charly_sahona-ntfasc160x160.jpgEine entblößte Schönheit vor einem finsteren Hintergrund ziert das Cover des Debütalbums von CHARLY SAHONA. Nun ja, Sex sells, das wissen wir alle nur zu gut. Nichts ist besser als Blickfang geeignet, als die weibliche Nacktheit, auch wenn diese wenig bis gar nichts mit der Musik zu tun hat. Um Gegner der Stereotypisierung zu beruhigen: nein, es handelt sich nicht um ein weiteres, ausgelutsches Teenie Goth Rock Projekt, sondern um sauber eingespielten, ernstzunehmenden Metal.

Gleich zu Beginn des Albums wird klar, dass kein Anfänger am Werk gewesen sein kann. Dafür sind die teilweise enorm komplexen Gitarrenriffs einfach zu präzise und fehlerfrei gespielt. Weiß man jedoch, dass CHARLY SAHONA Gitarrist der rennomierten französischen Progressive Band VENTURIA ist, erübrigen sich alle Unklarheiten.

Was bewegt einen Künstler dazu, ein Nebenprojekt zu starten, dessen Erfolg nicht unbedingt gewährleistet ist? Vermutlich war es der Wunsch, etwas Eigenes auf die Beine zu stellen, der CHARLY SAHONA dazu getrieben hat. Eine ausführliche Antwort auf diese Frage gibt der Gitarrist jedoch selbst in seinem Album „Naked Thoughts From A Silent Chaos“. Er schrieb alle Songs selbst und spielt Keyboard und Gitarre. Den Bass und das Schlagzeug allerdings ließ er von seinen VENTURIA Bandkollegen einspielen. Die Texte Handeln von dem Antrieb aller Künstler, ihr Werk fortzuführen. CHARLY SAHONA selbst bezeichnet seine Lieder als eine Form der Psychoanalyse für sich selbst. 

Die Musik selbst kommt qualitativ einfach sehr hochwertig rüber. Das geht von der Produktion bis hin zu den spielerischen Fähigkeiten der Musiker. Das sollte man von zeitgenössischen Progressivinterpreten aber auch erwarten können.
Minutenlange, abartig durchstrukturierte Gitarrensoli prägen den Gesamteindruck des Albums am Dominierendsten. Manchmal sind die Töne so schnell hintereinander gespielt, dass es für menschliche Ohren fast unmöglich ist, jeden Tonsprung nachvollziehen zu können. Das erinnert teilweise echt an die alten Nintendo Sounds ältester Games (tja, die Gesetze der Akustik, was will man da machen), was sich aber in keinster Weise negativ auf die Authentizität der Musik auswirkt. Mit seinen Fähigkeiten lässt er die meisten Top Gitarristen ganz schön alt aussehen. Zwischen den Soli geht es teilweise sehr heftig zu, sodass eine ausgewogene Mischung aus Metal und Gitarrenkunst entsteht. Auch der Gesang ist ihm relativ gut gelungen, und das ohne jegliche Erfahrung in diesem Sektor. Kein Vers verfehlt seinen Takt und kein in die Länge gezogener Ton wird vorzeitig abgebrochen. Objektive gesangsmechanische Fähigkeiten sind also einwandfrei angewandt worden. Vom Stimmbild her ähnelt er stark den Größen des poppigen Rocks, wobei ich irgendwie an NICKLEBACK denken muss. Das ist nicht unbedingt schlecht, aber auch nicht wirklich der Hammer. Dafür ist es einfach zu gewöhnlich.

Weniger fallen Bass und Schlagzeug ins Gewicht. Mehr als Pflichtprogramm hört man nicht, was aber nicht weiter schlimm ist, denn nur die allerwenigsten Progressivefans hören bei solch einem Gitarrenspiel auf den Rest der Band. Dieser Eindruck ändert sich in keinem der 8 Songs. Ein roter Faden ist also erkennbar, ebenso wie eine klangliche Tendenz zum eigenständigen Stil. Ich bin mal gespannt, ob noch weitere Veröffentlichungen von CHARLY SAHONA kommen werden, denn ich bin mir sicher, dass es viele Menschen gibt, denen diese Musik gefallen wird. Auch würde ich gerne hören, ob sich das Trio insofern weiterentwickelt, dass man von einem eigenständigen Stil reden kann, der es deutlicher vom Rest der Progressiveszene abgrenzt. 

Für Freunde von DREAM THEATER, 30 SECONDS TO MARS und dergleichen ist CHARLY SAHONA ein ernstzunehmender Tipp für 2010. Für Gitarristen, die daran interessiert sind, was man aus einer Gitarre alles herausholen kann, ist „Naked Thoughts From A Silent Chaos“ ein unumgänglicher Pflichtkauf. (Jannick)

Bewertung: 6 / 10

Anzahl der Songs: 8
Spielzeit: 39:07
Label: Lion Music
Veröffentlichungstermin: 19.02.2010 

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