Die Plattenfirma lobt das Debüt "This Strange World" der Briten HODSON im Vorfeld regelrecht in den Himmel - da ist "exciting" nur eines der Prädikate für das gut einstündige als "Melodic Hard Rock" gepriesene Werk.
Aber das ist ja eigentlich nichts ungewöhnliches - Klappern gehört schließlich zum Handwerk und so wird ja recht häufig ausnehmend blumig von neuen Releases geschwärmt.
Aufhorchen lässt hingegen der Vergleich mit WHITESNAKE, MAGNUM - und vor allem RAINBOW - nicht zuletzt der Sänger soll wie DIO und Graham Bonnet klingen.
Dieser Sänger ist niemand anderes als Paul Hodson, der sich bislang vor allem einen Namen als Keyboarder gemacht hat - insbesondere bei den Veteranen von TEN oder zuletzt mit Bob Catley - aber auch für SLADE oder HARD RAIN stand er bereits an den Tasten. Nun versucht er sich zusätzlich noch als Songwriter und Sänger - mit Unterstützung eines weiteren Bob-Catley-Recken: Vince O'Regan ist es, der in die Saiten greift.
Komplettiert werden HODSON durch die bislang band-technisch nicht in Erscheinung getretenen Josie Vespa (Bass) und Lynch Radinsky (Drums).

Hodson beweist ein Faible für ausladende Arrangements - von den neun Titeln ist gerade mal einer kürzer als fünf Minuten - bei dem Rest schlagen immer mindestens sechs Minuten und mehr zu Buche - hinreichend Zeit für den Keyboarder, ausgiebige Passagen seines Instruments einzustreuen.
Insgesamt ist "This Strange World" dann auch recht keyboardlastig geraten - insbesondere in der ersten Hälfte schlagen das zwar gut rockende, aber etwas belanglos verlaufende "This Foolish World", das völlig befremdlich beginnende und sich dann positiv entwickelnde "Jelunda", sowie das recht eingängig melodische "The Calling" in diese Nische.
Zu "My Saviour" packt Mr. Hodson erstmalig wirkliche Songwriting-Qualitäten aus und liefert eine abwechslungsreiche Midtempo-Nummer mit ruhigeren Zwischenparts ab - verwunderlich ist bislang nur, dass so keiner der Tracks wirklich an die genannten WHITESNAKE oder RAINBOW erinnert - weder musikalisch noch stimmlich - und auch die teils schwammige Produktion kann nicht damit gemeint sein.
In der zweiten Hälfte von "This Strange World" steigern sich HODSON merklich - zudem drücken die vier immer mehr auf die Tube und verlassen teilweise deutlich den Rahmen "Melodic Hard Rock" - da ist Metal pur drin - angefangen beim angenehm schnellen und mit gelungenen Gitarrenparts versehenen "English Rose", über das etwas hellere und noch gitarrenorientiertere "Shamen Eyes" und das zum Mitbangen verführende "Soulman" - bei dem der Sound allerdings leider wieder sehr dumpf abgemischt ist.
Fast zu einer Art Blasphemie ist die Huldigung der Vorbilder von RAINBOW geraten - denn ihre Version vom 1976er Titel "Light In The Black" ist zwar akzeptabel rockig, aber derart breiig, dass sich der gute Ritchie Blackmore vermutlich sämtliche Haare ausreißen würde, spielte man ihm dieses vor - und auch gesanglich kann Hodson zu keinem Zeitpunkt mit dem damals in Bestform agierenden DIO konkurrieren. Derjenige, der das Original nicht kennt, wird vermutlich etwas positiver denken...
Einen würdigen Schlusspunkt setzen HODSON dann aber durchaus mit dem ruhigen und majestätischen "The Swan", was fast Gänsehautcharakter verströmt - hier passt einfach alles - von genialer Gitarrenarbeit bis zum charismatischen Gesang.

HODSON haben insbesondere mit dem letzten Titel gezeigt, welches Potential in der Band steckt - leider kommt dies bei mehreren vorangehenden Songs nicht zum Vorschein - zudem schwächelt "This Strange World" nicht unerheblich an der schwammigen Produktion - Mr. Hodson wäre bei einer weiteren Scheibe sicher gut beraten, diese Aufgabe in andere Hände zu legen.
Die große Ankündigung als neue WHITESNAKE / RAINBOW klingt maximal sehr unterschwellig an - das Album ist viel metallischer als erwartet - zeitweise erinnert es eher an alte STORMWITCH, vielleicht ein wenig an das, was GARY HUGHES letztens mit seiner Rock-Oper abgeliefert hat, gewürzt mit einer guten Prise ARP.
"Melodic" ist die Scheibe sicher - und daher auf jeden Fall ein Tipp an Fans des Genres.

Anspieltipps: "My Saviour", "Shamen Eyes", "The Swan" (Naglagor)

Bewertung: 6,5 / 10



Anzahl der Songs: 9
Spielzeit: 58:53 min
Label: Frontiers Records
Veröffentlichungstermin: 12.07.2004
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