Der Opener, der zugleich der Titeltrack ist, überrascht durch seine für RING OF FIRE ungewohnte Härte und entpuppt sich durch den treibenden Rhythmus als angenehme Midtemponummer zu der Boals' hohe Stimme einwandfrei passt.
Dass die Instrumentalisten Gelegenheiten suchen, in den Stücken ihre herausragenden Fähigkeiten zu präsentieren, macht sich nicht nur live bemerkbar - mal enthält ein Titel wie z. B. der Opener eine großzügige Keyboard/Gitarren-Solopassage, mal beginnt ein Track eben mit einem ebenso großzügigen Intro. "Saint Fire" findet zu Beginn gerade noch die Kurve, treibt dann aber etwas saftlos durch die Boxen - bis zum erneuten interessanten Wechselspiel zwischen Keyboard und Gitarre in der Solopassage.
Den Mangel an Drive macht das nachfolgende "Change" hinreichend wett - Tony, Mark & Co. rocken hier ziemlich straight und stellen ausnahmsweise das "Symphonic" in den Hintergrund - zeitweise in aberwitzige Geschwindigkeitsregionen stößt MacAlpine bei "That Kind Of Man" vor - ansonsten bleibt der Track etwas uninspiriert.
Auch mit der Ballade "You Were There" liefern die Jungs zwar recht solide Kost ab, haben aber Schwierigkeiten, richtig mitzureißen.
Dieses Problem hat das abwechslungsreiche "Perfect World" nun überhaupt nicht, vielmehr geben Boals & Co. fast ein Lehrstück in Sachen Progressive Metal zum Besten.
An dieser Stelle ist aus dem Album ein wenig die Luft raus - abwechslungsreich, aber mit zu großen Brüchen, als dass einem das Zuhören einfach gemacht würde sind "Machine" sowie (wieder sehr prog-lastig) "The Key" und "Don't Know" bietet zwar anspruchsvolles Drumming - aber sonst kaum etwas Interessantes - da kommt das flotte "One Little Mystery" wie ein heldenhafter Retter daher.
"Darkfall" ist instrumentell sehr reizvoll geworden, allerdings passt Mr Boals hier nicht so recht in´s Konzept.
Das knapp siebenminütige recht experimentelle "Faithfully" bildet den Abschluss des eigentlichen Albums - als Bonustrack findet sich noch eine "long version" des Titeltracks auf der CD, der sich vom Original fast nur durch etwas gestrecktere Instrumentalpassagen unterscheidet.
So recht überzeugen kann das Gesamtwerk "Lapse Of Reality" leider nicht ganz - was angesichts der hochkarätigen Besetzung wirklich sehr schade ist. Sänger Mark Boals ist im Studio zwar um einiges gefestigter als Live, aber das Potential der Band kommt leider nur in einigen Stücken wie "Change" oder "Perfect World" zum Vorschein - viele andere Titel verlaufen sich regelrecht in Solopassagen oder in zu vielfältigen Wendungen und Wirrungen.
Anspieltipps: "Change", "Perfect World", "One Little Mystery" (Naglagor)
Bewertung: 6,5 / 10
Anzahl der Songs: 13
Spielzeit: 68:44 min
Label: Frontiers Records
Veröffentlichungstermin: 20.09.2004