Nashville Pussy - From Hell To Texas

nashvillepussy_fromhelltotexas.jpgWaren NASHVILLE PUSSY bislang ein Garant für Veröffentlichungen im Zweijahrestakt, so ist es in den letzten Jahren ruhig geworden um die Band aus Georgia. Sorgten umstrittene Alben wie „Let Them Eat Pussy“ oder „High As Hell“ Ende der Neunziger dafür, dass NASHVILLE PUSSY in aller Munde waren, so lässt sich nicht wegdiskutieren, dass sich die Band seit dem 2002er Album „Say Something Nasty“ eher auf dem absteigenden als auf einem aufsteigenden Ast befindet. Das letzte reguläre Album „Get Some“ liegt jetzt auch schon fast 4 Jahre zurück; eine lange Zeit.
Doch für die überschaubare Zahl der Southern Rock'n'Roll Fans hat das Warten jetzt ein Ende, denn in Form von „From Hell To Texas“ liegt inzwischen das fünfte Studioalbum des erfolgreichsten gemischten Doppels der Rockgeschichte vor. Gerne würde ich an dieser Stelle nun schreiben, dass sich die Auszeit gelohnt hat, und NASHVILLE PUSSY stärker denn je zurück sind, aber das wäre nur die halbe Wahrheit. So langsam machen sich leichte Abnutzungserscheinungen im Camp der PUSSY bemerkbar; immer eine Gefahr, wenn man über viele Jahre sein Ding auf dieselbe Art und Weise durchzieht. Veränderung ist für NASHVILLE PUSSY genau so ein Fremdwort wie für AC/DC, MOTÖRHEAD oder SAXON.

Nicht dass wir uns falsch verstehen, weder setzen NASHVILLE PUSSY auf „From Hell To Texas“ komplett auf die sichere Nummer, noch ist die Scheibe wirklich schlecht (wie man bereits an der Bewertung sehen kann), aber man kann nicht von der Hand weisen, dass ein wenig das Feuer fehlt. Für mich persönlich ist „From Hell To Texas“ ein Stück weit zu entspannt und kantenlos ausgefallen. In Sachen Lyrics mag man noch die rebellische, provozierende und spaßige Haltung der ersten Alben besitzen, in Sachen Songs bewegen sich die Amis mehr und mehr hin zu einer gutklassigen, aber nur minder aufregenden, Südstaaten-Blues-Band. 
 
Doch genug gemeckert, unter den 12 Songs befinden sich noch genug Perlen wie das wissenschaftlich fundierte „Dead Man Can't Be Drunk“ oder die sehr kurze, und ausnahmsweise mal ernste, Mitsinghymne „Late Great USA“. Eröffnet wird „From Hell To Texas“ hingegen von der coolen DEEP PURPLE Hommage „Speed Machine“, „Highway Star“ ich hör dich trapsen; gefolgt vom energischen Quickie „From Hell To Texas“ (hat ein wenig von MOTÖRHEAD). Von Texas bis zur Hölle ist es ja nur ein Katzensprung. Danach wundert man sich, warum „Drunk Driving Man“ von galoppierenden Pferden eingeleitet wird, und nicht von durchdrehenden Reifen und wundern tut man sich auch beim erstmaligem Hören über die spaßige Country-Blues-Nummer „Lazy Jesus“, mit Mundharmonikasolo und weiblichen Backingsvocals. Trotzdem ganz cool, wie auch das abschließende „Give Me A Hit Before I Go“. 

Bei „I'm So High“ darf man mit Mr. DANKO JONES noch einen prominenten Gast begrüßen, der mit seiner Reibeisenstimme perfekt zu den Südstaatlern passt. Leider ist gerade diese Nummer so was wie der Anfang vom Ende, danach geht’s eher bergab; auf „From Hell To Texas“ befinden sich eben auch 3-4 Langweiler, wenn man bei einer so positiv eingestellten ehrlichen Rock'n'Roll Kapelle überhaupt von Langeweile sprechen darf. Aber „I'm So High“, „Ain't You Business“ oder „Stone Cold Down“ sind für mich genau die Nummern, bei denen das bereits erwähnte Feuer fehlt.  
Genau wie bei der überflüssigen 0815 Nummer „Why Why Why“, die ziemlich nervt, und im Übrigen keine (!) Coverversion des gleichnamigen Hits der KELLY FAMILY ist (dabei ist der Refrain  genauso einfallslos). 

Aufgenommen wurde „From Hell To Texas“ in Texas, wen wundert's, in den Studios der Countrylegende Willie Nelson, und die furztrockene Produktion passt wie die Faust aufs Auge zu den erdigen Songs, und hat so viel mit einer modernen Rockproduktion zu tun wie der Studiobesitzer mit zünftiger Metalmucke.

Wie ist „From Hell To Texas“ nun einzuordnen? Die eingefleischten Pussy Liebhaber (also die aus Nashville) werden mit Sicherheit erneut zufrieden gestellt werden, mehr aber auch nicht. Musikliebhaber der härteren Machart, die bislang noch nichts mit der Musik der Amerikaner anfangen konnten, werden durch „From Hell To Texas“ noch weiter abgeschreckt werden, denn NASHVILLE PUSSY bewegen sich noch mehr in die bluesige Richtung. Dank der nach wie vor einzigartigen Röhre von Blaine Cartwright, dank der nach wie vor tollen Gitarrenarbeit von Gattin Ruyter Suys (man höre nur die Soli), dank den nach wie vor provozierenden und nicht ganz Ernst zu nehmenden Texte und nicht zuletzt dank einiger cooler Hymnen, ist „From Hell To Texas“ trotzdem lohnenswert, wenn auch kein Meisterwerk. (Maik)


Bewertung: 7 / 10

Anzahl der Songs: 12
Spielzeit: 38:50 min
Label: Steamhammer/SPV
Veröffentlichungstermin: 13.02.09   
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