Giant - Promise Land

giant_promise.jpgSchon viele Bands scheiterten am Fluch der späten Geburt, die US-Melodicrockformation GIANT kam mit ihren AOR-Klängen auch etwas zu spät. Dabei war Frontmann Dan Huff schon länger im Geschäft, nahm zu Beginn der Achtziger mit den Christenmetallern WHITEHEART zwei Alben auf, leistete aber dann vermehrt Dienste als Songwriter u.a. für KANSAS. 1989 gründete er mit seinem Bruder David am Schlagzeug seine eigene Truppe, die mit dem Debüt „Last Of The Runaways“ und dem Hit „I´ll See You In My Dreams“ einen guten Start hatte. Doch dann änderte sich die musikalische Landschaft und nach einem weiteren Album war schon wieder Schicht.
Zehn Jahre später juckte es David und Bassist Mike Brignardello erneut in den Fingern, sie trommelten eine neue Mannschaft zusammen, um ihr schlicht „III“ betiteltes Comeback einzuspielen. Dan Huff hatte sich mittlerweile als Produzent einen Namen gemacht (seine Kollaboration mit MEGADETH dürfte mein Kollege Bernie in „guter“ Erinnerung haben) und war nicht mehr mit von der Partie. Er wurde durch Terry Brock, der zur selben Zeit als GIANT aktiv waren mit den Schotten STRANGEWAYS Erfolge feierte und sogar bei DEEP PURPLE im Gespräch war. Huff steht aber weiter als Songlieferant zur Verfügung, was auf dem neuesten Werk „Promise Land“ nachzuhören ist.

Wie nicht anders zu erwarten serviert man dem geneigten Fan auch hier wieder feine Schonkost, die sich vor 20 Jahren gut im Radio machte. Heute fristen solche Klänge leider ein wenig ein Schattendasein, die jüngsten Erfolge von FOREIGNER und JOURNEY können da hoffentlich Abhilfe schaffen. Gerade erstgenannte haben bei GIANT ihre Spuren hinterlassen, was schon beim flotten Opener „Believer (Redux)“ klar zu hören ist. Der hohe Anteil an Gitarrenleads und Keyboardflächen prägte schon die Mittachtziger-Alben der AOR-Legende.
In die selbe Kerbe schlagen vor allem noch das treibende „Never Surrender“ und das rockige „I´ll Wait For You“. Bei „Two Worlds“ pumpt der Bass ordentlich, die darüber gelegten Powerchords münden in einen eruptiven Chorus. Überhaupt sind sämtliche Refrains absolut stadiontauglich und gehen direkt ins Ohr, sei es beim trotz Akustikgitarren nicht balladesken Titelstück oder der Mainstreamballade „Through My Eyes“.

Für weitere Abwechslung sorgt der schön nach vorne gehende Hardrocker „Plenty Of Love“, bei dem John Roth seine Axt mal richtig rauchen lässt. Der Mann beweist auch ein tolles Bluesfeeling, was er zum ersten Mal beim schwermütigen „Prisoner Of Love“ unter Beweis stellt. Aber auch die melancholische Seite spart kraftvolle Refrains nicht aus, zeigt jedoch auch, dass „Promise Land“ über weite Strecken ein wenig zu steril klingt. Gerade bei solchen Nummern wären ein paar mehr Ecken und Kanten im Sound hilfreich gewesen. Auch das Songmaterial selbst leidet ein wenig unter den abgedroschenen Formeln, Überraschungsmomente bleiben zu Beginn Mangelware.

Hat man sich schon mit einem weiteren ordentlichen, routiniert inszenierten melodischen Rockscheibchen abgefunden holt man beim ruhigen „Dying To See You“ endlich konsequent den Blueshammer raus und legt ihn so schnell nicht wieder weg. Gut, ein paar Anleihen an „Lights“ sind nicht zu verhehlen, aber mit der Nummer hätte man vor 20 oder 30 Jahren jede Charts von hinten aufgerollt. Brock legt viel Gefühl in seinen Gesang, die Licks kontern seine Darbietung bis zum superzuckrigen Chorus, so schreibt man Hits, immer schön auf die Tränendrüse drücken. Zwar kein zweites „I´ll See You In My Dreams“, aber das komponiert man ohnehin nur einmal im Leben.
Danach geht es fett in die Sümpfe der Südstaaten, „Double Trouble“ schwingt sich ungewöhnlich rau ein, die Hammond wird ausgepackt, die Arrangements knallen auch gut dazu, warum nicht gleich so. „Complicated Man“ zeigt dann, dass der Einfluss von Ronnie Montrose und dem ZZTOP-Klassiker „La Grange“ auch heute noch allgegenwärtig sind, während der Rausschmeißer „Save Me“ seinen Blues mit einer funky Note versieht.

Hätte man das Album ein wenig besser durchmischt und die letzten Nummern besser verteilt wäre der Gesamteindruck ein wenig ansprechender gewesen. Nicht dass die beiden ersten Drittel schlecht wären, aber es fehlt einfach ein wenig am zündenden Funken, an der Euphorie, die sich am Ende einstellt. Dass Huff ein begnadeter Songschreiber ist muss man nicht extra erwähnen, technisch lässt die neue Formation auch nichts anbrennen. Nur vermisst man eben das absolute Herzblut, was man aber nicht so einfach in quasi Fremdkompositionen legen kann. Trotzdem gehört „Promise Land“ zu den stärkeren Veröffentlichungen des Genres, weil hier Könner am Werke sind, die wissen worauf es ankommt. (Pfälzer)

Bewertung: 7,5 / 10

Anzahl der Songs: 13
Spielzeit: 57:30 min
Label: Frontiers Records
Veröffentlichungstermin: 26.02.2010

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