Grendel - A Change Through Destruction

grendel_actd_cover_sm.jpgFinnland kristallisierte sich in den letzten Jahren immer mehr als unerschöpflicher Pool an immer neuen Bands heraus. GRENDEL, nach einer Figur aus der Beowulf-Sage benannt, sind bisher außerhalb der Grenzen Suomis noch nicht sonderlich in Erscheinung getreten, in ihrer Heimat sieht es indes ganz anders aus. Nach sechs Demos und unzähligen Gigs erschien 2006 eine selbstfinazierte CD, und auch das offizielle Debüt erschien bislang nur dort, erklomm aber Platz 19 der Charts. Nun bringen Firebox „A Change Through Destruction“ auch hierzulande heraus, mit massig Vorschusslorbeeren der Art „so sollten AMORPHIS heute klingen“ im Gepäck. Damit dürfte die musikalische Marschrichtung klar sein, wie sehr ihre Version des melodischen Todesbleis sich von der ihrer berühmten Landsleute unterscheidet muss man mal sehen oder besser hören.

Schon das Keyboardintro von „One Desire“ und die nachfolgenden Lead-Fills legen die groben Direktiven fest, schwer in der melancholischen Melodieführung wie sie nur Finnen zu Eigen ist sind GRENDEL verankert. Ein (noch) archetypischer Song, wie er auch INSOMNIUM und Konsorten gut zu Gesicht gestanden hätte, immer schön treibend, mit der nötigen Härte und rauen Growls.
Das folgende Titelstück spannt mit den doomigeren, leicht orientalisch folkloristisch angehauchten Riffs noch mehr den Bogen zu den oben genannten Vorbildern. Dazu kommen erstmals cleane, hymnische Refrains zum Einsatz. Das Wechselspiel der beiden Stimmlagen beherrscht Frontmann Mikko Virtanen äußerst gekonnt, dazu bringt es den Songs die nötige Variabilität.

Und da fängt man an sich von den bisher genannten Querverweisen etwas abzuheben, was natürlich aufgrund der Herkunft nicht immer gelingt. Bei Nummern wie „Another Link In The Chain“ kann man jedoch mit einer ungewohnt rockigen Note aufwarten, was die Songs gut ins Gehör bringt. Die oben angesprochenen Refrains passen sich dieser Eingängigkeit an, wirken schmissig, und klingen manchmal ein wenig wie, kein Witz, die kanadischen Rocker von NICKELBACK, in dem Kontext aber sicher nicht mal unpassend.

Darüber hinaus warten die Sechs mit vielen kleinen Ideen auf, die immer schön in die Kompositionen integriert werden. So fallen gerade ruhigere Nummern wie „The Deaf Cult“ und die von einer prägnanten Basslinie geführte Single „Half Life“ nicht zu sehr aus dem Rahmen, sondern fügen sich sehr schön in das Gesamtbild ein.
Gleiches gilt für thrashigere Anklänge wie in „Trapped Inside“ oder Ausritte in proggigere Gefilde der Marke „Quicksand“. Am Ende zeugt das sphärische Instrumental „Moment Of Silence“ noch ein wenig von ihrer Vorliebe für TIAMAT und OPETH.

Gut in Szene gesetzt wurde das alles von dem viel als Produzenten tätigen THUNDERSTONE-Gitarrist Nino Laurenne, der „A Change Through Destruction“ auch einen knackigen Sound verpasste. Auch spieltechnisch ist man voll auf der Höhe, die Vielzahl der Auftritte fällt beim Zusammenspiel positiv ins Gewicht. Das gilt vor allem für das Axt-Gespann Mika Kivi und Jussi Kraft, das sehr dynamisch zwischen nach vorne drängender Rhythmusarbeit und feinfühliger Soloeinlagen abwechselt.

Um abschließend noch einmal auf die Eingangsfrage zurück zu kommen, was sie viel anders machen als AMORPHIS heute: Vieles und doch wenig. Denn wenn sich viele Fans über deren Entwicklung echauffieren liegt das vor allem am schwindenden Härtegrad seit ihren beiden ersten Alben. Doch damit können GRENDEL auch nicht dienen, nur mit anderen Einflüssen, die sie in ihrer Musik verarbeiten. Mir liegt an derlei Vergangenheitsbehaftung nur wenig, wer auf gute, abwechslungsreiche, durchaus eigenständige und im melodischen Death-Sektor wurzelnde Metalmusik steht, der sollte dieser Scheibe auf alle Fälle eine Chance geben, denn qualitativ stehen sie nicht hinter den starken Exponaten eben jener zurück. (Pfälzer)


Bewertung: 8 / 10

Anzahl der Songs: 10
Spielzeit: 47:45 min
Label: Firebox
Veröffentlichungstermin: 04.05.2009

Kategorie: CD-Reviews