Evile - Infected Nations

Eevile_infected_nations.jpgVILE gehören eindeutig zu den bisherigen Gewinnern des „Thrash-Booms“. Nach der Veröffentlichung ihres Debüts „Enter the grave“ 2007 folgte eine Reihe von Touren, für die andere Bands ihre Omas verkaufen würden, darunter welche mit EXODUS und MEGADETH. Das Non-Stop-Touren hat die Briten nicht nur bei den meisten Bangern bekannt gemacht, sondern scheinbar auch tiefe Spuren im Songwriting hinterlassen, was „Infected nations“ beweist. 

 

EVILE haben einen Quantensprung vollzogen. „Infected nations“ ist auf weiter Flur beängstigend anders als sein Vorgänger. Regierte auf „Enter the grave“ noch die Old School Thrash Keule auf METALLICA Bay Area Art, scheint der Sound der Jungs aus Birmingham regelrecht explodiert zu sein und das in vielerlei Hinsicht...
Nicht nur überschreiten bis auf eine Ausnahme alle Songs die 5 Minuten - Marke (an sich kein Problem, aber im Thrash Zirkus doch eher ungewöhnlich), was somit auch zur Folge hat, dass es keinen einzigen direkten, kurzen, flotten Thrasher auf der Platte gibt. Dafür wirken die einzelnen Songs wie eine Massenansammlung von Riffs und Rhythmen, was den Zugang zu ihr wahrlich nicht einfach macht. Zum anderen hat Matt Drake massive Stiländerungen in seinem Gesang vorgenommen, die in Kombination mit den überlangen, gut gefüllten Songs in den ersten Durchläufen für hilflose Überforderung sorgen!

Da haben uns EVILE mal einen zähen Brocken vorgeworfen, meine Fresse... Bis man diese Platte in ihrer Gänze fassen kann, benötigt es sicherlich mindestens 10 Komplettdurchläufe. Selbst dann ist es unmöglich, alles in sich aufzunehmen, was hier geboten wird. „Infected Nations“ ist absolut NICHT als gewöhnliches Thrash Metal Album zu verstehen!

Zu Beginn bollert der Titelsong erstmal ganz schön fies ins Mett. Nach einem METALLICA-esken Instrumentalintro hört man zuerst typisches EVILE – Schredder- Riffing, das nach einem fetten Groovepart sehr schnell zu einem fiesen Thrasher ausartet. So weit so gut, so EVILE. Hier geht’s richtig rund, hier wird der Fan mehr als bedient. Drakes veränderte Stimmlage wirft aber bereits hier ein großes Fragezeichen auf die Stirn des Zuhörers. Ganz ganz viel James Hetfield vermischt sich mit einem von DARKANE bekannten monotonen Brüllen. Man muss zugeben, dass man diese Art von stoisch-monotonem Gesang nicht bei vielen Bands hört. Das mag aber auch seine Gründe haben, denn im Laufe des Albums ist es meist der Gesang, der die Nerven strapaziert. Ausladende Songs hin oder her, daran kann man sich gewöhnen, schließlich wird hier qualitativ ordentlich was geboten und auch die Abwechslung kommt nicht zu kurz. Spätestens nach einer ganzen Stunde fragt man sich aber, warum es denn gerade solch ein nerviger Gesang hat sein müssen...

Nun gut, gleich mit „Now demolition“ knallen die Briten uns ihren Albumhit um die Ohren, hier darf durchweg gebangt werden, ein Groovemonster vor dem Herrn, das auch zum Mitsingen wunderbar geeignet ist. Die Uptempo-Thrash Fraktion kommt bei „Nosorphoros“ ganz auf ihre Kosten, hier regiert die fiese Abrissbirne in Ultraschallgeschwindigkeit. Allerdings nicht, ohne ein langes Intro vor zu schieben und den Song auf 5:30 zu ziehen. Ein bis auf die unnötige Länge fantastischer Song.
„Genocide“ und „Plague to end all plagues“ kommen dann ganz ohne flotte Parts aus und stampfen sich im mittleren Tempo behäbig ihren Weg frei. Besonders in diesen zähen Parts kommen allerdings die kleinen Finessen der Briten am besten zum Vorschein. Leadgitarrist Ol Drake ist ein Meister seines Faches und zaubert immer wieder diffuse und höchst interessante Leads und Soli aus dem Ärmel, die die Songs extrem aufwerten.

Der Rest des Albums gestaltet sich ähnlich, man konzentriert sich hauptsächlich auf ausufernde Songs (vor allem beim fast 12 minütigen Schluss-Instrumental), die mit mal schleppenden, stampfend groovenden, mal flotten Thrashrhythmen gespickt sind. Keine Ahnung, warum EVILE sich in ihrer Herangehensweise so verändert haben, man muss ihnen aber zugestehen, dass, wenn man das Debüt NICHT zum Vergleich heranzieht, ihnen dieser Stil nicht schlecht steht!
Die Jungs haben echt was zu bieten und man sollte sich einfach mal in diesen Brocken verbeißen, es kann sich nur lohnen. Manko ist ganz klar der monotone Gesang, der den ein oder anderen sicherlich abstoßen wird, vor allem in der Länge des Albums. Die Länge an sich fällt schließlich nicht nachteilig auf die Band zurück, die Briten verstehen es glücklicherweise, die Abwechslung hoch zu halten und somit auch die Qualität.

Empfohlen sei „Infected nations“ also jedem Thrasher und jedem, der schlicht guten Heavy Metal zu schätzen weiß. Es bleibt sehr spannend, wie sich EVILE im weltweiten Metalzirkus entwickeln und ob der Sprung zum nächsten Album wieder so groß ausfallen wird. Also Leute, lasst euch nicht abschrecken, gebt dieser Platte die Zeit, die sie brauch und ihr habt ein Werk, auf dem es immer wieder etwas zu entdecken gibt. Party on! (Bernie)


Bewertung: 8,5 / 10

Anzahl der Songs: 9
Spielzeit: 59:23 min
Label: Earache Records
Veröffentlichungstermin: 21.09.2009  

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