freedomcall_shadowking.jpgZu Beginn dieses Jahrtausends war Powermetal enorm angesagt in der Szene, nicht zuletzt durch HAMMERFALL feierte das Genre eine Renaissance. Vor allem die europäische Variante mit teutonischen Vorbildern eroberte die Herzen der Metalfans. Sogar amerikanische Combos wie ICED EARTH oder KAMELOT ließen sich von der hochmelodischen Stilistik beeinflussen. Aber wie das bei jeder Welle ist, sie ebbt irgendwann einmal ab, so dass heute andere Spielarten im Metal den Ton angeben.
Einer der größten Verlierer der Rezession waren die deutschen Melodic-Speed-Truppe FREEDOM CALL, die vor allem mit ihren beiden ersten Scheiben im Fahrwasser von HELLOWEEN punkten konnten. Doch nicht nur der Wandel der Geschmäcker, auch die Formation um Chris Bay und GAMMA RAY-Schlagwerker Dan Zimmermann ist daran nicht unschuldig. Diverse Besetzungswechsel verhinderten Kontinuität und mehr Konzerte. Und auch die Qualität der Outputs ließ zuletzt zu wünschen übrig, vor allem das 2007er „Dimensions“ blieb doch arg blass. Nun steht knapp drei Jahre später der Nachfolger „Legend Of The Shadowking“ in den Startlöchern und da soll natürlich wie immer alles besser werden.

Nicht unbedingt besser aber zumindest anderes ist das lyrische Konzept des sechsten Werkes. Nach Fantasythemen und zuletzt auch Umweltthematik versucht man sich jetzt am ersten Konzeptalbum, welches über den Märchenkönig Ludwig II. handelt. Als Pendant zu dem französischen Sonnenkönig bezeichnen ihn FREEDOM CALL als „Shadowking“, als Schattenkönig. Die bajuwarischen Erzroyalisten mögen mir verzeihen, einen Schatten hatte der schon!

Auch musikalisch geht man auf „Legend Of The Shadowking“ ein wenig neue Pfade. Der Happymetalanteil ist gegenüber früher ein wenig gesunken, dafür baut man eher auf Atmosphäre und Tiefgang sowie dem Thema entsprechend dezent düstere Nuancen. Etwa im mit akustischen Gitarren eingeleiteten, von einem markanten Basslauf getriebenen „Dark Obsession“ und dem Groover „Under The Spell Of The Moon“ , der mit seinen schweren Riffs zu gefallen weiß.
Alte Fans brauchen indes keine Angst zu haben, es sind immer noch genügend melodische Speed-Hymnen der GAMMAWEEN-Kategorie vorhanden wie etwa „Resurrection Day“, welches mit einer aggressiven Bridge überrascht oder „Remember!“. Auch der Opener „Out Of The Ruins“ galoppiert gleich im Up-Tempo nach vorne.

Und hier wird bereits klar, dass die Songs des neuen Longplayers eine andere Hausnummer sind als beim Vorgänger. Das liegt zum Teil auch daran, dass obwohl nach wie vor die Melodien im Hause FREEDOM CALL regieren die Axt von Lars Rettkowitz wieder heftiger daher kommt. Am besten nachzuhören beim sägenden „The Darkness“, bei dem das Grundriff auch von VIRGIN STEELE oder MANOWAR stammen könnte oder rockigeren Nummern wie „Thunder Of God“ und „Kingdom Of Madness“ mit seinem EDGUY-Hook.

Die Keyboards spielen bei aller neu gewonnenen Heaviness ebenfalls eine tragendere Rolle. Sie werden nicht mehr nur eingesetzt um die Titel weichzuspülen, sondern tauchen als weiteres Leadinstrument auf. Natürlich gibt es nach wie vor die typischen Fanfaren wie bei „Tears of Babylon“ aber gerade in den dunkleren Stücken setzen die Tasten interessante Akzente.
Die Franken tun gut daran die Lieder nicht zu überfrachten wie es auf anderen Konzeptalben schon vorgekommen ist. Ein paar Keyboardstreicher sind der einzige Bombast, den man sich gönnt und Chöre hatten sie ja schon immer zuhauf. Und am Ende gibt es dann mit „A Perfect Day“ dann doch noch den Schunkler zum wahlweise abgewöhnen oder Spaß haben.

Unterm Strich ist „Legend Of The Shadowking“ kein Hammer aber immer noch stark genug, damit kein Melodicmetaller oder Anhänger der Band enttäuscht sein dürfte. Die Truppe macht ziemlich alles richtig um wieder in die Erfolgsspur zurückzukehren. Feine Songs, gut eingezockt, ein bisschen mehr Abwechslung und eine druckvolle und saubere Produktion. Ob man allerdings gegen den Zeitgeist ankommen und an die Erfolge von vor acht, neun Jahren anknüpfen kann muss sich zeigen. (Pfälzer)

Bewertung: 7,5 / 10

Anzahl der Songs: 14
Spielzeit: 56:46 min
Label: Steamhammer/SPV
Veröffentlichungstermin: 29.01.2010

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