zu werden. Aber auch weniger bekannte Bands wie NECROPHOBIC (zumindest nicht so bekannt wie DISSECTION) und GRIEF OF EMERALD steuerten erfahrene Mitglieder bei.
TRIDENT (englisch für „Dreizack“) heißt dieses Projekt und hat mit dem Album „World Destruction“ eine Art Debüt. Eigentlich weist alles, von der Myspace Seite über die Fotos bis hin zum Schriftzug, darauf hin, dass es sich um eine glattgeschliffene, melodische und überproduzierte Scheibe handelt. Ich befürchtete schon wieder einen OV HELL mäßigen Schuss in den Ofen, doch als ich mir dann das Album angehört habe, war sofort klar: TRIDENT ist eine der besten Newcomer Bands, die ich jemals gehört habe. 

Ein kurzes Intro leitet das Album amtlich ein. Orchestralisches Elektronikgeklimper, das durch kreischenden Gesang langsam zum ersten Lied hinführt. Nach dem Intro sind aber bis zum Outro keinerlei Keyboards oder sonstige Spielereien mehr zu vernehmen. Im Gegenteil: Der Drummer knüppelt alles in Grund und Boden, hat aber die Begabung, gleichzeitig der Musik eine groovig-rhythmische Note zu verleihen. Dazu variiert er zu teilweise überraschenden Zeitpunkten, aber immer genau passend, mit wahnsinnig gelungenen Übergängen die Geschwindigkeiten. Der Gesang passt sich diesem Rhythmus ergänzend an, so dass eine Atmosphäre entsteht, die einen die Stereoanlage lauter drehen lässt und zum Headbangen zwingt. Doch das eigentliche Highlight ist, trotz der überragenden Leistung der Perkussionisten, die Gitarre, denn die hypnotischen Melodien und die prägnanten Riffs haben mehr als „nur“ Weltklasse. Scheinbar nahtlos werden die Melodien perfekt in den Rhythmus einbezogen. Das ist insbesondere aufgrund der Variierfreudigkeit des Drummers beeindruckend.
Auch die Abwechslung ist bemerkenswert, denn TRIDENT deckt so ziemlich alle Richtungen ab, die der rohe Black Metal zu bieten hat. Von Blastbeat-auf-die-Fresse-Black Metal bis hin zu umfangreichen BM-Balladen und sogar zu minimalistischen oldschooligen Hymnen ist alles vertreten. Dabei sind die Balladen wirklich ausgezeichnet geworden. Insbesondere das Lied „Luciferian Call“ hat es mir sehr angetan, denn diese Mischung aus brachialem Geknüppel und komplexen Gitarrenläufen zeigt alle Stärken der Band in nur einem Lied. Beim Hören fordert dieser Song höchste Konzentration, denn nur so kann man alle Facetten annähernd gut wahrnehmen. Dieses Lied ist aber nur eines von einigen Top-Liedern auf „World Destruction“.
Langeweile kommt in den gut 45 Minuten zu keiner Zeit auf, denn wenn man nicht gerade den Kopf durch die Gegend schüttelt, verursachen die geilen Klangkompositionen Gänsehaut am laufenden Band.

Da ich der Meinung bin, dass „World Destruction“ ein weiterer Top Anwärter für das Black Metal Album des Jahres 2010 ist, möchte ich noch ein paar einzelne Aspekte beleuchten:
„World Destruction“ ist ein Album, dessen Lieder man auch isoliert als eigenständige Songs anhören kann. Gerade die schon erwähnten Balladen versprühen auch in isolierter Form eine enorme Atmosphäre.
TRIDENT vermeidet regen Soliaufwand, begeistert dafür aber mit hypnotischen, eiskalten und eingängigen Riffs. Die einzelnen Instrumentalisten sind einfach Meister ihres Faches. Oft wird im Black Metal versucht, ein breiteres Publikum anzusprechen, indem auch sanftere, ruhigere Passagen ihren Platz auf dem Album finden. Auf „World Destruction“ ist jedoch kein Wort zu hören, das nicht gekreischt wird. Geboten wird ein durchweg unverfälschter Black Metal, dessen Authentizität zu keiner Zeit verloren geht.
TRIDENT ist eine der wenigen Bands dieses Genres, die es schaffen, Atmosphäre herbeizuzaubern, die eindeutig ausschließlich auf die Qualität der Musik zurückzuführen ist. 

Insgesamt ist „World Destruction“ wesentlich härter und roher als übliche Black Metal Top-Empfehlungen. Darum denke ich, dass gerade für eingefleischte Black Metaller TRIDENT sehr geeignet ist. Will man sich hingegen als „normaler“ Metaller eine ausgezeichnete Black Metal Scheibe zulegen, so sollte die Wahl eher auf „Ylem“ von DARK FORTRESS fallen, denn dieses Ausnahmealbum nimmt auch Rücksicht auf Leute, die es nicht ganz so heftig mögen.

Wer hätte das gedacht, dass da doch durchaus war brauchbares herauskommen kann, wenn sich mehrere Musiker zusammentun und ein neues Projekt starten. Das ist wohl das erste Mal, dass da wirklich ein Album produziert wird, dass den eventuell angefallenen Erwartungen mehr als standhält.
Ich selbst bin etwas zwiegespalten, denn der Black Metaller in mir will 10 Punkte geben, der „normale“ Metalhead in mir jedoch nur 8. Ich entscheide mich darum für den Mittelweg: 9 Punkte. (Jannick)

Bewertung: 9 / 10

Anzahl der Songs: 10
Spielzeit: 47:11
Label: Regain Records
Veröffentlichungstermin: 22.03.2010

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