Malfeitor - Incubus

malfeitor-incubus.jpgEs gibt heutzutage wohl keinen eingefleischten Fan des Black Metals mehr, der nicht mindestens eine italienische CD im Schrank stehen hat. Aus dem musikalischen Geheimtipp Italien ist nämlich in den letzten Jahren eine anerkannte Nation für guten, unverfälschten Schwarzmetall geworden. Die Musik zeichnet überwiegend wenig Experimentierfreude, wenig Melodieumfang, dafür aber wunderbare Monotonie und blastbeatlastiges Gitarrengeschreddere aus.

Eine große Ausnahme bildet da jedoch die Band ABORYM, die den Hörern seit jeher einen Mix aus Industrial und Black Metal um die Ohren jagen. Der Sänger genau dieser Band ist Gründer der seit gerade mal 2006 bestehenden Black Metal Truppe MALFEITOR. Und damit nicht genug. Jeder der fünf Mitglieder ist oder war bei durchaus guten und relativ populären Bands aktiv. Schon scheint es weniger verwunderlich, dass mir hier der bereits vierte Release dieser Band vorliegt, denn für gewöhnlich dauert es doch länger als ein Jahr für eine Anfängerband, ein Album aufzunehmen. „Incubus“ heißt die Platte, womit dieser Begriff ein weiteres Mal in der Metalszene Verwendung findet. Das frei übersetzt etwa „Teufel“ heißende Wort ist aber auch echt eine super Wortvariable für alles Böse. Leider sehr ausgelutscht.

Die Qualität der Musik allgemein überzeugt jedoch restlos und gibt zu verstehen, dass keine Debütanten am Werk waren. Selbst die Spielzeit ist mit gut 55 Minuten perfekt bemessen.
Vermutlich befriedigte ABORYM nicht mehr die Black Metal-Bedürftnisse des Sängers, die nach Härte und Roheit schreien. Diese erfüllt MELFEITOR nämlich kompromisslos. „It does not get much more pure than this“ ist der Spruch, der auf ihrer Myspace Seite zu lesen ist. Prinzipiell muss das nichts heißen, denn die subjektiven Eigenwahrnehmungen der meisten BM Bands sind – das kann man ruhig sagen – maßlos überzogen. Hier trifft sie jedoch zu. Kaum elektronische Elemente, kaum experimentelle Exkurse. Die Jungs von MALFEITOR ziehen gnadenlos ihr Ding durch. Dabei finde ich insbesondere bemerkenswert, dass keine Langeweile aufkommt. Das liegt speziell daran, dass die Band jedem Mitglied die Gelegenheit dazu gibt, sich separiert abzuheben. Beim Gesang ist das kein Problem, denn den hört man eh immer raus. Schwieriger wird es da schon bei den Gitarren und vor allem beim Bass. Das Spiel der beiden Gitarren ist geprägt von finsteren Läufen, die mich sehr stark an WATAIN erinnern. Die Riffs sind einfach knackig und ordentlich gespielt und stehen immer im Wechsel mit unzähligen Soli. Höhepunkt bei fast jedem Song ist dann der Blastbeat-Part, bei dem die Gitarristen zeigen, was sie können. Da wird ohne Gnade auf die Griffbretter eingeschlagen, wobei der Sänger in mäßiger Geschwindigkeit singt. Das hat zur Folge, dass die Musik wie eine Walze wirkt, die alles niederschmettert, was sich ihr in den Weg stellt. Ich bin mir sicher, dass genau das Grund ist, warum BM in den letzten zwei Dekaden so populär geworden ist. Man merkt einfach die Power und den Hass, der hinter den Noten steckt. Selbst der Bass setzt sich gezielt und gekonnt in Szene und trägt seinen Teil zu dieser Atmosphäre bei, indem er sehr ausgewogen mit dem Schlagzeug harmoniert. Der Drummer ist nämlich ganz offensichtlich darauf aus, die Monotonie von MALFEITOR durch rhythmische Abwechslung zu kompensieren. Er wechselt sehr oft zwischen langsamen, treibenden Rhythmen und Blastbeats ab, die er dann noch mit diversen Kunstgriffen verziert. Damit gibt er ein sehr gutes Fundament ab, auf das der Rest der Band bauen kann.

Leider ist MALFEITOR aber kein bisschen originell. Sie machen einfach nichts, was man nicht schon irgendwo irgendwie gehört hat. Ich finde, dass jede Band auf jedem Album etwas Neues ausprobieren sollte, denn durch das Experimentieren entwickelt sich oft ein eigenständiger Stil heraus, der eine Kombo vom Einheitsbrei abhebt.

Wer alle Alben von WATAIN, ENTHRONED, MAYHEM oder MERRIMACK hat und sich an derartiger Musik satt gehört hat, sollte getrost über MALFEITOR hinweg sehen, und „Incubus“ im Regal stehen lassen.
Aber wer derartige Musik liebt und nicht genug von ihr bekommen kann, sollte sich MALFEITOR dringend zu Gemüte ziehen. Denn von der BM Qualität ist „Incubus“ ein Musterwerk. Ihr werdet nicht enttäuscht sein. (Jannick)


Bewertung: 6,5 / 10

Anzahl der Songs: 10
Spielzeit: 55:53
Label: Agonia Records
Veröffentlichunstermin: 31.08.2009

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