Winter's Verge - Tales Of Tragedy

wintersverge_talesoftragedy.jpgDen kleinen Inselstaat Zypern kann man getrost als Niemandsland auf der internationalen Karte des Heavy Metals bezeichnen. Bands verirren sich dort normalerweise nie hin, um Konzerte zu spielen, und umgekehrt hat's bis jetzt auch noch keine zypriotische Band geschafft, in Europa für Aufsehen zu sorgen. Es entzieht sich auch ganz meiner Kenntnis, ob sich dort vor Ort so etwas wie eine lokale Metal-Szene organisiert hat, wenn ja gehörten da WINTER'S VERGE vor ein paar Jahren definitiv dazu, denn dieser Fünfer kommt von der kleinen Insel im Mittelmeer, und hat mit Sicherheit die größten Chancen, international bekannt zu werden. So befindet man sich derzeit zusammen mit STRATOVARIUS on the road durch Europa und Ende des Monats erscheint über das deutsche Label Massacre Records das zweite Album „Tales Of Tragedy“. Ob diese Scheibe das Potential hat, WINTER'S VERGE nach oben zu bringen, soll nachfolgend genauer untersucht werden.

Der Einstieg in das Album mit dem flotten Doppel „World Of Lies“ und „Old Man's Wish“ ist auf jeden Fall schon mal gelungen und präsentiert eine Band, die ganz genau das abliefert, was angekündigt wurde: leicht progressiver und epischer Melodic Metal. Geografisch ordnet man sich damit zwischen Finnland und Italien, zwischen SONATA ARCTICA und RHAPSODY/LABYRINTH ein. Nicht vergessen darf man an dieser Stelle auch Schottland, denn, weiß der Geier warum, aber vom Groove, von den Riffs, von den Gesangslinien und von den Texten her, werden bei WINTER'S VERGE ab und an auch Erinnerungen an die Piraten von ALESTORM wach. Man höre einmal „I Swear Revenge“ oder „The Captain's Log“.

Und das ist das Erste, was mir an „Tales Of Tragedy“ weniger gut gefällt, und das soll auch nicht das Letzte sein, denn neben vier oder maximal fünf guten Songs, liefern WINTER'S VERGE auf ihrem zweiten Album auch eine ganze Menge an belangloser Langeweile ab, um es ganz deutlich zu sagen. Ganz erschreckend wird dieses Problem im hinteren Drittel des Albums. Die letzten drei Songs „Tomorrows Dawn“, „Reflections Of The Past“ (soll angeblich das Highlight sein) und „Curse Of Time“ bieten rein gar nichts, was ich positiv herausstellen könnte. Da ist man einfach nur froh, wenn die letzten Pianoklänge verstummt sind.

Neben den ersten beiden Songs, sind es vor allem noch „Dark Entries“ mit seinem tollem Refrain und die Power-Ballade „For Those Who Are Gone“, die so etwas wie Emotionen in mir freisetzen kann, die zu gefallen wissen. Wie gesagt, der Rest leidet darunter, dass die guten Ideen im Songwriting fehlen, oder anders gesagt, dass sie sich, wenn sie denn mal da sind, zu sehr verteilen. Im Laufe der über 50 Minuten tauchen immer wieder gute Riffs, interessante instrumentale Passagen, nette Melodien und so weiter auf, bis auf die genannten vier Ausnahmen reicht das aber nicht aus, um mitreißende Songs abzuliefern. Gerade bei den Keyboards fällt diese Durchschnittlichkeit ganz besonders auf. Diese sind zwar fast dauerhaft präsent, laufen aber eigentlich nur mit und können so gut wie nie Akzente setzen. 

Das Außergewöhnlichste an WINTER'S VERGE ist noch die Herkunft der Band, aber für den Exotenstatus noch Bonuspunkte zu vergeben, das würde jetzt wirklich zu weit führen. Aufgegeben habe ich WINTER'S VERGE sicher noch nicht und ich bin mal gespannt, wie sich die Band demnächst als Support von STRATOVARIUS präsentiert, aber eines steht unabhängig davon fest: WINTER'S VERGE werden sich vor allem in Sachen Songwriting gewaltig steigern müssen, wenn sie ihre Chance noch nutzen möchten. (Maik)


Bewertung: 5,5 / 10

Anzahl der Songs: 11
Spielzeit: 53:25 min
Label: Massacre Records
Veröffentlichungstermin: 29.01.2010   
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