Brainstorm - Memorial Roots

Mehrfach-Wertung der Redaktionbrainstorm_memorialroots.jpgBRAINSTORM und Metal Blade, diese langjährige Zusammenarbeit ist nach fünf gemeinsamen Alben zwischen 2000 und 2008 inzwischen Geschichte. Das aktuelle achte Studiowerk der süddeutschen Power Metaller erscheint nicht mehr bei der ehemaligen Stahlschmiede aus Eislingen, die damit ihr letztes Zugpferd in Sachen traditionellem Metal verliert und mehr und mehr zum Trendlabel mutiert (aber das nur am Rande), sondern bei AFM Records. Ob dieser Wechsel ein Rück- oder ein Fortschritt ist, soll jeder für sich beantworten, für BRAINSTORM selber soll die Veröffentlichung von „Memorial Roots“, wie der Titel bereits andeutet, ein Schritt zurück sein, nachdem man für's letzte Album „Downburst“ teilweise herbe Kritik aus dem Fanlager einstecken musste. Wir erinnern uns, einigen war die modernere Ausrichtung und der zeitgemäßere Sound von „Downburst“ ein Dorn im Auge.

Wie auch immer, eines muss man allerdings konstatieren. BRAINSTORM waren bislang DIE Konstante in Sachen Power Metal aus Deutschland. Ganz egal, welche Scheibe man aus dem Schrank kramt, seien es die rohen Frühwerke „Hungry“ und „Unholy“, die harten und melodischen Meisterwerke „Ambiguity“ und „Metus Mortis“, die zugänglicheren „Soul Temptation“ und „Liquid Monster“, mit denen man zum ersten Mal Chartluft schnupperte, oder das letzte eben etwas moderner ausgerichtete Werk „Downburst“ - man war und ist begeistert; vielleicht mal mehr mal etwas weniger, egal! Leute, es fällt mir schwer zu sagen, aber diese Zeiten sind vorerst vorbei! „Memorial Roots“ sollte eine fortschrittliche Rückbesinnung werden, und ist eine einzige Enttäuschung geworden!!!

Da fällt es schwer, irgendwo anzufangen, soviel liegt mir im Magen. Bereits der langatmige Opener „Forsake What I Believe“, der von einem unnötig langen pseudoklassischen Intro eingeleitet wird, kommt überraschend, ja sogar schockierend, lahm daher. Wo sind eigentlich die Riffs geblieben? An Mid-Tempo-Opener hat man sich inzwischen ja schon gewöhnt, aber das hier ist eine reine Nummer-Sicher-Nummer, die zwar vieles beinhaltet, wofür BRAINSTORM stehen; das aber um ein Vielfaches schlechter und ideenloser. Ein Zwischenfazit, das stellvertretend für das gesamte Album gilt.
 
Beim folgenden „Shiver“ wird’s ein wenig besser, eine vernünftige, fröhliche und nach vorne gehende Nummer im Stile von „Highs Without Lows“, bei weitem aber nicht so klasse. Mit dem über sechseinhalb-minütigen „The Conjunction Of 7 Planets“ folgt die nächste progressive Mid-Tempo Nummer von „Memorial Roots“ auf dem Fuße, die vor allem wegen des gelungenen Spannungsbogens und der nach wie vor außergewöhnlichen Vocals von Andy B. Franck aufhorchen lässt. Wobei auch diesbezüglich nicht alles in Butter ist, bei einigen Songs von „Memorial Roots“ werde ich das Gefühl nicht los, dass Andy Franck nur mit angezogener Handbremse singt. Aber vielleicht ist das auch nur der „Jorn-Effekt“ und ich habe mich inzwischen satt gehört?

Egal, bei „Cross The Line“ geht’s dann endlich, zum ersten Mal auf „Memorial Roots“, richtig zur Sache, mit Doublebass und allem drum und dran. Leider hält der Refrain nicht ganz, was der Rest des Songs verspricht – da hat man bei sich selber abgekupfert, leider nur schlechter. Oh weh, oh weh!
Der Rest der Scheibe bewegt sich dann qualitätsmäßig irgendwo zwischen „ganz nett“ und „ganz ok“, also irgendwo im Niemandsland! Songs wie „Nailed Down Dreams“, „Victim“, „When No One Cares“ oder "I Would" fallen für BRAINSTORM Verhältnisse EXTREM schwach aus, und lassen jegliches Feuer vermissen. Solch belanglose Songs hat man bislang noch nicht von BRAINSTORM zu hören bekommen. Immerhin „Ahimsa“ gibt zwischendrin mal wieder etwas Gas, was waren das noch Zeiten, als Mid-Tempo Songs noch zur Auflockerung dienten, wirklich überragend ist aber auch diese Nummer nicht.

Damit bleiben gerade mal noch zwei Songs von „Memorial Roots“ übrig, an die man sich in einigen Jahren noch erinnern wird. Zum einen „Blood Still Stains“, das über die alten BRAINSTORM Trademarks verfügt und auch auf „Metus Mortis“ seinen Platz sicher gehabt hätte, und „Final Stages Of Decay“, ein weiterer progressiver Mid-Tempo Song von „Memorial Roots“, der aber über das gewisse etwas verfügt. Wenn man's genau nimmt, ist „Final Stages Of Decay“ sogar eigentlich der EINZIGE der „Memorial Roots“ Songs, der wirklich geil ist. So wie „Nails In My Hands“, „The Healer“, „Tear Down The Walls“, „Blind Suffering“, „Doorway To Survive“, „Inside The Monster“ oder „Falling Spiral Down“ in der Vergangenheit.
       
Dass „Memorial Roots“ in Sachen Songwriting nicht das höchste der Gefühle ist, ich denke das dürfte jetzt jedem klar geworden sein, aber auch die Produktion weiß nur bedingt zu gefallen. Das liegt vor allem an dieser stellenweise beschissenen Drumproduktion, die die (viel zu dumpfe) Snaredrum viel zu weit in den Vordergrund stellt; man höre zum Beispiel mal „Victim“. Nicht nur was das angeht, war mir das Moderne an „Downburst“ zehn mal lieber.
  
Es mag sogar sein, dass BRAINSTORM nach dem zwiespältigen „Downburst“ (das mir damals richtig gut gefallen hat) ihre Fans mit „Memorial Roots“ ein wenig versöhnen werden, es mag auch sein, dass ich in diesem Review den Schwerpunkt auf die negativen Aspekte des achten BRAINSTORM Albums gelegt habe; jemand anderes hätte vielleicht stärker die positiven Seiten von „Memorial Roots“ hervorgehoben. ABER: Verglichen mit mitreißenden Werken wie „Ambiguity“, „Metus Mortis“ oder „Liquid Monster“ ist „Memorial Roots“ nur ein laues Lüftchen, und das macht mich traurig und wütend. (Maik)

 

Bewertung: 6 / 10


Anzahl der Songs: 11
Spielzeit: 55:07 min
Label: AFM Records
Veröffentlichungstermin: 16.10.2009

Wertung der Redaktion
David Bernie Holger Brix Mika Rainer Seb
8 6,5 5 6,5
6,5 7 7
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