"Es wird mal wieder Zeit für ein überraschendes, musikalisches  Highlight!" dachte ich mir letztens und bekam auch kurz darauf prompt die neue LONG DISTANCE CALLING auf meinen Schreibtisch. Hm, diese zwei Nasen kenn ich doch! Gemeint sind Janosch und Flo von MISERY SPEAKS, die sich bei LDC abseits vom Todesblei musikalisch austoben und ihre experimentelle Seite ausleben können. 
"New Art Rock" nennt das Quintett seinen Stil und mit dieser Bezeichung kann auch ich mich gut anfreuden - diese 6 Songs erzählen nämlich Geschichten, Geschichten, denen man durch einmaliges Hören sicherlich nicht auf die Schliche kommt, sondern deren Genuss ein intensiveres Hörerlebnis braucht - also: Kopfhörer eingestöpselt und losgelegt!

Und auf geht´s in eine fast einstündige Reise, die dem Hörer eine bunte Welt und einen aufregenden Trip durch verschiedene Klangfarben, Dynamiken und Sphären eröffnet. Zumeist in Überlänge (kein Song hat weniger als sieben Minuten Spielzeit) decken die Jungs aus dem Münsteraner Raum das rockige Spektrum gekonnt und auf hohem Niveau ab: Die härteren Double-Bass-Passagen von "I know you, Stanley Milgram!" sitzen genauso wie die verträumt-schwebenden Ambient-Klänge (z.B. im Beginn von Letztgenanntem oder beim Opener "Apparitions").
Das Gespür für mitreissende Songaufbauten ist nahezu beängstigend stark!

Hatte ich eigentlch schon erwähnt, dass es sich hier um ein Instrumental-Projekt handelt? Nein? Dann tu ich dies jetzt: Und das hebt LONG DISTANCE CALLING natürlich noch ein gutes Stück vom Gros anderer Bands ab. Die verarbeiteten musikalischen Einflüsse sind allenfalls zu erahnen und zeugen von hoher Eigenständigkeit und Kreativität. Eine Ausnahme gibt es allerdings doch: Beim Track "Nearing Grave" hat niemand Geringeres als Jonas Renske von KATATONIA seine Stimme beigesteuert - alleine deshalb ein weiterer Höhepunkt auf "Avoid the Light".

Da jeder Titel für sich ein besonderes Stück Musik bedeutet, wollte ich eigentlich Keinen besonders hervorheben, denn das Niveau und der Unterhaltungswert der Scheibe ist durchweg hoch und so zündet "Avoid the Light" sowohl in seiner Gesamtheit, als auch in den einzelnen Tracks - ich bin wie ihr lesen könnt restlos begeistert!
"Avoid the Light" ist für mich bisher DIE Überraschung des Jahres, umso besser, daß ich die Jungs auch bald live vor OPETH in Wiesbaden zu sehen bekomme!

(Brix)

Bewertung: 9 / 10

Anzahl der Songs: 6
Spielzeit: 54:52 min
Label: Super Ball Music / SPV
Veröffentlichungstermin: 24.04.09