Mob Rules - Radical Peace

mobrules_radicalpeace.jpgWas ist denn mit MOB RULES los? Da hat man sich schön an einen zweijährigen Veröffentlichungsrhythmus gewöhnt, „Temple Of Two Suns“ (2000), „Hollowed Be Thy Name“ (2002), „Among The Gods“ (2004) und „Ethnolution A.D.“ (2006), da lassen einen die norddeutschen Melodic Metaller geschlagene drei Jahre bis zum neuen Album warten. Vorweg: Es sei ihnen verziehen, denn „Radical Peace“ ist ein höchst ambitioniertes Album geworden, das definitiv seine Zeit benötigte. Dabei ist „Radical Peace“ eigentlich noch viel mehr! Es ist schlichtweg DIE Meisterleistung von MOB RULES, ein Werk, das für immer als Referenz angesehen werden muss; eigentlich könnten sich MOB RULES jetzt auflösen, das hier zu toppen, wird sauschwer!

Bei aller Lobhudelei über ein beachtliches und bemerkenswertes Werk sei euch aber gleich zu Beginn gesagt, dass „Radical Peace“ gleichzeitig auch sehr schwierig, und in Teilen auch schwer verdaulich ist; ein Fazit, das man über Melodic Metal Alben normalerweise nicht ziehen muss. Das liegt vor allem an dem losen textlichen Konzept, das einige der 7 „Radical Peace“ Songs miteinander verbindet. So handelt der Opener „Children Of The Flames“ von den Experimenten des KZ-Arztes Josef Mengele, „Warchild“ von den Gräueltaten des Vietnam- und des Irakkrieges und die 18-minütige Übernummer „The Oswald File“, wie der Titel bereits andeutet, von Lee Oswald und dessen Attentat auf J.F. Kennedy. Puh, schwere Kost.
Die restlichen vier Songs sind nicht ganz so dramatisch, im Vergleich zu typischen Power Metal Inhalten, können sich die Lyrics aber trotzdem hören und lesen lassen. So geht’s in „Astral Hand“ um Michelangelo, in „Trial By Fire“ dreht sich alles um Hexenjagd und im abschließenden „The Glance Of Fame“ widmet man sich dem Abenteurer Steve Fossett.
     
Soviel zur inhaltlichen Seite von „Radical Peace“, nun zum musikalischen Teil, und der präsentiert MOB RULES erneut als deutsche Antwort auf SAVATAGE (der epische Bombast), IRON MAIDEN (der Songaufbau), DIO (die Hooklines), oder um im Lande zu bleiben auf EDGUY. 
Schon der Opener „Children Of The Flames“ beginnt für eine Power Metal Scheibe recht unüblich, kein Intro, kein Geschwafel, keine Spur von Doublebass. Unmittelbar setzt der kraftvolle Gesang von Klaus Dirks ein, der nach einigen Sekunden in einen Mid-Temorocker überleitet, der den Hörer bereits auf alle Höhen und Tiefen mit nimmt, die es im Laufe der gut 50 Minuten zu entdecken gibt. Stark! Das folgende „Trial By Fire“ beginnt mit einem atmosphärischen, ganz deutlich von IRON MAIDEN beeinflussten Gitarren-/Basspart, und entwickelt sich dann im wahrsten Sinne des Wortes flott zu einer typischen MOB RULES Hymne mit tollem Refrain weiter.

„Warchild“ kommt anschließend, thematisch passend, deutlich düsterer und dramatischer daher, und weiß vor allem wegen des einmal mehr grandiosen Refrains und den immer wieder eingestreuten Orchestersounds, die sehr amtlich klingen, zu überzeugen. SAVATAGE lassen an dieser Stelle grüßen, und damit meine ich nicht nur das einleitende Piano. Vergleichsweise leichte Kost ist danach, das bereits im Vorfeld veröffentlichte, „Astral Hand“, das MOB RULES erneut von ihrer härteren Seite präsentiert. Und dann kommt er, der Übersong von „Radical Peace“: Das mehrteilige „The Oswald File“. Ich sag mal, muss man einfach gehört haben, von daher erspare ich mir jedes weitere Wort über dieses Kino für die Ohren.  

Die nun noch folgenden zwei Songs können das bisherige Niveau, wen wundert's, dann nicht mehr ganz halten, gerade „Waiting For The Sun“ wirkt im Vergleich zu seinem Vorgänger irgendwie zu einfach und unspektakulär, was im Gesamtkonzept aber durchaus Sinn macht. Dafür weiß die abschließende Nummer „The Glance Of Fame“, die erneut recht bombastisch ausfällt, sehr zu gefallen. Ein wirklich würdiger Abschluss für ein überragendes Album, das ich in dieser Form von einer Band wie MOB RULES nicht erwartet hätte, die ich zwar schon seit „Temple Of Two Suns“ Zeiten höre und respektiere, die mich bislang aber eher wenig emotional berühren konnten. Bärenstarke Leistung Jungs, Respekt! (Maik)


Bewertung: 9 / 10

Anzahl der Songs: 7
Spielzeit: 53:03 min
Label: AFM Records
Veröffentlichungstermin: 13.11.2009          
Kategorie: CD-Reviews