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solstafir-kold-sm.jpgAuf die neue Scheibe der Isländer habe ich mich im Voraus schon ganz besonders gefreut. Der Vorgänger "Masterpiece of Bitterness" wusste mich durch seine unorthodoxen Songstrukturen und der epischen Tiefe bereits sehr zu überzeugen; da steigt meine Gier nach "mehr" von solchen Kapellen ins Unermessliche.
In 15 Jahren Bandgeschichte ist "Köld" zwar erst das dritte Album, das bei SOLSTAFIR über die Longplay-Distanz geht, aber in diesem Fall wiegt die Qualität die Quantität allemal auf.
Denn auch das neue Album wird den SOLSTAFIR-Liebhaber Tränen der Verzückung in die Augen treiben, soviel kann ich schon im Voraus verraten!

In den acht Songs, die sich über die stattliche Spielzeit von 70 Minuten verteilen, zelebrieren die vier Inselmannen wieder ein Feuerwerk an Emotionen, Epik und Abwechslung, daß man am Liebsten die Endlosschleife anstellen wollte - es gibt so vieles mit jedem Durchlauf zu entdecken! Aber schön der Reihe nach.

Schon der erste Track "78 Days in the Desert" mutiert zum hypnotischen Achteinhalb-Minuten-Instrumental und reisst durch seinen treibenden Rhythmus den Hörer in einen Strom, der erst durch die klagenden Vocals im nachfolgenden Titeltrack abflaut - Großartig! Und eben dieser Titeltrack hat es ebenso in sich: In Erinnerung an alte MY DYING BRIDE reihen sich doomige Gänsehaut-Melodien und Orgel-Klänge zum elegischen Gesang und enden in einem intensiven Crescendo - ebenso mehr als hervorragend!

Ja, ich weiß, ich werfe mit Superlativen um mich, aber das hat diese Scheibe verdient. Denn ohne Atempause kommt mit "Pale Rider" der nächste Hammer: Eine zu PRIMORDIAL weisende Songstruktur, erneut dicht gepackte Gitarrenwände und schwarzmetallische Rasereien erzeugen eine einzigartige Atmosphäre und auch "She destroys again" geht ohne stumpf zu prügeln sehr schön nach vorne los.

Zeit zum Durchschnaufen, "Necrologue" kommt dazu gerade recht! Wieder ein sehr doomiges Stück, das wohlige Schauer zu erzeugen weiß. Und trotz des langsamen Grundtempos wirkt eine stetige Dynamik gegen eventuell entstehende Langeweile.
Mit "World Void of Souls" folgt dann der Grund, warum ich für "Köld" nicht die Höchstnote zücke: Erst nach rund neun Minuten wabernden Klangsphären nimmt der Song Fahrt auf; ein wenig zuviel des Guten. Dafür läutet die Steigerung in den letzten 3 Minuten des Songs in NEUROSIS-Manier ein hypnotisches Finale ein, welches gar mit tiefen Männerchören unterlegt ist.

Der kürzeste Track des Albums "Love is the Devil (and I´m in Love)" zeigt, daß SOLSTAFIR auch in weniger als fünf Minuten einen intensiven Song schreiben können - KATATONIA lassen hier grüßen.
Beschlossen wird "Köld" vom progressiven "Goddess of the Ages, welches mit der ausgedehnten Spieldauer von fast 13 Minuten die Isländer wieder in alter Manier zeigt und eine Achterbahn der Gefühle erzeugt. Ein würdiger Abschluss dieser sehr, sehr geilen Scheibe.

SOLSTAFIR wird eine Liebhaber-Band bleiben. Aber Diese werden auch den Kauf von "Köld" mitnichten bereuen. Auf kommerzielle Ziele scheißend, zelebriert die Band sich selbst in unnachahmlicher Art. Fans der genannten Bands dürfen gerne ein paar Ohren riskieren, sie werden es nicht bereuen. Aber Vorsicht: Massive Suchtgefahr!!

(Brix)

Bewertung: 9 / 10

Anzahl der Songs: 8
Spielzeit: 70:33 min
Label: Spinefarm Records / Soulfood
Veröffentlichungstermin: 27.02.2009

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