Böhse Onkelz - Adios

Eine der erfolgreichsten deutschsprachigen Rockbands aller Zeiten nimmt ihren Hut, jedoch nicht ohne ihr Abschiedsalbum entsprechend zu promoten. Wochen vor der Veröffentlichung wurde schon die Werbetrommel gerührt und es gab ein großes Interview in einem führenden deutschen Rock-Magazin, ohne dass auch nur ein Ton der neuen Scheibe dem geneigten Fan bekannt gewesen ist. Nun ist "Adios" endlich veröffentlicht und wird wahrscheinlich direkt wieder auf der Eins in allen Regalen stehen. Zum letzten Mal haben die vier Frankfurter es also geschafft.

Auf der Scheibe sind 15 Stücke, eine ordentliche Anzahl also. Los geht's mit "Feuer", einem typischen ONKELZ-Eröffnungssong nach dem Motto "Hier sind die Onkelz". Hat ne nette zweistimmige Einlage im Chorus.
Danach gibt es mit "Immer auf der Suche" einen temporeichen Song, ebenfalls in typischer, moderner ONKELZ-Manier.
Das folgende Lied "Superstar" ist hingegen weniger gelungen. Inhaltlich geht es dort um den peinlichen, aber zur Zeit in Deutschland nicht klein zu kriegenden Superstar-Hype, der Text ist jedoch ziemlich mies und der Song insgesamt recht flach.
Die Ballade "Sowas hat man" ist da wieder besser, jedoch haben die ONKELZ auch schon bessere ruhige Songs geschrieben. Dieser hier hat eine ziemlich untypische Songstruktur mit Hintergrundchor und netten verzerrten Gitarren.
Weiter geht's mit ein paar sehr guten und typischen ONKELZ-Songs. Dem schnellen und lockeren "Ja ja" folgen die temporeich abwechslungsreiche Nummer "Lass mich gehn" und das rotz-rockige und aggressive "Fang mich". Danach kommt mit dem recht hintergründigen Song "Einmal" die nächste Ballade.
Das folgende Stück "Kinder dieser Zeit" spiegelt in gewisser Weise die Situation wieder, in der die BÖHSEN ONKLEZ heutzutage stecken. Es wirkt wie eine typische Straßen-Oi!-Nummer, die nach 25 Jahren neu aufgespielt wird, musikalisch und qualitativ dem damaligen Stand weit enteilt, aber unverkennbar sich selbst treu geblieben.
Das anschließende "Hass-tler" ist textlich der Quoten-Beweis dafür, dass sich die ONKELZ von ihrer dubiosen Vergangenheit abgewendet haben, es ist vom Song her eher langweilig, hat aber gutes Gitarren-Solo.
Der Song "Onkelz vs Jesus" ist die erste Single-Auskopplung von "Adios". Das Stück ist vom Text her ziemlich scheiße, hat aber Hit-Qualitäten, deshalb wohl eine gute Wahl.
Direkt im Anschluss kommt dann die nächste Ballade, sie trägt den Namen "Überstimuliert". Dies ist das mit Abstand beste Lied der Platte, textlich sowie musikalisch herausragend, wenn auch vielleicht etwas sehr experimentell. Ein absoluter Anspieltipp.
Nach dem sehr gediegenen "Prinz Valium" kommt dann mit "Ihr hättet es wissen müssen" ein angemessener Abschieds-Song. Die letzten Zeilen der Scheibe lauten "Wir nehmen unseren Hut - Alles wird gut", oh Mann, ging das nicht etwas weniger pathetisch? Die Scheibe klingt aus mit "A.D.I.O.Z.", einem Akkustikgitarren-Instrumental.

Nun ist eine erfolgreiche Karriere mit einem angemessenen letzten Studioalbum gekrönt worden. Im Gesamteindruck ist es vergleichbar mit den beiden Vorgängern "Ein dunkles Märchen" und "Dopamin", nicht mehr so straight daherkommend wie in früheren Tagen, dafür aber musikalisch weit besser. Und immer noch prollig und polarisierend ohne Ende. Nun treten die vier Urgesteine also ab. Sie haben definitiv versprochen, niemals ein Comeback zu starten. Ob sie es halten?

Ergänzend ist noch anzumerken, dass es die Platte in einer Version mit Bonus-DVD gibt, auf der das komplette Album mit sehenswerten Animationen unterlegt ist. Weiterhin gibt es auf der DVD ein Making-Of zum Album, ein Interview sowie den Clip zu "Onkelz vs Jesus".

Für eine gute, eingängige und rockige Platte mit den paar angesprochenen Schwachpunkten gibt es 7,5/10. (Thomas)


Bewertung: 7,5 / 10

Anzahl der Songs: 15
Spielzeit: 57:02 min
Label: regel 23
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