Acacia Avenue - Acacia Avenue

acacia300b.jpgGitarristen oder Multiinstrumentalisten, die fertige Songs für diverse Sänger oder eine komplette Band schreiben sind in Skandinavien wohl schwer in Mode. Man denke nur an das starke GEFF-Debüt vom letzten Jahr oder vor allem an Magnus Karlsson, der ja federführend hinter ALLEN/LANDE stand. Torben Enevoldsen, der normalerweise die Axt bei SECTION A und FATAL FORCE schwingt hat sich nun ebenfalls aufgemacht ein Soloprojekt unter dem Namen ACACIA AVENUE auf die Beine zu stellen. Mit melodischen Rockklängen entfernt er sich ein wenig von seinen Stammcombos, was aber wohl Sinn der Sache ist. Als Unterstützung hat er sich ein paar bekannte Vokalisten ins Studio geladen um den selbstbetitelten Erstling einzuspielen.

Zusammen mit ihnen hat er auch die Texte verfasst, so dass sich ihr Input schon auf dem Album bemerkbar macht. Die Sänger sind alle im melodischeren Metier beheimatet, weswegen ihre Stimmen gut zu den AOR-Klängen mit Anleihen an JOURNEY, TOTO, SURVIVOR oder TYKETTO passen.
Weiterhin wird er von Thomas Heintzelmann, den er von SECTION A her kennt am Schlagzeug sowie dem SAVAGE AFFAIR-Bassisten Carsten Neumann unterstützt. Die Keyboards hingegen hat Enevoldsen selbst eingespielt.

Und hier beweist er wie auch bei seiner Gitarrenarbeit Geschmackssicherheit, fällt nicht in allzu vorhersehbare Muster und hat ein paar feine Riffs am Start. Ob jetzt lockere Rocknummern wie „Jamie´s In Love“ oder metallisch angehauchtes wie das Eingangsthema von „Hold On“, er liefert die ganze Bandbreite des MelodicRock. Dazu kann er im Solobereich glänzen, ohne sich allzu sehr in den Vordergrund zu drängen und die Songs zu überfrachten.
Bei den Tasten pendelt er geschickt zwischen den Orgeln der Eröffnungshymne „Don´t Call Me Tonight“, süßlichen Flächen wie in „Can´t Make You Stay“ und der Piano-Linie bei „Digging“. Nur an seinem Gesang in „Jamie´s In Love“ sowie „Let Go“ sollte er ein bisschen feilen, das können seine Mitstreiter besser. Er sollte sich lieber mit seinem Können in Szene setzen wie im frickeligen Instrumental „ Mad Antenna“, wo er sich dann mal austoben darf.

Von den Gastsängern gefällt der ehemalige SHY-Frontmann Tony Mills mit seiner hohen Stimme am besten. Der Brite, der auch schon bei Enevoldsens Landsleuten TNT das Mikro schwang veredelt den Opener und das sich nach ruhigem Beginn langsam steigernde „Wait No More“ zu feinen Stadionnummern.
Dabei fallen die unterschiedlichen Stimmen jetzt nicht so auf, Geir Rönning (RADIOACTIVE, PRISONER) ist neben den erwähnten „Digging“ und „Hold On“ auch bei der Ballade „No Looking Back“ zu hören. Torben Lysholm (PANGEA, MYSTERELL) kommt eher bei Mainstream-lastigen Stücken wie „Just Wanna Be With You“ zum Einsatz während Lars Säfsund bei der zweiten ruhigen Nummer „An Illusion“ ran darf. Doch ein paar ihrer Melodielinien kommen nicht ganz an die Klasse der oben genannten dran.

Auch nicht so positiv ist der Sound zu bewerten, vor allem das Schlagzeug klingt recht hölzern, da wäre das ein oder andere Pfund mehr nötig gewesen. Das nimmt den Songs ein wenig den Druck, die Arrangements knallen nicht so wie es nötig wäre. Schade, denn vor allem der Mastermind weiß bei ACACIA AVENUE mit seinem Handwerk, sowohl als Songwriter als auch in technischer Hinsicht zu gefallen. Insgesamt noch Luft nach oben, aber wenn die genannten Fehler abgestellt werden, kann das durchaus was werden. Genrefreunde sollten dem Dreher zumindest eine Chance geben. (Pfälzer)


Bewertung: 7 / 10

Anzahl der Songs: 11
Spielzeit: 50:18 min
Label: Lion Music
Veröffentlichungstermin: 15.01.2010

Kategorie: CD-Reviews