Wardruna - Gap Var Ginnunga

wardruna_gapvarginnunga.jpgEs ist noch gar nicht lange her, da habe ich mein Review zur HAUK Scheibe „To Hear The Trumpets Call“ mit den Worten begonnen, dass dies das Mieseste sei, was ich in den letzten Jahren zu hören bekommen habe. Tja, was soll ich sagen, gerade einmal 2 Wochen später muss ich mich korrigieren, denn was WARDRUNA auf ihrem Debüt abliefern, ist fast unerträglich und zehrt mächtig an den Nerven. Das liegt noch nicht einmal daran, dass bei WARDRUNA schlechte Musiker involviert sind, dass WARDRUNA uninspiriert zu Werke gehen oder dass „Gap Var Ginnunga“ schlecht produziert ist. Das Hauptproblem des WARDRUNA Debüts liegt schlicht und einfach darin, dass die Musik nicht nur nichts und nochmals nichts mit Metal zu tun hat, sondern auch von herkömmlicher Musik meilenweit entfernt ist. Stattdessen gibt’s auf „Gap Var Ginnunga“ eine belanglose, extremst überambitionierte nordische Folklore zu hören (oder so etwas in der Art), die man mal den Amis zuspielen sollte. WARDRUNA als Quälwerkzeug in Guantanamo, das ist es!

Musikalischer Kopf und Bandgründer von WARDRUNA ist Einar Kvitrafn Selvik (Ex-GORGOROTH, SAHG), der sein Projekt WARDRUNA vor 6 Jahren ins Leben rief, um „seine Leidenschaft für das nordische Heidentum und Runen mit Musik“ zu kombinieren. Unterstützung für diesen Weg fand er u.a. in Gaahl (GORGOROTH) und zwei weiteren Beteiligten, die mir Leid tun, für alle Ewigkeit mit so einem Scheiß in Verbindung gebracht zu werden. Und das Schlimmste ist, „Gap Var Ginnunga“ ist erst der Anfang, der erste Teil der sog. „Runaljod“-Trilogie. In den nächsten Jahren sollen mit „Yggdrasill“ und „Ragnarock“ noch zwei weitere Alben folgen, um des Meisters’ Lebenswerk abzuschließen. Gott, Beelzebub oder irgendein durchgeknallter Black-Metaller, bewahrt uns! Jedes dieser Alben hat das Ziel, acht Runen des altnordischen Runenalphabets musikalisch zu interpretieren. So weit so gut, man kann schon erkennen, in „Gap Var Ginnunga“ steckt eine ganze Menge Herzblut drin. Aber was hilft das, wenn die Musik einen notorischen Brechreiz verursacht.

Wie bereits angedeutet, hat „Gap Var Ginnunga“ mit Black Metal oder Heavy Metal, gar mit „gewöhnlicher“ oder „normaler“ Musik nichts zu tun, da hilft es wenig, dass Kvitrafn und Gaahl einmal hohes Ansehen in der Metalszene genossen haben. Der Infozettel preist „Gap Var Ginnunga“ mit folgenden Worten an: „Der Stil könnte noch am besten mit einer ungewöhnlichen Mischung aus Folk, Weltmusik und Ambient beschrieben werden, jedoch ohne die manchmal eng gesteckten Grenzen dieser Richtungen.“ Aha, ungewöhnlich stimmt jedenfalls. Ich muss gestehen, als weltoffener Mensch kann ich sowohl mit Folk als auch mit Weltmusik als auch mit Ambient was anfangen, bei den Klängen von WARDRUNA dreht sich bei mir nur der Kopf und der Magen und ich sehne mich nach einem Strick.
Seien wir mal ganz ehrlich und sachlich. Wären bei WARDRUNA nicht prominente Weggefährten des Black Metals involviert, es würde sich keine Sau für dieses Projekt interessieren. Im Prinzip ist NECKBREAKER das völlig falsche Forum für so was wie das hier. Und beides völlig zu Recht!

Wer Instrumente wie Gitarren, Bass und Schlagzeug oder herkömmlichen Gesang auf „Gap Var Ginnunga“ sucht, der wird sehr lange suchen und am Ende doch nicht fündig werden. Stattdessen kommen auf dem Album solch seltsame Instrumente wie Maultrommeln, Ziehenhörner, Luren und die Hardanger-Fiedel zum Einsatz. Die Fiedel klingt krumm und schepp, und die Trommel so dermaßen dumpf, dass jeder Schlag einem Hieb in die Magengegend gleichkommt. Diese außergewöhnlichen Instrumente unterstreichen den einzigartigen Charakter dieses Projekts, gut wird es dadurch noch lange nicht. Dazu gesellen sich Klänge von plätscherndem Wasser, von Steinen, Bäumen und Feuer; merkwürdige Chorgesänge, die auch von tibetanischen Mönchen stammen könnten, beschwörende weibliche Gesänge von Lindy Fay Hella und Passagen mit gesprochenen Worten. Gejodel, Gejammer, Gewimmer und Geschrei gibt’s dazu. Die spinnen die Norweger!  

Das vermeintliche Intro „Ár Var Alda“ ist soweit ja noch gerade akzeptabel, aber wenn der zweite Song „Hagall“ genauso wie ein Intro klingt, nein noch langweiliger, noch belangloser, noch nerviger, dann ist etwas faul. Ganz zu schweigen vom dritten und vierten Song… Entschuldigung, das Wort „Song“ ist hier fehl am Platze, „Gap Var Ginnunga“ besteht nicht aus Songs, sondern aus Sounds, Stimmungen und Atmosphären; zumindest theoretisch. WARDRUNA wollen Entspannungsmusik machen, aber diese Klänge machen einen nur wahnsinnig; die fünfzig Minuten fühlen sich wie Stunden an.

Es wird sicherlich Menschen geben, die der Ansicht sind, dass WARDRUNA mit „Gap Var Ginnunga“ etwas Großes erschaffen haben; ein Album, das das visuelle Element in der Musik auf eine neue Ebene hievt. Aber gab es nicht auch Menschen, die vor einiger Zeit FURZE gut fanden?
Ich habe wirklich nichts gegen Experimente, nichts gegen Neues und fühle mich in fast allen Arten der harten und schwermetallischen Musik zu Hause, aber das hier geht gar nicht. „Gap Var Ginnunga“ hätte ein Meisterwerk werden sollen, es ist in meinen Augen eines der übelsten Machwerke der Musikgeschichte geworden. (Maik)

Bewertung: 1 / 10

Anzahl der Songs: 12
Spielzeit: 51:59 min
Label: Indie Recordings/Soulfood
Veröffentlichungstermin: 23.01.2008
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