Theatre Of Tragedy - Forever Is The World

theatre_of_tragedy_-_forever_is_the_world_artwork.jpgZu den großen Verlierern der letzten Jahre gehören zweifelsohne THEATRE OF TRAGEDY. Mitte der 90er als Hoffnungsträger gefeiert, übernahmen sie die Vorgaben von Bands wie PARADISE LOST oder MY DYING BRIDE und definierten mit ihrem Wechselspiel aus Gegrunze und glockenklarer Frauenstimme das Gothicmetal-Genre neu. Doch das Schicksal meinte es nicht gut mit der Truppe aus Stavanger, häufige auch gesundheitsbedingte Besetzungswechsel brachten auch viele Veränderungen in der musikalischen Ausrichtung mit sich.
Über Gothicrock ging es hin zu technoiden Experimenten, welche um die Jahrtausendwende ihren Sound bestimmten. Als dann 2004 Sängerin Liv Kristin ihren Ausstieg erklärte sank das Interesse weiter, obwohl mit Nell Sigland ein gleichwertiger Ersatz gefunden wurde. Dazu kommt, dass die Fans zuletzt dreieinhalb Jahre auf neues Material warten mussten, so auch dieses Mal, nun steht aber „Forever Is The World“ nach mehrmaligen Verschiebungen vor der Veröffentlichung.

Hört man sich die letzte Scheibe „Storm“ an, so sind die Veränderungen seitdem eher geringfügig und auf den ersten Blick gar nicht direkt zu vernehmen. Das könnte auch daran liegen, dass sich das Line-Up seitdem stabil gehalten hat. Wenn man aber weiter zurück blickt, dann stellt man fest, dass eben der damals eingeschlagene Weg fortgeführt wurde. Alte Fans von „Velvet Darkness They Fear“ brauchen trotzdem nicht zu frohlocken, die hartmetallische Schiene wird wohl nicht mehr bedient werden.
Nicht mehr bedient wird auch die stampfende, fast tanzbare, allzu offensichtliche Elektronik von Drehern wie „Assembly“. Der Wegfall dieser Elemente wurde schon auf „Storm“ voran getrieben und findet nun auf „Forever Is The World“ seine Fortsetzung. THEATRE OF TRAGEDY setzen anno 2009 vor allem auf Atmosphäre denn auf Härte oder pulsierende Synthies.

Zu Beginn schleicht sich ein pumpender Bass mit steigernder Dynamik in die Gehörgänge, bevor Raymond Istvan Rohonyi bei einem seiner seltenen Auftritte mit seinem monotonen Gesang die düstere Färbung fortsetzt. Urplötzlich taucht Nell´s hohe getragene Stimme aus warmen Keyboard-Schwaden auf und führt „Hide And Seek“ ans Licht.
Und genau diese flächigen Muster werden über das ganze Album fortgesetzt, nicht mehr so ätherisch wie beim Opener, dennoch nicht so straff, fast poppig orientiert wie in jüngster Vergangenheit. Man hat wieder Lust an der sanften Klangentfaltung, am Elegischen, an raumgreifenderen Arrangements.
Bei „Tranistion“ dringt das typische Piano unterschwellig in Synthesizer-Spielereien ein, webt mit den zurückhaltenden Gitarren einen dichten Teppich. „Hollow“ wird von hypnotischen Drums und einem zäh zelebrierten Refrain geprägt, und von einer Filmscore-ähnlichen hinaus begleitet.

Ach ja, Gitarren, wir sind ja immer noch ein Metal-Magazin, nein die finden fast nicht statt. Verwunderlich eigentlich, hat man zwei Axt-Männer am Start und keinen Basser, obwohl der die meiste Zeit warm dröhnt. Die sechs Saiten liefern meist flächige Gothic-Akkorde, die sich gut in die vorherrschende Stimmung einbetten. Ab und an dürfen ein paar tiefe Riffs an den Mann gebracht werden, insgesamt sind sie nicht die tragenden Säulen.
Die ist eigentlich der wuchtige Gesamtsound, der vor schönen Harmonien strotzt. Leider hat man es bei all den Verzierungen nicht immer geschafft durchgehend starke Songs zu schreiben. So bleibt ein Album, das man toll genießen kann, einen einschmeichelt, von dem aber nicht allzu viel hängen bleibt. Eines ihrer besseren ist es dennoch, für diejenigen, die mit der Stilistik etwas anfangen können. (Pfälzer)


Bewertung: 7 / 10

Anzahl der Songs: 10
Spielzeit: 49:26 min
Label: AFM Records
Veröffentlichungstermin: 18.09.2009

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