Fides Inversa - Hanc Aciem Sola Retundit Virtus

fides_inversa_hancaciem.jpgKaum zu glauben, aber irgendwie scheint in letzter Zeit wirklich jedes zweite gute Black Metal Album aus Italien zu kommen. Die Gründe dafür sind mir jedenfalls mehr als schleierhaft, denn finster ist es da unten nur in den seltensten Fällen. Vielleicht liegt es ja an der konservativen, katholischen Gesinnung, die dort sehr hohen Zuspruch erfährt. Noch dazu kommt der Vatikan, der seinen Sitz mitten „in Rom“ hat. Möglicherweise haben das einfach immer mehr junge Leute satt und rebellieren mit entsprechender Musik gegen die religiöse Masse.

Liest man das offizielle Statement, das die römische Band FIDES INVERSA über ihr neues Album „Hanc Aciem Sola Retundit Virtus“ auf ihrer Myspace Seite abgibt, wird schnell klar, womit man es zu tun haben wird: scheinintellektuelle Christenhetze, nicht mehr und nicht weniger. Das ist zwar nicht originell, hat aber durchaus seltenheitswert in der heutigen Zeit. Immer mehr BM Bands kommen nämlich langsam von der Satanisten/Antichristen Schiene ab. Bevorzugt werden die heidnischen oder nihilistischen Konzeptionen angewandt. Aber mal ehrlich, die Philosophie einer BM Band, genauso wie deren Texte, sind noch nie die oberste Priorität gewesen, solange die Musik gut ist. Und die Musik von FIDES INVERSA ist einfach nur geil. Blastbeat-Geschreddere vom Anfang bis zum Ende, begleitet von eiskalten Gitarrenläufen. Es erinnert sehr an alten schwedischen BM der Marke MARDUK oder DARK FUNERAL. Dabei werden unheimliche, eingängige Riffs fast schon mantraartig angeschlagen und genau im richtigen Moment variiert oder geändert. Dadurch kommt es zu sehr ausgewogenen Kompositionen. Nicht umsonst sind die Songs auf „Hanc Aciem Sola Retundit Virtus“ jeweils mindestens 10 Minuten lang. Meiner Ansicht nach genau die richtige Länge, um sich in ein Lied einzuhören, denn die Melodien bekommen genügend Zeit, sich in die Gehörgänge festzusetzen. Besonders interessant finde ich die kurzen Einschübe von Orchestermusik mit Operngesang. Diese verleihen der Musik einen fast schon heroischen Charakter, der den Gesamteindruck nochmal zusehens verstärkt. Die tiefe Stimme des Sängers röhrt alles in Grund und Boden und ist sowohl rhythmuskonform als auch todernst. Durch die mäßige Geschwindigkeit des Gesanges und der Gitarrenläufe die im Kontrast zu dem verdammt schnellen Schlagzeugspiel stehen entsteht eine Extreme, die nicht so einfach zu beschreiben ist. Wie eine energiegeladene, unhaltbare Planierwalze fährt sie durch das Lied, die erst am Ende zum Stillstand kommt. Einfach nur krass und wirklich hörenswert.

Trotz der hohen Qualität der Musik fehlt mir etwas der experimentelle Aspekt. Alles was man von FIDES INVERSA zu hören bekommt hat es in sehr ähnlicher Form schon mal gegeben. Klar, dass das nicht unbedingt schlecht ist, aber ich persönlich brauche nicht noch eine CD im meiner Sammlung, die sich wie WATAIN anhört. Da gibt es einfach schon zu viele. Sehr schade finde ich, dass dadurch manch großes Potential nicht hinreichend ausgeschöpft wird. Gerade bei FIDES INVERSA, die wirklich klasse Musik machen, würde ich mich über etwas mehr Individualismus freuen, denn sowohl der Gesang als auch die Instrumentenarbeit hat Weltklasse, genauso wie das Gespür für authentischen Black Metal. 

Da es sich bei „Hanc Aciem Sola Retundit Virtus“ um ein sehr gutes Black Metal Album handelt, es aber leider nichts Neues ist (was ja auch nicht einfach ist in diesem Genre) gibt’s „nur“ 8 Punkte. Für alle Black Metaller, die der Meinung sind, dass der neue BM niemals an die alten herankommen wird, ist FIDES INVERSA ein heißer Tipp, der zum Umdenken animiert. Mag man jedoch keyboardlastigen, glattgeschliffenen und friedlichen BM, ist man gut beraten, diese Band unverzüglich zu vergessen. Genauso, wenn man mal etwas Neues hören möchte. (Jannick)

Bewertung: 8 / 10

Anzahl der Songs: 4
Spielzeit: 46:04
Label: Osmose Productions
Veröffentlichungstermin: 09.11.2009

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