Sacrifice – The Ones I Condemn

sacrifice_-_the_ones_i_condemn.jpgWenn man sich all die gutklassigen bis sehr guten Comeback-Alben der jüngeren Vergangenheit von alten Thrash-Heroen vergegenwärtigt, die 10 Jahre oder mehr im Vorruhestand verbracht haben, dann muss man sich als geneigter Fan doch zwangsläufig fragen – worauf zum Geier habt ihr solange gewartet?

Geschlagene 16 Jahre ist es her, als SACRIFICE aus Kanada mit dem 1993er Output „Apocalypse Inside“ ihr letztes Album herausbrachten, und nun knallt man der deutlich gealterten bzw. völlig neuen Hörerschaft „The Ones I Condemn“ vor den Latz. Doch halt, die CD kommt 2010 in Europa heraus, wieso also „16“ Jahre? Weil das brasilianische Label Marquee Records bereits im Sommer 2009 das Album veröffentlichte, in der „Deluxe Limited Edition“ mit 4 Bonus Tracks gegenüber dem einen der europäischen Version. Die kanadische Variante unterscheidet sich noch einmal, da man dem Heimatland zwar auch nur einen, aber exklusiven Bonustrack gewährt hat (das RUSH-Cover „Anthem“). Eine solche fan-unfreundliche Verwirr… äh Veröffentlichungspolitik ist ja heutzutage leider gang und gäbe.

Zum Album selbst: SACRIFICE machen keine Gefangenen, nach dem kurzen Introsong „We Will Prevail“, dessen melodische Gitarrenleads an neuere KREATOR erinnern, holt die Band umgehend den Old School-Hammer raus und der folgende Titeltrack macht sofort klar was einen erwartet: 80s Thrash in Reinkultur, mit einem Sänger der klingt wie Schmier’s (DESTRUCTION) weniger hysterischer Halbbruder. Aber SACRIFICE sind alte Hasen und daher schlau genug, dem geneigten Hörer neben dem genreüblichen Polkarhythmus-meets-Stakkatogewitter-Standardmenü auch einige Beilagen und Varianten zu servieren. So wird desöfteren mal der Fuß vom Gaspedal genommen oder wie in 3/4 von „Tetragrammaton“ düster-doomig Wert auf einen atmosphärischen Aufbau gelegt.

Beim Kanada-Connection-Riffgewitter „The Devil’s Martyr“ (Vocals: SLAUGHTER / STRAPPADO-Frontmann Dave Hewson!) darf dann auch noch Ex-STRAPPING YOUNG LAD / ZIMMERS HOLE-Gitarrist Jed Simon mitshreddern, was auch nur logisch erscheint: So haben ZH bereits auf ihrem zweiten Album dem SACRIFICE-Klassiker „Re-Animation“ mit ihrer Version „Re-Anaconda“ gehuldigt und Sänger Rob Urbinati sollte ursprünglich bei Simon’s Soloknüppelprojekt TENET singen (was aber letztendlich Ex-EXODUS-Frontmann Zetro Souza übernahm). 

Eines hört man „The Ones I Condemn“ zu jeder Zeit an – die Band hat durchaus noch jede Menge Dampf in den Backen und will nicht bloß einen modernisierten Aufguss ihrer alten Alben anbieten, nur um im momentanen Thrash-Revival mitspielen zu können. In gewisser Weise kann man die Scheibe mit dem 2004er MEGADETH-Album „The System Has Failed“ vergleichen: Spielfreude und Energie gepaart mit einem Songwriting-Querschnitt durch die Bandhistorie. 

Wem also die letzten Comeback-Outputs alter Thrash-Rochen wie etwa LAAZ ROCKIT gefallen haben, der dürfte auch an „The Ones I Condemn“ seinen Spaß haben. Old Schooler die noch etwas mit dem Bandnamen anfangen können und / oder den 87er Opferbrocken „Forward To Termination“ im Schrank stehen haben dürfen sowieso bedenkenlos zugreifen. (Devy)

Bewertung: 8,5 / 10

Anzahl der Songs: 11
Spielzeit: 45:57 min
Label: Cyclone Empire Records
Veröffentlichungstermin: 22.01.2010

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